Sollte man bei Fibromyalgie psychologische Hilfe annehmen?

Hallo! Ich leide seit vielen Jahren an Fibromyalgie und kann die Schmerzen am ganzen Körper nicht mehr aushalten. Dann ziehe ich mich zurück und möchte nur noch allein sein. Ich bekomme mein Leben nicht mehr in den Griff. Tabletten machen alles nur noch viel schlimmer. Es gibt Zeiten, da verlasse ich meine Wohnung nicht mehr. Und wenn ich etwas erledigen muß, zum Beispiel im Job-Center, muß ich ein Beruhigungsmittel einnehmen. Ich weiss nicht mehr weiter, sollte ich psychologische Hilfe in Anspruch nehmen? Was würdet ihr mir raten? Danke für eure Nachrichten. Gruß JulianeH

Antworten (4)
Schmerztherapeuten aufsuchen

Ein Psychologe könnte unter Umtänden die seelische Ursache für die Fibromyalgie herausfinden, wenn es sich denn nicht um eine rein organische Nervensache handelt.
Was ich aber auch für sinnvoll halten würde, ist, einen Schmerztherapeuten aufzusuchen. Sie schreibt ja, dass die Schmerztabletten alles nur noch viel schlimmer machen. Deshalb denke ich, dass sie noch nicht richtig eingestellt ist und dass ein Schmerztherapeut ihr da helfen könnte.
Was es auch noch gibt: Mentale Schmerzbewältigung. Da lernt man, wie man Schmerzen weniger intensiv wahrnimmt, und da gibt es auch eine Fülle von Übungen , die man für sich zu Hause machen kann. Ich habe so etwas mal an mir selbst ausprobiert, als ich starke Rückenschmerzen hatte:
Ich habe mir einen Tennisball unter die schmerzende Stelle gelegt und bin ganz bewusst in diesen Schmerz hineingegangen. Nach einigen Tagen mit dieser Übung war meine Schmerzschwelle schon deutlich verschoben.

Ständige Schmerzen machen einsam. Geht mir auch so. Habe Krebs.

Hilfe in Anspruch nehmen

Ja, ich halte es auch für eine sehr gute Idee, sich helfen zu lassen. Es muss nicht unbedingt ein Psychologe sein. Auch eine Selbsthilfegruppe von Betroffenen kann eine gute Lösung sein. Wenn man sieht, dass es vielen anderen Menschen ähnlich geht, fühlt man sich nicht mehr so isoliert mit seinen Schmerzen. Man hat dann Leute, die genau wissen, wie man sich fühlt, und die einen trösten, wenn man nicht mehr weiterkann.

Antwort auf ´Sollte man bei Fibromyalgie psychologische Hilfe annehmen?`

Liebe Juliane, ja, das solltest Du unbedingt tun! Nicht deshalb, weil Fibromyalgie primär eine psychische Erkrankung wäre - über die Ätiologie dieser vielschichtigen Erkrankung wird ja immer noch selbst unter Fachleuten gestritten! -, sondern weil bei jeder chronischen Schmerzerkrankung zahlreiche Probleme hinzukommen, die Du kaum ohne fachliche Begleitung produktiv lösen kannst: Ständige Schmerzen erzeugen regelhaft mehr oder weniger starke Verspannungen und Depressionen, sie führen auch in der Folge zu sozialer Isolierung: Schon aus diesen Gründen solltest Du dir schnellstmöglich Hilfe holen!
Nach wie vor ist die Fibromyalgie eine sehr ernstzunehmende schwere Erkrankung, die bislang nicht heilbar ist, manche Symptome lassen sich bei richtiger Therapie aber abmildern, sodaß das Leben wieder lebenswerter wird. Zu den angepßten ´Komplementärtherapien` gehört nicht nur Bewegung an der frischen Luft (angepßtes Nordic Walking), sondern auch Bewegungsformen aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), wie das bewährte QiGong, aber auch das Tai Chi (Chuan) als ´bewegtes`Qigong! Auch diese Entspannungsformen vorzugsweise an der frischen Luft üben: Bei diesen Heilübungen wird nämlich auch die Sauerstoffversorgung des Körpers erheblich intensiviert und verbessert, dem Üben bei natürlichem Tages- bzw. Sonnenlicht kommt eine noch unterschätzte Bedeutung zu, weil dies ebenfalls antidepressiv wirken kann....
Leider erfordern diese Übungsformen zur Erlernung die Teilnahme an Kursen, womit aber die meisten von einem schweren Fibromyalgiesyndrom gebeutelten Menschen schon überfordert sind!
Daher: unbedingt eine Maßnahme zur medizinischen Rehabilitation beantragen, am besten über den behandelnden Hausarzt!
Übrigens: Sollte die Deutsche Rentenversicherung als zuständiger Träger den Antrag (rechtswidrig) ablehnen, was leider allzuoft vorkommt (siehe hierzu Artikel im ´Spiegel`Heft 5/2010), nicht entmutigen lassen: Widerspruch einlegen, die Deutsche Rentenversicherung muß letztlich den Antrag genehmigen, weil dir ambulante Therapie hier nicht mehr weiterhelfen kann - dies muß der Arzt Deines Vertrauens entsprechend begründen! Eine Maßnahme zur medizinischen Rehabilitation ermöglicht es Dir, ohne den üblichen Streß (Behördengänge, Haushalt etc.) zur (auch inneren) Ruhe zu kommen und etwas dazu zu lernen, z. B. Nordic Walking und vielleicht sogar QiGong (wenn es eine gute Reha-Einrichtung ist!).
Übrigens hast Du ein gesetzliches Recht auch auf die eigene Wahl der Rehaeinrichtungen.....Laß dich nicht entmutigen, viel Glück!

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