Meine Perspektive
Hallo zusammen!
Auch wenn der Beitrag schon sehr alt ist, möchte ich auch noch etwas aus einer, denke ich, sehr wichtigen Perspektive dazu sagen.
Ich bin Schüler eines Gymnasiums und beende momentan mein Abitur. Ich habe mit 13 zu rauchen begonnen und wurde, als meine alleinerziehende Mutter dies herausfand als ich 14 war, diesbezüglich von ihr unterstützt.
Man wird trefflich darüber streiten können, ob dieses Vorgehen ihrerseits nun richtig gewesen ist, aber das Rauchen hat für mich, seit die Pubertät begann, ein Faszinosum dargestellt, dem ich dann förmlich nachgeben musste. Ich glaube zudem, dass das Rauchen zu billigen, wenn sich der Teenager dazu entschlossen hat, auch ein wichtiges Signal hinsichtlich zugestandener Selbstbestimmung darstellt, die man sich in dieser Lebensphase natürlich wünscht.
Doch zum Kernthema:
Ich selbst hatte nie mit schlechten Noten zu kämpfen (schließe mein Abitur mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit 1, 0 ab, nachdem ich auch die Abiturklausuren diese Woche gut überstanden habe), doch war das Rauchen immer Stütze sowie Motivation und Belohnung zugleich neben dem nur natürlichen Ehrgeiz. Insofern würde ich das Rauchen nicht kategorisch als etwas der Leistung Abträgliches beurteilen-auch bezüglich Klausursituationen: Erst einmal besteht die Möglichkeit, im Vorfeld "Zigarettenpausen" bei der Oberstufenkoordination zu beantragen (was nötig ist, da sonst das Gebäude nicht verlassen werden darf). Diese Möglichkeit habe ich aber nie in Anspruch genommen, obwohl ich schon regelrechter Raucher bin (ca. 10 Zigaretten pro Tag, manchmal mehr), da jede Minute, auch in sechsstündigen Klausuren, kostbar ist. Und ich denke, dass "selbst" Raucher hier zu priorisieren in der Lage sind. Darüber hinaus ist man ja auch auf die Klausur konzentriert, sodass der Gedanke an die nächste Zigarette in einige Ferne rückt.
Demnach wäre ich kein Verfechter des Gedankens, die Zigaretten zu reglementieren, um bessere schulische Leistungen förmlich zu erzwingen, da ja weder ein unmittelbarer Kausalzusammenhang besteht (und die Maßnahme so den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit gewänne) noch wirklich förderlich sein wird, wie Moritz schon richtig sagte.
Der Umgang mit dem Rauchen in Alltagssituationen ist ein ganz anderes Themenfeld. Auf Familienfeiern usw., wo nicht jeder über die eigenen Rauchgewohnheiten Bescheid wissen muss, kann zumindest ich mich gut disziplinieren. Und weil Disziplin eine wichtige Tugend ist, bin ich der Meinung (auch wenn sie sicher ebenso anders vermittelt werden kann, doch nicht derart aus eigenem Antrieb), dass der pädagogische Effekt, den solche Alltagssituationen zweifellos entfalten, durchaus ein gewinnbringender ist.
Andererseits enthält das Rauchen auch eine nicht zu vernachlässigende soziale Komponente: So können soziale Kontakte aus meiner Erfahrung sehr viel einfacher bei einer gemeinsamer Zigarette geknüpft werden, auch weil der Personenkreis kleiner und die Grundstimmung damit entzerrter ist.
Aber ich denke, dass es auch eine sehr intrinsische Motivation jenseits des Sozialen usw. zu berücksichtigen gilt:
Es gibt eine sehr schöne Metapher Puschkins, die diesen "medizynischen" Terminus der Pubertät hervorragend ersetzt: "Die Zeit der melancholischen Träume und der mondenen Nächte." Mir scheint, dass sich das Rauchen in diesen Kontext der Angewiesenheit auf emotionale Diastole passend einfügt, denn der leichte Rauschzustand und das dabei zum Tragen kommende Glücksgefühl, sowohl in Gemeinschaft wie auch allein, bedeutet für mich eine Möglichkeit, die Barriere zwischen Reflexion und der Konnexion zum Gefühl ein Stück weit zu relativieren. Das mag abstrakt klingen und wird für Nichtraucher (wie auch für einige Raucher) schwierig nachzuvollziehen sein, gestaltet sich für mich aber so.
Liebe Grüße,
Max