Latein ohne richtige Lateinlehrer?
Dein Projekt würde schon einmal daran scheitern, dass Du nicht genug brauchbare Lateinlehrer finden würdest. Nach meiner Erfahrung sind die meisten Lateinlehrer das Schlimmste was an Lehrern so rumläuft. Wer eine Sprache nach dem Prinzip /Vokabellisten/+/Grammatik/=/hurra, ich kann sprechen/ unterrichtet, erreicht in der Regel nichts außer Antipathien, Verzweifelung und Tränen.
Latein ist eine Sprache und kann deshalb auch nur als Sprache unterrichtet werden.
Ich hatte selbst das höchst zweifelhafte Vergnügen, an einer öffentlichen Schule Latein genommen zu haben, nachdem ich vehemment dafür gekämpft hatte. Es musste Latein, durfte nicht Französisch sein. Schön, schön blöd von mir. Später habe ich selbst Leute unterrichtet, die an öffentlichen Schulen Latein unterrichten und die Sprache hassen. Damit tun sie sich nichts Gutes, den Schülern und der Schule aber auch nicht. Ein Tal der Tränen!
Die Behauptung, Latein könnten nur intellektuell besonders begabte Menschen lernen, ist nicht neu, kenne ich von Lateinlehrern, die den Beruf verfehlt haben - und - es widerlegt sich von selbst: Die Römer waren sehr erfolgreich. Das wären sie sicherlich nicht gewesen, wenn nur die schlausten von ihnen hätten sprechen können. Das Gleiche gilt übrigens für alle gewachsenen Menschensprachen, ob nun Chinesisch oder Arabisch oder auch Isländisch: Alle Menschensprachen sind für alle Menschen grundsätzlich lernbar. Es kommt dabei auf die Methode an, auf die Persönlichkeit des Lehrers, die Umstände.
Übrigens, das auch gerne gehörte Pro-Latein-Argument, man könne dann andere Sprachen besser lernen, scheitert schon an den lehrpersonal- bedingten Schwierigkeiten des Spracherwerbs: Investiert Eure Energie lieber in Spanisch, Französisch, Italienisch (wenn es denn romanisch sein soll) oder, wenn der Tellerrand auch mal über das christliche Abendland hinaus erweitert werden darf, auf Arabisch, Chinesisch. Das öffnet dann nämlich wirklich neue Welten.
Liebe Grüße,
Hans
abc-multilingua