Auswendiglernen findet inwendig statt!

Als junger Lehrer schon machte ich ein interessantes Ich-kann-Schule-Experiment: Mit der ganzen Klasse lernte ich die ersten 7 Strophen (von 14) eines Gedichtes, indem wir alle gemeinsam es sprachen und immer mehr erweiterten. Die vollkommen von der Pädagogik unverstandene Wirkung der Masse war dabei eine hoch effiziente Hilfe: Schüler sind nämlich MULTIPILKATOREN, und wenn die Pädagogik stimmt, multiplizieren sie die Wirkung- natürlich auch wenn sie nicht stimmt.
Ich bat Brigitte vor die Klasse. Nach ein paar Strophen konnte sie nicht mehr weiter. Was ist? Ich kanns noch nicht!
Ich schickte sie auf ihren Platz, stellt Maria neben sie, die sollte auf ihren Mund schauen, an welcher Stelle sie aufhören würde zu sprechen, wenn wir es nochmals miteinander sprachen. Ergebnis: Brigitte sprach in der Geborgenheit und gestärkt durch die Masse wieder das ganze Gedicht. Hatte sie es da nicht gekonnt?
Klar konnte sie es! Nur das Können verstehen und damit umgehen, das lernt man in der Schule gewöhnlich nicht, weil es die Pädagogik selber nicht weiß und kann.
In der neuen Ich-kann-Schule ist es aber gerade interessant, die Probleme zu lösen, die die anderen nicht lösen können. Da freuen wir uns erst einmal, wenn es ein paar Schüler mehr sind, weil das die Wirkung guter Pädagogik verstärkt. Dann gehen wir feinfühlig mit den feinen Talenten um, bieten ihnen Entwicklungschancen und geben ihnen vor allen Dinge, was sie für eine gute Entwicklung brauchen: Achtung, Interesse, Anerkennung, feinen Umgang, ein großes begeistertes Publikum und mehr desgleichen.
Auswendiglernen finden inwendig statt!
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe