Ich kann auch kaum Menschen ertragen. Im Moment ekeln sie mich geradezu an. Ich mache schon lange eine Psychotherapie, die mir zwar hilft, aber mein generelles Misstrauen gegenüber Menschen auch nicht ändert. Manchmal rede ich tagelang mit niemandem. Während es in mir blüht und alles bunt ist, wirke ich nach außen kalt und abweisend. Ich bin in mir selbst gefangen und sehe mir dabei zu, wie das Leben an mir vorbeiläuft. Wenn man mich auf der Straße sieht, würde man nie darauf kommen, dass ich so einer bin. Ich bin sportlich, gebildet, geschmackvoll gekleidet und finde mich selbst durchaus attraktiv. Zudem sehe ich so aus, als wenn ich Geld hätte, obwohl ich keines habe.
Es ist vollkommen paradox, weil man von so einem Menschen nicht erwarten würde, dass er isoliert lebt.
Ich war nicht immer so, bin im Laufe der Jahre durch psychische Probleme in diesen Strudel geraten. Wenn man heutzutge einsam ist, dann ist es verdammt schwer da wieder herauszukommen. Jeder hat seine Netzwerke, ist auf seine (oft digitalen) Kontakte fixiert. Wo wird noch geflirtet, wo werden ungezwungene Gespräche mit Fremden geführt, ohne dass es gleich komisch anmutet? Wer interessiert sich noch für die Person, die alleine irgendwo sitzt?
Dennoch habe ich mich mit meiner Situation weitgehend abgefunden und versuche sie als etwas Besonderes, etwas Einzigartiges zu begreifen. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, ich würde einen Allgemeinmediziner oder auch direkt einen Psychiater aufsuchen.