Ausrüstung beim Jagdreiten?

Ich reite eignetlich seit ich dneken kann und nun hat mir mein vater angeboten mich auch einmal mitzunehmen zum jagdreiten. Ich habe mich dafür eigentlich nie interessiert würde aber schon gerne einmal mitgehen. Könnt ihr mir sagen was ich zum jagdreiten umbedingt brauche und mitnehmen sollte? Braucht mein pferd dazu spezielle ausrüstung?

Antworten (1)
Ausrüstung

Die wichtigste Ausrüstung ist meiner Meinung nach eine gute Ausbildung und Vorbereitung, wie ich oben schon geschrieben habe ;-).

Zum Springen benötigst du einen geeigneten Sattel. Ich bin zwar auch schon im Dressursattel im Springerfeld mitgeritten, ist aber nicht so toll. Denke daran die Sicherheitsklappe von der Steigbügelhalterung hochzuklappen, wenn du springen willst. Es ist nicht so prickelnd, wenn der Bügelriemen beim Absprung aus der Halterung rutscht. Du mussst dann mit einem Bügel weiterreiten und den anderen Bügel während des Reitens auch noch in der Hand halten. Ziemlich doof.

Ideal ist ein Vielseitigkeitssattel oder ein Springsattel.

Über Gamaschen teilen sich die Geister - ich bin eher dagegen. Wenn Matsch unter die Gamasche kommt, ist das für das Pferd etwa so angenehm wie 20 km Dauerlauf mit Matsch im Schuh. Gamaschen können verrutschen ... Hufglocken (Springglocken) können dagegen nützlich sein, wenn das Pferd dazu neigt sich aufgrund raumgreifender Galoppade von hinten in die Hufbeuge zu treten.

Wenn dein Pferd ein Schläger ist, vergiss die rote Schleife nicht.

Ein Martingal finde ich persönlich nicht so toll - es nimmt dem Pferd Bewegungsfreiheit, die es bei einem Ausrutscher vielleicht bräuchte und dient ja nur dazu Ausbildungsmängel zu kaschieren. Wenn du ein Martingal benötigen solltest, dann arbeite lieber noch ein Jahr an den Fehlern und nimm erst in der nächsten Saison an der Jagd teil. Einen Halsriemen (z.B. von einem Martingal) finde ich ganz praktisch. Falls irgendetwas passiert, z.B. du verlierst die Zügel, kommst in Wohnungsnot, oder hast Konditionsprobleme, dann kannst du dich daran festhalten, gewinnst Sicherheit und Balance und störst dein Pferd weniger.

Das Lederzeug sollte in einem guten Zustand sein: kontrolliere, Zügel, Bügelriemen, Sattelgurt und Sattelstrippen auf Schäden. Ersetze alle spröden Teile. Die reissen immer im Augenblick grösster Belastung, also beim Absprung, oder bei einem Rumpler. Auch wenn sie für die Dressur in der Halle noch lange gut genug wären. Dass der Sattel gut passen sollte und nicht mit einer Sammlung von Gelpads passend gemacht werden sollte, ist klar. Eine Lammfellsatteldecke ist aber eine gute Idee, auch wenn die etwas schade für eine Schlammschlacht ist.

Scharfe Gebisse aller Art sind völlig deplaziert - wenn du dein Pferd nicht mit einer normalen Wassertrense im Griff hast, dann trainiere besser noch ein Jahr und bereite dein Pferd und dich ordentlich vor.

Bitte auch nicht den Sperriemen zu fest anziehen. Ausbildungsmängel sollten nicht mit Leder ausgebügelt werden.

Ganz wichtig ist ein guter Hufbeschlag. In einem herbstlichen Matschloch ist lockeres Eisen schnell weg. Dann kannst du dein Pferd heimführen oder auf einen Hänger warten.

Bei dir ist die solide Reitkappe und feste Stiefel das wichtigste. Schwarz-Weiss sieht natürlich immer gut aus, ist aber nicht so wichtig. Wichtig ist die Wettervorhersage. Bei Dauerregen wird die Jagd nicht nur für dein Pferd sehr anstrengend und etwas gefährlicher (vor den Sprüngen weicht der Boden schnell durch - Rutschgefahr ), sie wird auch für dich sehr kalt. Besser nicht das schicke kurze Turnierjakett, sondern die etwas weniger elegante dunkle Stalljacke, die bis zu den Oberschenkeln geht und gut wärmt. Ich würde auch griffige warme Handschuhe mitnehmen.
In letzter Zeit sind immer öfter Rückenprotektoren zu sehen - das ist Ansichtssache. Auf einer Jagd habe ich noch nie einen getragen. Bei Vielseitigkeits-Lehrgängen und Jagdreit-Lehrgängen schon. Wenn du ein fremdes, nicht so zuverlässiges Pferd reitest, ist eine Protektorenweste eine zwar hässliche und unbequeme, aber dafür vielleicht nützliche Alternative.

