Nadeln nur ins Ohrläppchen?

Hallöchen :) Wie läuft das bei der Ohrakupunktur genau ab? Die feinen Nadeln werden doch wohl nur ins Ohrläppchen gepiekst oder etwa auch im bereich der Ohrmuschel und der Knorpel? Das müsste dann ja doch sehr schmerzhaft sein oder?

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Ohrakupunktur

Nadel im Ohr wirkt auf den ganzen Körper

Der Körper steht im Ohr quasi auf dem Kopf. Zumindest nach dem Konzept der Ohrakupunktur, dass erstmals der französische Arzt Paul Nogier in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts beschrieb. Dahinter steht eine an sich einfache und dennoch bahnbrechende Erkenntnis: Jeder Teil des menschlichen Körpers findet im Ohr seine Entsprechung. Somit lassen sich durch gezielte Reize am Ohr (z.B. mit Hilfe von Nadeln) Störungen im gesamten Körper beheben.


Die Möglichkeiten, die sich mit der Ohrakupunktur ergeben, sind beeindruckend. Grundsätzlich lassen sich alle funktionalen Störungen sinnvoll behandeln. Mit besonderem Erfolg und in zunehmendem Ausmaß wird die Ohrakupunktur in der Schmerz- und Suchtbehandlung eingesetzt. Auch Erkrankungen des zentralen Nervensystems stehen auf einer langen Liste von Indikationen, bei denen sich die Ohrakupunktur als besonders effektiv gezeigt hat. Diese Wirkungen sind relativ einfach zu erklären und plausibel. Die im Ohr erzeugten Reize werden von den drei großen Nerven aufgenommen, die das Ohr versorgen. Die Kerne dieser Nerven liegen im Hirnstamm und sind mit der dort befindlichen so genannten Formatio reticularis - einer entscheidenden Schaltstelle zwischen Gehirn und Körper - verknüpft. So werden alle Informationen ohne Verzug weitergereicht: Das im Ohr ausgelöste elektrische Signal gelangt über die neuronalen Schleifen auf sehr kurzem Weg (und daher fast ungestört) zum Gehirn und über die Nervenbahnen weiter zum entsprechenden Organ im Körper. In der Ohrmuschel werden alle inneren Organe abgebildet. Das Muster entspricht Nogier zufolge einem auf den Kopf gedrehten Fetus. Neben den organspezifischen Punkten existieren am äußeren Ohr auch so genannte "master points", die ohne exakte Spezifität den Gesundheits- bzw. Krankheitszustand des Körpers positiv beeinflussen können.
Aktive Punkte bestimmen

Die reaktiven Akupunkturpunkte müssen individuell ermittelt werden. Dies geschieht durch Palpation (gesteigerte Druckempfindlichkeit) und Messung der erhöhten Leitfähigkeit (verringerter Hautwiderstand). In einer Studie wurde dieses Vorgehen und damit das Konzept von Nogier wissenschaftlich untermauert. Bei 40 Patienten mit spezifischen Schmerzen des Bewegungsapparats wurde der Schmerzort zunächst schulmedizinisch lokalisiert. Ein zweiter Arzt, der die jeweilige Diagnose nicht kannte, nur das äußere Ohr der mit einem Tuch abgedeckten Patienten zu sehen bekam und mit diesen nicht sprechen durfte, stellte eine aurikulare Diagnose durch Palpation und Messung der elektrischen Leitfähigkeit der Haut. Die statistisch signifikante Erkennungsrate der Schmerzlokalisation am Körper lag bei 75, 2%.
Kleine Punkte, große Wirkung

Die Reflexpunkte sind mit einem Durchmesser von 0, 1 bis 0, 3 mm nicht gerade groß und müssen dementsprechend zielgenau z.B. durch Nadeln stimuliert werden. Ein "Treffer" bewirkt mitunter innerhalb von Minuten eine - für die Betroffenen oft kaum glaubliche - Besserung ihrer Schmerzen oder ihrer Beweglichkeit. Mit der Ohrakupunktur steht somit ein medizinisches Verfahren zur Verfügung, dass Diagnostik und Therapie zugleich ermöglicht. Auch wenn es zur Validation ihres simplen Konzepts noch weiterer wissenschaftlicher Evidenz bedarf, lässt die Aurikulotherapie auf eine Art von neuronaler Organisation im Körper schließen, die bisher von der Medizin weder vollkommen verstanden noch genutzt wird.

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