Guten Tag :) ich bin neu hier in der Runde und habe mit Begeisterung Euere Beiträge gelesen.
Am 30.10.2018 bin ich auf der Arbeit meinen Kollegen sozusagen in die Arme gefallen und wachte 5 Tage später auf der ITS wieder auf. Geplatztes Aneurysma 7 mm und es wurde gecoilt. Außerdem haben Sie ein Loch in den Schädel gebohrt, um das Blut rauszubekommen und den Druck zu senken. Nach dem Erwachen, habe ich eine Zeit gebraucht, um zu realisieren was passiert ist. Mein erster Gedanke, galt meinem Sonnenschein - Alexander 8 Jahre. Wo ist das Kind??????????????? Er ist leider schon Halbwaise und ich bin allein erziehend. Gott sei Dank hat mein Chef gleich meine Familie benachrichtigt und so konnten sie sich um den Sonnenschein kümmern. Ihn von der Schule abholen usw. Es muss für alle ganz schlimm gewesen sein, denn die Ärzte haben wohl keinerlei Hoffnung gemacht. Ja wie denn auch - unsere Überlebenschancen nach so einer SAP sind leider sehr gering. Nach dem Aufwachen hatte ich den Eindruck, ich könne alles noch - reden, denken, essen, laufen usw. Später wurde mir erzählt, dass man mich kaum verstanden hat und ich immer wie betrunken klang... Nach ca. drei Wochen kam ich in die Reha und der Alptraum begann. Am Entlassungstag haben Sie mir noch Hirnwasser gezogen, um die wieder aufgetretene Flüssigkeit raus zu bekommen. So kam ich mit dem Taxi in die Reha - ich stieg aus und ging sofort in die Knie … es war alles zu viel. Zu lange gelegen und dann die vielen Eindrücke, das lange Sitzen usw. Man brachte mich sofort auf`s Zimmer und da blieb ich die nächsten zwei Wochen. Ich hatte so starke Kopfschmerzen nach dem Hirnwasserziehen, dass ich dachte - jetzt gehst Du doch noch drauf …. Die Ärzte und Pfleger waren ganz lieb und haben mich an den Schmerztropf gehangen und vorerst in Ruhe gelassen. Nach knapp zwei Wochen konnte ich endlich wieder aufstehen und die Einrichtung begutachten, selbstständig zum Essen gehen usw. Wie gesagt, ich ging davon aus, dass ich keine Schäden habe. Dann begann mein Reha Programm und somit mein persönlicher Alptraum. Von Std. zu Std. wurden mir meine Defizite bewusst. Man setzte mich zum Hirnleistungstraining an den Computer und ich sollte schreiben und Tests lösen. Nichts ging. Ich wollte eine Unterschrift leisten und konnte meinen Namen nicht schreiben. Ich wollte im Sport einen Ball aufheben und kippe nach vorne um, ich unterhielt mich mit anderen und irg.wann sagten sie, sie können mich nicht mehr verstehen …. Es war furchtbar mir einzugestehen, vieles nicht mehr zu können. Ich hatte große Angst, wie soll das alles mit meinem Sonnenschein funktionieren, wenn ich so blöd war, meinen Namen zu schreiben …. Mich packte der Ehrgeiz und ich habe alles mögliche versucht und getan, wieder schreiben zu können, mir Dinge zu merken - ich gab mir selber Aufgaben. Mein bester Freund kam mich besuchen und nannte mir Daten, Zahlen, Fakten, welche ich mir bis zum nächsten Besuch merken sollte. Es wurde von Tag zu Tag, Woche zu Woche besser. Heute schreibe ich diese Zeilen und bin stolz und glücklich.
Wieder zu Hause, veränderte sich natürlich unser Leben grundsätzlich. Ich war vor der SAP täglich mit meinem Kleinen im Park unterwegs - laufen, Fahrrad fahren, toben usw. Nichts war mehr möglich bzw. nicht in dem Maßen wie früher. Ich falle vom Rad und schleiche meinem Sohn hinterher. Für ihn war das natürlich auch alles mega hart und bis heute hat er damit zu tun. Ihm hätte ich das alles sooooooooooo gern erspart aber leider war/ist das nicht möglich. Dadurch das sein Papa bereits verstorben ist, hat/hatte er eh immer schon Angst um mich - und dann passiert mir so ein Dreck :(((((
Bei der Kontrolluntersuchung Angio wurde dann auch noch festgestellt, dass der Coil abgerutscht ist und ich wieder geringfügige Einblutungen hatte …. Also nächster OP Termin. Der war im August 2019. Alles gut gegangen - man hat einen neuen Coil und einen Stent eingesetzt. Seit dem nehme ich Blutverdünner und fühle mich nur noch schlapp und müde.
Allerdings haben sie bei der letzten OP wohl Material verloren ….was mir im Oktober bei einem Kontroll MRT zum Verhängnis wurde. Da haben Sie gesehen, dass ich einen Hirninfarkt gehabt haben muss. Der kam wohl von dem verloren gegangenem Material, sprich Kleber. Dieser ist in eine Vene gerauscht und hat diese verschlossen, so dass dahinterliegende Bereiche abgestorben sind ……. Gemerkt habe ich davon nichts - mir war nur ein Tag mal richtig übel und ich musste mich übergeben. Morgen habe ich wieder Kontroll MRT und mir geht der Pops auf Grundeis :( Ich habe noch zwei kleine aktive Aneurysmen welche ständig kontrolliert werden. Eine OP wäre zu Risiko behaftet … Ich fühle mich wie eine tickende Zeitbombe, welche aber immer viel zu müde ist, um zu platzen ….:( Was ich früher zu viel gearbeitet habe, mache ich heute um so weniger. Ich kann das alles nicht mehr so - sobald es laut wird oder stressig, schaltet mein Kopf aus und ich bin nur noch matsche …. Gerade absolviere ich meine Wiedereingliederung - muss mir aber tagtäglich eingestehen, dass es nicht mehr in dem Umfang möglich ist. Gestern habe ich beschlossen, dass ich Erwerbsminderungsrente beantrage und nur noch sechs Stunden arbeiten gehe. Das hat mir jeder die letzten Monate geraten - aber ich wollte das nicht hören - nun erlebe ich aber, dass ich meinem geliebten Job, nicht mehr so gewachsen bin. Ich bekomme gerade so den Haushalt hin, kümmere mich um Alexander - Schule, Freizeit, Fußball usw. gehe sechs Std. arbeiten und dann liege ich um acht im Bett und fühle mich, als hätte ich den ganzen Tag die Welt gerettet und mit Bären gekämpft. So langsam kommt mir die Erkenntnis - Susi, nichts (!!!!!) ist mehr wie früher - mach endlich einen Haken an das alte Leben und ergib dich deinem neuen.
PS: Mich würde auch sehr interessieren, ob jemand nach erfolgter OP bereits wieder geflogen ist und wie das war??????????????