Auch wenn die letzten Beitrage schon jahrealt sind, aber der Beitrag taucht in jedem Bogenschießen-Beitrag als "ähnlicher Beitrag" auf und bisher hat noch niemand korrekt geantwortet. In sofern:
- Was ist ein Bogen vor dem Waffengesetz? Jedenfalls schon mal keine Schusswaffe. Denn eine Schusswaffe muss die Energie per Definition selbstständig speichern können. Das ist zum Beispiel bei einer Armbrust (Energiespeicherung durch Einhängen der Sehne in einen Haken, der durch einen Abzug gelöst wird) oder einer Pistole bzw. einem Gewehr (Speicherung der Energie durch Schießpulver, das durch Anschlagen eines vom Abzug ausgelösten Hammers gezündet wird) gegeben, aber nicht bei einem Bogen (sobald der Schütze loslässt, ist die Energie weg). Ein Bogen zählt als Sportgerät und darf deshalb auch besessen und offen geführt werden. Dennoch würde ich dringend dazu raten, das offen Führen auf Sport und Brauchtumspflege zu beschränken und nicht mit Köcher am Gürtel und Bogen auf dem Rücken durch die Fußgängerzone laufen. Damit ein Bogen nicht doch irgendwann unter das Waffengesetz fällt, gilt es vor Allem, die Akzeptanz in der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Man darf an öffentlichen Plätzen (Waldgebiet - Feld wäre im weitesten Sinne Landfriedensbruch, da dies wohl vermutlich einem Bauern gehört) schießen, sollte aber dabei penibelst die Sicherheitsmaßnahmen beachten und mit Leuten, die auf einen zukommen reden, ihnen die Lage erklären (Bogen ist Sportgerät, keine Schusswaffe, warum man aus Sicherheitsgründen gerade diesen Platz ausgesucht hat, ihnen vielleicht anbieten, wenn es sie interessiert, mal zuzuschauen oder selbst zu schießen, ...). Das gilt insbesondere für traditionelle Schützen (intuitives Schießen), die mit ihren Holz- Lang- und Recurve-Bögen in Sportbogen-Vereinen mit Carbon-Recurves und Compounds eher belächelt werden und deshalb oftmals aufs offene Feld angewiesen sind.
- Einfach so los schießen? Würde ich nicht empfehlen. Zwar hat man es mit einem Primitivbogen (Langbogen, Jagdrecurve, ...) schwer, einen Verein zu finden, da viele Vereine Wettbewerbsdruck haben und deshalb Hightech-Bögen wie FITA-Recurves oder Compounds schießen, aber es gibt viele Leute, die Spaß am intuitiven Bogenschießen haben und zum Beispiel Wochenendseminare anbieten. Hier lernt man erst mal die Grundtechnik wie die korrekte Bein- und Armhaltung und die einzelnen Schritte für einen sauberen Schuss. Ansonsten ist die Gefahr, dass man sich selbst (Gelenkbelastung durch falsche Armhaltung, Schürfwunden und blaue Flecken durch am Arm angeschlagene Sehne) oder jemand anders (unkontrolliert herumfliegende Pfeile) verletzt ungleich größer.
- Was braucht man außer einem Bogen noch? Schutzausrüstung (Unterarmschutz für die Bogenhand, Schusshandschuh für die ziehende Hand - die Sehne belastet sonst die Finger sehr stark -, evtl. Schusshandschuh für die Bogenhand, falls man einen Langbogen ohne Pfeilauflage über Handrücken schießt, sonst können die Federn des Pfeils in die Haut einschneiden), Köcher (Seiten- oder Rückenköcher oder z.B. einen oben offenen Pylon, mit dem man a) die Schussdistanz abstecken und b) ihn als Köcher und mit einem durchgesteckten langen Nagel auch als Ablage für den Bogen verwenden kann), ausreichend viele Pfeile, die auch zum Bogen passen (Spine, also Schaftdurchmesser, Länge, Material - am Besten noch ein paar Pfeile ählich oder gleich der Mitgelieferten dazu kaufen) und eine Zielscheibe samt Zielscheibenständer und je nach Zielscheibe (und ob man nur die Scheibe oder gleich die Mitte treffen will) noch eine Scheibenauflage aus Papier. Idealerweise noch ein Pfeilfangnetz miz passender Befestigungsvorrichtung, falls man in nicht so idealem Gelände schießt.
- Ideale Schussdistanz? Weisheit aus dem Mittelalter: Auf bewegliche Ziele (Bogenkampf in Schlachten, Bogenjagd) wird nur geschossen, wenn man das Weiße in den Augen sieht. Heißt: Maximal 10 Meter. Mehr sollte man als Anfänger auch bei Zielscheiben nicht probieren. Mit Bögen mit bei Anfängern üblichem Zuggewicht von ca. 30lbs sind gezielte Schüsse in Distanzen bis 20-30m sinnvoll möglich. Geübte Schützen können mit starken Bögen (60-80lbs) noch Zielschüsse auf bis zu 100m bei stehenden Zielen schaffen. Alles darüber hinaus sind nur Distanzschüsse, bei denen die pure Weite zählt. Distanzschüsse in mittelalterlichen Schlachten basierten nur darauf, dass eine Meute von hunderten, wenn nciht tausenden Bauern mit ihren Bögen in die Luft schossen und 500-1000m weiter mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwas oder irgendwen in der in Formation anrückenden gegnerischen Armee getroffen haben. Dennoch sollte man sich vor Augen halten: Auch mit einem 30lbs Anfängerbogen erreicht man 300-500m Distanz, wenn auch total unkontrolliert. Das sollte man bei der Auswahl des Geländes unbedingt beachten!
- Ideales Gelände: Entweder sollte das Gelände flach und auf mehrere Hundert Meter übersehbar sein (und dann noch idealerweise ein Pfeilfangnetz hinter der Zielscheibe aufstellen) oder die Zeilscheibe sollte vor einem Erdhügel oder dem Fuß eines Abhangs (idealerweise Erde und nicht Fels - Erde hat den Vorteil, dass der Pfeil sich reinbohrt, ohne beschädigt zu werden, eine Steinwand wie ein Felsen oder eine Hauswand würde den Pfeil beschädigen, der Pfeil mit der Metallspitze vermutlich aber auch die Hauswand) und in eine Holzwand würde der Pfeil vermutlich so tief eindringen, dass man ihn kaum noch (oder nur durch Abreißen der Pfeilspitze) wieder los bekommt, von den Katschen und Löchern im Holz ganz abgesehen. Viele Bogenanlagen werden vor Erdhügeln angelegt, was auch das Wiederfinden verschossener Pfeile erleichtert, da diese nicht noch 50 Meter weiter fleigen.