Konservative Therapie - Riss hinteres Kreuzband
Hallo alle miteinander,
da es offensichtlich bzgl. der konservativen Therapie einer HKB-Ruptur erhebliche Informationsdefizite gibt (eigene Recherchen zum Thema HKB-Ruptur brachten sehr widersprüchliche Ergebnisse: von HKB heilt mit Sicherheit nicht von allein, über 6+X Wochen Fixation in Streckstellung bis gar nichts tun (wird schon)) und um allen Betroffenen Mut zu machen, nachfolgend in Kurzform meine Erfahrungen (und auch Empfehlungen).
- HKB- und Innenband-Ruptur Mitte April, keine Zusatzverletzungen im Kniebereich (Menisken, Gelenk etc. ok)!
- gesicherte Diagnose HKB-Ruptur erst nach 5 Tagen, da eher kein MRT-Termin zu bekommen war
Behandlung durch behandelnden Arzt:
- 8 Wochen Knieorthese medi m4s, Extensions-/Flexionsbegrenzung: 0°-90°, Tag und Nacht
- weitere 6 Wochen nur nachts ohne Begrenzung
- 8. Wo: Kontroll-MRT: Bänder sind ohne Unterbrechungen wieder zusammengewachsen
- ab 8.Wo: Physiotherapie zur Kniemobilisation + Verringerung der Bewegungseinschränkung
Prinzip Eigenbehandlung:
- Immer auf den Körper hören, alles machen, was ohne Schmerz !! und guten Gewissens machbar ist, aber auf keinen Fall still halten (d.h. den Körper in den vom Knie gesetzten Grenzen bewegen). Der Körper hat evolutionär bedingt ein für das HKB ein gutes Selbstheilungsvermögen! Was von den nachfolgend aufgeführten Maßnahmen wie wirksam war, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Eigenbehandlung und Verlauf:
- 1-2 Wochen kaum Belastung des Beins, Gehen mit Krücken, machbarer Bewegungsumfang aufgrund der permanenten Schwellung des Knies 15-30° (Bewegungsumfang der Orthese ist meiner Ansicht nach vom Arzt viel zu weit eingestellt), Gehen nur auf ebenem Untergrund möglich
- jeden Tag maßvoll 2x Eigen-Lymphdränage (Anleitungen gibt es im Netz), um den Stoffaustausch zu unterstützen
- gesunde Ernährung, möglichst wenig zuckerhaltige Nahrungsmittel, Nahrungsergänzung durch Orthomol Tendo (Unterstützung der Heilung von Bindegewebsstrukturen)
- ab 2. bis 7. Wo: jeden 2. Tag Elektrotherapie, Elektroden an wechselnden Positionen an Knie und Unterschenkel
- ab 3. Woche Teilbelastung noch mit Krücke, jeden Tag mehrfach kurze Spaziergänge auch im Gelände, soviel das Knie es zulässt, Oberkörpertraining
- ab 5./6. Woche teilweise Gehen ohne Krücke, einbeiniges Radfahren (Klickpedalen), bergauf geht besser als bergab, deshalb bergab per Rad
- ab 7./8. Wo: Gehen ohne Krücken, viel Wandern im Gelände 1-3km, viel Radfahren ohne Berg, Klettern leichter Routen, Yogaübungen, je nach Bedarf Ruhe / Ruhetage, Knieschwellung geht langsam zurück, Bewegungsumfang nimmt langsam zu
- ab 10. Wo: Wandern 2-4km am Stück, MTB-Radfahren bis 20km, Rückenschwimmen (kein Frosch-Beinschlag!), bewuste Verringerung der Bewegungseinschränkung
- Stand 13. Wo: Extensions-/Flexionsbegrenzung: 0°-135°, Joggen von sehr kurzen Distanzen möglich, noch Probleme bei längerem Stehen, aktive Flexion gegen Widerstand noch problematisch
- Stand 18. Wo: Extensions-/Flexionsbegrenzung: -10°-170°, Joggen von kurzen Distanzen bis 2km, Wandern bis 10km, aktive Flexion gegen Widerstand noch problematisch, MTB-Radfahren bis 50km
Option Operation:
- Eine Operation kann zu jedem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
- Die HKB-OP ist komplex und hängt sehr von den Erfahrungen des Operateurs ab.
- Es gibt eine Reihe zusätzlicher Risiken (Bohrungswinkel, Bandstraffheit, Fixierung im Knochen, ...)
- Die Rekonstruktion ist keine anatomische Rekonstruktion, da das originale HKB einen speziellen Querschnittsverlauf hat und sich im unteren Teil verzweigt.
Viele Grüße aus Thüringen und Mut zur konservativen Therapie!