Verständnis, Liebe und Toleranz
Zunächst einmal ist ein Fetisch verhältnismäßig harmlos, sofern er nicht die einzige sexuelle Betätigung ist, sondern „normaler“ Geschlechtsverkehr mit der Partnerin auch noch stattfindet. Schwieriger wird es, wenn nur noch der Fetisch erregt, die Partnerin aber nicht mehr.
Außerdem ist es so, eine fetischistische Neigung hat sich niemand freiwillig ausgesucht, so wie man sich z. B. ein Hobby zulegt. Meist sind es Erlebnisse oder Erfahrungen in der Kindheit, Jugend oder Pubertät, die einen bestimmten Fetisch erzeugen. Dafür kann also niemand etwas. „Heilung“ ist auch nicht einfach und setzt oft jahrelange therapeutische Sitzungen mit ungewissen Erfolgsaussichten voraus und einen sehr hohen Leidensdruck als Motivation eine solche Therapie überhaupt anzugehen.
Hierfür sollte schon eine sehr massive Störung des gesamten Sexualverhaltens vorliegen.
Andererseits hängt es von der Intensität der fetischistischen Veranlagung ab, ob die partnerschaftlich gemeinsam gelebt, oder zumindest toleriert werden kann, oder ob sie augrund einer inakzeptablen Ausprägung eher partnerschaftsschädlich ist. Dem geliebten Partner das Ausleben einer solchen Veranlagung jedoch einfach zu „verbieten“ ist sehr problematisch. Oft kann dies eine Zeit lang gut gehen, weil der Partner die Beziehung nicht belasten will, verzichtet er; irgendwann aber (nicht selten nach Jahren) kann der Drang nicht länger unterdrückt werden und es kommt zu sehr heftigen Reaktionen, die nicht selten dann das Ende einer Partnerschaft bedeuten. Oder aber der Fetisch wird alternativ weiterhin heimlich ausgelebt, (ein sexuelles Doppelleben quasi, ein offenes Sexualleben mit der Partnerin, ein heimliches mit dem Fetisch) was auch partnerschaftlich betrachtet eine ziemliche Kathastrophe darstellt. Niemand sollte seinen Partner durch Intoleranz quasi in die Heimlichkeit und ins Versteckspiel zwingen.
Insofern würde ich dazu raten sehr sensibel darüber zu sprechen. Ein Unterwäschefetisch ist im Übrigen sehr weit verbreitet und zudem (im Verhältnis zu anderen fetischistischen Veranlagungen) ein relativ harmloser Fall und ließe sich mit Liebe, Verständnis und Toleranz auch partnerschaftlich im Regelfall integrieren – allerdings nur, wenn Ihr in der Lage seit, offen darüber zu sprechen.
Der von (fremder) Wäsche ausgeübte Reiz ist normalerweise in den Wäsche-Materialien und der Tatsache, dass der Träger „verbotene“ weibliche Wäschestücke trägt selbst begründet, dies als Fremdgehen zu betrachten halte ich für zu weit gegriffen. Anders wäre es wenn mit den Wäschestücken fremder Frauen auch eine Zuneigung zu diesen verbunden wäre und massive Selbstbefriedigung damit betrieben würde. Solange es sich diese Vorliebe aber nur auf die Wäsche selbst bezieht, besteht meines Erachtens kein Grund zur Eifersucht. Auch ist der Wäschefetischist nicht zwangsläufig transsexuell. Es gibt viele Fetischisten, die nur auf die Wäsche als erotische Anregung stehen, ansonsten aber keine weitergehenden transsexuellen Neigungen haben.
Ich selbst bin 53 Jahre alt und ebenfalls Wäscheliebhaber und weiß nach mehreren Partnerschaften, wovon ich rede. Mir ist es nur in einen Falle gelungen meine Neigung in die Zweierbeziehung zu integrieren, in den anderen Fällen waren ständige Heimlichkeiten und permanentes Versteckenmüssen an der Tagesordnung. Früher konnte man halt über derlei Dinge nicht so offen reden wie heute. Ihr habt da heute größere Chancen.
Insofern rate ich also dazu, dass Ihr Euch beiden eine Chance gebt, indem ihr dieses Thema offen und verständnisvoll angeht und versucht Euren eigenen Weg zu finden, damit umzugehen. Hie können also weder Verbote, noch ein freiwilliger Verzicht helfen, hier gibt es nur den Weg des miteinander-Auslebens auf eine Weise, mit der ihr beide leben könnt. Ihr solltet also einen Kompromiss anstreben, indem er in (für Dich) akzeptablen Grenzen seiner Neigung nachgehen kann, und Du Dich nicht allzu sehr in Deinem erotischen Empfinden beeinträchtigst fühlst.
Viel Glück!
Schreib mir mal, inwieweit Dir dieser Rat geholfen hat. Ich würde mich sehr über eine Reaktion freuen.