Nichts übereilen - DU SELBST ENTSCHEIDEST
Hallo Stefan,
das, was Du hier an Input gegeben hast, ist nicht sehr viel. Auch Deine Frage ist ziemlich vage. Wodurch hat der Arzt die Phimose festgestellt? Hat es z. B. beim Zurückziehen der Vorhaut geschmerzt? Oder ging die Vorhaut gar nicht oder nur teilweise zurück? Hat er schon selbst in Deinem Fall von „Beschneidung“ gesprochen? -
In jedem Fall ist es gut und richtig, dass sich das ein Urologe ansieht. Ganz egal, wie stark die Phimose ausgeprägt ist. Je nach dem gibt es dann auch eine unterschiedliche Menge an Therapiemöglichkeiten: Nur dann, wenn „konservative“ Behandlungen (z. B. mit Salben, auch solchen mit Cortison, und Dehnungsversuchen) nach gewisser Zeit keine Besserung bringen, kommt eine Beschneidung unweigerlich in den Blick. Es spielt bis dahin aber KEINE Rolle, ob ein Arzt oder Deine Mutter eine „schnelle Lösung“ wollen und Dich sofort zur Beschneidung drängen. Da Du zwar noch minderjährig bist, aber als 14-jähriger „einsichts- und urteilsfähig“, darf NIEMAND gegen Deinen Willen Deine Beschneidung veranlassen oder durchführen. Du musst das selbst wollen.
Längst nicht jeder Urologe ist „schnell bei der Hand“ mit Beschneidungen. (Es sei denn, der Fall ist extrem eindeutig: Wenn z. B. der Harnstrahl stark eingeschränkt ist oder über längere Zeit erhebliche Entzündungen an Eichel und Vorhautinnenblatt existieren; sowas ist eine eindeutige klinische Befundlage, die in der Regel eine Beschneidung erfordert).
Insbesondere dann ist der Urologe „nicht schnell beim Beschneiden“, wenn der Patient SELBST sagt, dass er ALLE in Frage kommenden Alternativen wissen und drüber beraten werden möchte.
Wie Du an meinen zahlreichen Posts hier sehen kannst, bin ich selbst beschnitten und hatte das Glück, dazu als Zehnjähriger auch gefragt zu werden. Man hat nicht über meinen Kopf hinweg entschieden, obwohl das damals rechtlich noch möglich gewesen wäre. Heute wäre es illegal (google mal das BGB und „Beschneidung“).
Ich bin aber auch durchaus dem Beschnittensein gegenüber sehr positiv eingestellt und gratuliere jedem, der sich letztlich dazu entscheidet, sich von seiner Vorhaut zu trennen. Aber erst nach solider, seriöser ärztlicher Beratung und nach reiflicher Überlegung! Und ohne Fremdbestimmung - durch wen auch immer!
Und - ja:
Sowohl eine „konservative“ Dehntherapie der Vorhaut (die viele Monate dauern kann), als auch die Beschneidung selbst (die OP und die ersten ein bis zwei Wochen danach) gehen nicht schmerzlos über die Bühne. FÜR die Beschneidung spricht dabei tatsächlich der Zeitfaktor: Während eine konservative Therapie eher Monate dauert und der Erfolg nicht garantiert werden kann (nur jede zweite dieser Therapien führt dauerhaft zum Erfolg), ist das Problem nach der Heilungsphase einer Beschneidung tatsächlich erledigt. Also nach etwa 2 Wochen. Allerdings ist dann eben auch die Vorhaut weg. Und DAS sollst und darfst NUR DU ALLEIN abwägen: Will ich den Rest meines Lebens darauf verzichten?