Freundin erzählt mir von Vergewaltigung. Was nun?
Meine Freundin ist in einer bestimmten Zeit im Jahr immer etwas depressiv, pesimistisch gewesen. Wenn ich vorschlug, schwimmen zu gehen oder einen Wellnessurlaub zu machen, hat sie das immer abgetan, das wäre nichts für sie. Wenn uns eine Gruppe Männer entgegenkam, kam sie mir immer vor, als wäre sie in Alarmbereitschaft. Bei manch anderer Gelegenheit sagte sie mir, sie hätte ein Problem, kann aber nicht darüber reden. Sie sagte mir auch öfters, dass sie Selbstmordgedanken hätte, kam zu mir, wenn es ganz schlimm war. Klar war ich für sie da, auch wenn ich da noch nicht wußte, was los ist. Im Nachhinein kann ich ihr Verhalten nachvollziehen.
Letztens hat sie sich mir anvertraut. Erzählte mir ganz sachlich, dass ein "sexueller Übergriff" stattgefunden hätte, das aber schon einige Jahre zurückläge(ca. 10 Jahre). Sie deswegen keine Kinder mehr bekommen könnte und jedes Jahr zu der Zeit Alpträume bekäme und eine sehr schwere Zeit durchmacht. Mein Vorschlag sich doch professionelle Hilfe zu holen, stieß auf Widerstand. Sie könne sich keinem Fremden anvertrauen. Bisher hätte sie es nur drei Personen gesagt und mit zweien hätte sie kurz daruf keinen Kontakt mehr gehabt. Die dritte Person bin ich. Und überhaupt möchte sie das nicht an die große Glocke hängen. "Es geht schon irgendwie. Ich habs immer verdrängen können."
Ich merke wohl, dass sie eingekapselt ist. Nichts und niemanden an sich heranläßt, schon gar keine Männer. Obwohl sie auch gerne einen Partner hätte, aber aus ihrem eigenem kleinen Gefängnis keinen Ausweg mehr findet, aber sich auch nicht recht traut, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ich würde ihr gerne helfen. Weiß aber nicht wie. Klar, ich kann für sie da sein, wenn sie mich braucht. Aber das ist doch kein Dauerzustand. Meiner Ansicht nach will sie die Geschichte ja auch jemanden erzählen und sucht Hilfe. Warum sonst hätte sie angefangen, nach all den Jahren es jemanden zu erzählen? Es mir zu erzählen? Aber ich hab doch nicht die Fachkenntnisse damit umzugehen und welche Schritte man gehen muss, um aus diesem Loch wieder rauszukommen. Ich kann sie auch nicht zu einen Therapeuten begleiten oder schicken, wenn sie selbst es nicht möchte...
Was nun? Was kann ich tun?