Jetzt noch ein paar allgemeine Hinweise: lass dir von alten Hasen erzählen, wie es auf der speziellen Jagd, die du reiten möchtest zugeht. Sind die Galoppstrecken nur so lang wie ein Stoppelfeld, oder mehrere Kilometer lang? Kurze Galoppstrecken sind oft gefährlich. Ich bin genau einmal eine solche Jagd mitgeritten. Da zuckelte ein nervöses, hektisches, unausgelastetes Jagdfeld lange Schrittstrecken. Dann kam das erste Stoppelfeld (500 m lang) mit einem lächerlich winzigen Cavaletti in der Mitte als Hindernis. Der Pulk galoppiert in kopfloser Panik kreuz und quer davon. Hoppelte über das Mini-Hindernis. Ich hatte mein Pferd etwas zurückgehalten, damit die Verrückten vor mir ihren Unsinn treiben konnten und ich in Ruhe springen konnte. Ca. 2 Galoppsprünge vor dem Cavaletti überholte mich ein durchgegangenes Pferd. Mein Pferd schoss vor Schreck auch los. Ich brauchte schon drei, vier Galoppsprünge, um es wieder einzufangen (es wäre ja nicht fair gewesen meinem Pferd einen Insterburger reinzuhauen nur weil die anderen nicht reiten können). Danach wieder ewig langes nervöses Gezuckel, bis zum nächsten Stoppelfeld-Fiasko. Ich bin dann ganz am Schluss geritten, damit mich kein Durchgänger mehr überholen konnte. Bei einer schweren Jagd mit langen Galoppstrecken und ordentlichen Hindernissen ist mir so was noch nie passiert. Da sind die Pferde zufrieden, wenn sie nach einem anstrengenden Galopp verschnaufen können. Das Niveau ist generell höher. Eine dieser Chaotinnen hat mir dann erzählt, sie sei einmal eine super-schwere Jagd geritten, das sei ganz schlimm gewesen, weil ihr Pferd so pullen würde, hätten ihr die Arme wehgetan, weil sie die ganze so fest am Zügel ziehen musste. Daher würde sie nie wieder eine so schwere Jagd reiten. Ich fragte nach dem Veranstaltungsort dieser Jagd und bin noch in der gleichen Saison mit grösstem Vergnügen mitgeritten ;-) Das Jagdfeld war sehr dizipliniert.

Generell sind bei Jagden mit Hunde-Meute die Galoppstrecken lang und schnell, weil es sinnlos ist 500 m kurze Schleppen zu legen. Meuten-Jagden sind also fast immer empfehlenswert.

Es gibt natürlich auch kurze Jagden mit kurzen Galoppstrecken, die friedlich und ruhig ablaufen - bei sowas bin ich auch mal mitgeritten. Es war ein kleines Feld, vielleicht 15 Pferde - vorwiegend kleine, dicke, kurzatmige, Ponies mit abgeklärtem Gemüt (Isländer, Tinker, Friesen, Haflinger, Freiberger und so), zwei, drei ältere Warmblüter waren auch dabei. Mein Pferd stach also etwas heraus und hatte gewisse Mühe hinter den anderen her zu schlurfen. Ich trug schwarz-weiss und passte auch nicht in Bild, weil alle anderen dunkle Stalljacken mit Hosen in einem etwas helleren Braunton anhatten, die meisten in Chaps. Aber es war eine angenehme, entspannte Atmosphäre. Sie hatten ein Begleitfahrzeug, das ein Cavaletti geladen hatte und vorausfuhr. Das Cavaletti wurde immer auf die nächste Wiese gestellt, dann kam unsere Gruppe angetrottet, raffte sich zu einem kurzen Galopp auf und meisterte mit stoischer Ruhe das Cavaletti, das dann sogleich verladen und zum nächsten Stoppelfeld verfrachtet wurde. Das war sozusagen ein herbstlicher Ausritt mit mobilem Cavaletti in einem wunderschönen Gelände. Am Ende gab es ein Fuchsschwanzgreifen, bei dem sich auch keines überanstrengte (ich achtete sorgfältig darauf hinter den anderen zu bleiben, es wäre fies gewesen, ihnen den Fuchsschwanz weg zu schnappen). Der mit Abstand wichtigste und ausgedehnteste Teil war das reichhaltige und leckere Jagdessen mit feuchtfröhlichem Jagdgericht. Ein toller Tag, den ich richtig genossen habe.

Antwort schreiben

Du schreibst diese Antwort nur als Gast. Melde dich an, wenn du bereits ein Profil hast oder werde jetzt Mitglied der paradisi-Community: Kostenlos registrieren

Mehr Beiträge zum Thema