Hoere NUR auf DEIN Gefuehl...!
Hallo Lena,
niemand kann Dir wirklich sagen was Du machen sollst, denn am Ende musst DU allein mit dieser Entscheidung leben! Ich moechte Dir nur etwas mit "auf den Weg" geben, ein paar Denkanstoesse und meine Geschichte.
Meine Geschichte aehnelt Deiner bis hierher ziemlich genau. Auch ich hatte damals einen "Freund" wir waren aber zu dem Zeitpunkt als ich schwanger wurde nicht fest zusammen. Die Geschichte mit uns lief aber schon 5 Jahre. Ich liebte ihn sehr und er sagte mir, dass es fuer ihn auch keine andere gaebe und er auch keine andere will. Auch als ich ihm sagte, dass ich schwanger bin, sagte er mir nichts von einer anderen Frau. Er wollte das Kind nicht, versprach aber fuer mich da zu sein, egal wie ich mich entscheiden wuerde, auch wenn das aufgrund seiner bereits exsistierenden zwei Kindern nicht viel sein koennte (seine Worte). Heute weiss ich, alleine schon die Aussage, dass er das Kind nicht will, mit dem Hintergrund dass ich ihn einfach geliebt habe und er dies wusste, ist schon frech genug. Sicherlich hat auch der Mann ein Recht auf eine Meinung und Aeusserung, manipulatives Verhalten gehoert aber nicht dazu.
Ich hab hin und her ueberlegt, war bei einem Beratungsgespraech der ProFamilia, entschied mich letztendendes (leider, leider, leider!!!!!) fuer einen Schwangerschaftsabbruch. Meine Beweggruende waren damals Ausbildung, Finanzen, meine Zukunft (ich habe die deutsche sowie die amerikanische Staatsbuergerschaft und war mir noch nicht sicher ob ich irgendwann wieder in die USA zurueck moechte, mit einem Baby von einem deutschen Mann waere diese Option fuer mich gestorben gewesen) und an erster(!) Stelle der Mann dem mein Herz, mein Innerstes gehoerte. Die Aussichten mit ihm eine feste Beziehung zu fuehren schienen gut und er war mit zu wichtig und ich hatte zu grosse Angst ihn durch die Schwangerschaft und das Baby zu verlieren. Wir wohnten nicht in der gleichen Stadt und er konnte/wollte sich nicht den Tag/die Tage frei nehmen und somit begleitete mich meine Mutter zu dem Vorgespraech beim Frauenarzt, sowie auch zu dem Abbruchstermin in die Klinik. Meine Mutter musste wieder gehen nachdem sie mich dort abgeliefert hatte. Die Leute dort waren nett, aber ich bin schlichtweg durch die Hoelle gegangen. Koerperlich hab ich kaum Schmerzen gehabt (der Eingriff wurde unter Vollnarkose durchgefuehrt) oder ich hab die koerperlichen Schmerzen danach einfach nicht wahrgenommen, weil der seelische Schmerz viel schlimmer war und ist. Psychisch hab ich gelitten ohne Ende. Wenn ich jetzt daran zurueck denke kann ich mich selbst nicht mehr begreifen. Eigentlich wollte ich damals nicht einmal aus dem Auto steigen. Eine leise Stimme in mir hat mir immer wieder gesagt, dass ich es nicht machen will. Aber die "Liebe" zu einem Mann schien groesser.
Ich bin laut schreiend aus der Narkose aufgewacht und es geling weder den Schwestern noch den Aerzten mich zu beruhigen, bis ich etwas zur Beruhigung verabreicht bekommen habe. Ich habe um mich herum nichts wahrgenommen und ich wollte die Augen nicht oeffnen. Ich wusste nur, dass es nun passiert war und dass ich es nicht mehr rueckaengig machen konnte. Ich bereute schon im Krankenbett was ich zugelassen hatte. Auf dem Weg nach Hause ging es mir weder gut noch schlecht. Zu Hause las ich eine Nachricht von meinem "Freund" in der er schrieb, dass es jetzt wohl schon passiert sei, falls ich dabei geblieben bin und das ich nur wissen soll, dass er versucht mich zu unterstuetzen, wenn ich mich doch noch umentschieden habe. Zu dem Zeitpunkt hat mich diese Nachricht auf verschiedenste Weise geruehrt. Heute macht mich der Gedanke an sie nur noch wuetend und traurig.
Ich fuehlte mich dann nur noch sehr allein. Spaeter rief er mich an und wollte wissen wie es mir geht und nach langem hin und her und betteln meinerseits lies er sich dazu breitschlagen abends zu mir zu kommen und bis zum morgen zu bleiben um dann wieder nach Hause zu fahren. Damals war ich dankbar. Heute bin ich einfach nur fassungslos - es war ein einziger Kampf, alles musste ich erbitten und erbetteln. Den Besuch am Tage des Abbruches, jedes Telefonat danach, jede SMS. Nach fuenf Tagen sagte er mir am Telefon, dass ich doch nun wohl aus dem Groebsten raus sei und wir nun nicht mehr jeden Tag telefonieren muessten. Nach sieben Tagen schrieb er mir eine Nachricht, dass er jemanden kennengelernt hatte und dass es was ernstes war. Ich fiel aus allen Wolken. Mir ging es ohnehin schlecht wegen dem Abbruch und nun verlor ich auch noch "die Liebe meines Lebens". Danach wurde es nur noch schlimmer. Ich konnte nicht mehr schlafen, ich weinte immerzu, wenn ich kurz einschlief dann wachte ich gleich wieder schreiend auf. Ich trauerte um ihn wirklich nur ein paar Tage, dann wurde mir bewusst, dass meine Entscheidung anders ausgefallen waere, wenn er ehrlich ueber die neue Frau zu mir gewesen waere. Ich hatte den Abbruch machen lassen, da ich ihn nicht verlieren wollte, haette ich gewusst, dass ich ihn schon verloren habe, haette ich mein Baby definitiv behalten. Und heute wuerde ich nicht nochmal so wegen einem Mann entscheiden. Egal was der Mann fuer mich bedeutet!!! Sicherlich vermisste ich ihn, das war und ist aber nichts im Vergleich dazu wie sehr ich mein Baby in meinem Bauch vermiss(t)e. Ich hatte regelrecht koerperliche Schmerzen. Weinkraempfe wurden begleitet von Bildern aus der Klinik, Bilder von meinem Baby auf dem Ultraschallbild. Ich fuehlte mich so schuldig. Ich hatte mein Baby wegen so einem Mann"verraten". Er meldete sich nun gar nicht mehr, wenn ich ihn anrufte vertroesstete er mich auf den naechsten Tag - meldete sich aber wieder nicht. Ich schrieb ihm lange Briefe, bekam darauf immer nur kurze Antworten. Die Tatsache dass er eine Neue hatte konnte ich sehr schnell akzeptieren, aber nicht, dass sie ihm wichtiger war. Wir kannten uns schon 8 Jahre, 5 Jahre davon intensiv - die Beiden kannten sich laut seiner Aussage 2 Monate. Er sprach immer nur davon, dass er fair ihr gegenueber sein will - ich sprach davon, wenn er ehrlich zu uns Beiden ist, dann kann er auch zu Beiden fair sein. Ob sie wusste, dass da eine andere Frau war, die gerade einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich hatte, weiss ich bis heute nicht.
Ich stand mit meiner Trauer und meinem Kummer alleine da und es zeriss mich innerlich. Ich hab irgendwann angefangen Buecher zu lesen, von Frauen die selbst einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich hatten. Eines hat mir besonders geholfen und auch heute muss ich mich noch haeufig daran festhalten. Ich kann nicht sagen, dass ich eine Heilung erfahren habe. Ich bereue ZUTIEFST wie ich mich damals entschieden haette. Wenn ich an meine anderen Beweggruende denke, denke ich jetzt, dass es auch mit Baby fuer alles eine Loesung gegeben haette und das Alles gut geworden waere. Das wird es immer. Auch jetzt ist es gut und und ich bin gluecklich, aber nie vollkommen, weil immer etwas fehlt und dieses Gefuehl begleitet mich jeden Tag.
Beruecksichtige bei Deiner Entscheidung nur Deine Gefuehle ueber die Schwangerschaft und das Baby. Was war der ALLERERSTE Gedanke als Du erfahren hast, dass Du schwanger bist?! Ich kann verstehen wenn Du Angst hast ihn zu verlieren, aber wenn er geht weil Du das Kind behaelst, dann wird er auch nicht bleiben, wenn Du es nicht behaelst. Dir muss es danach nicht so gehen wie mir und er ist vielleicht auch nicht so ein AR***, aber wenn Du jetzt schon Gefuehle fuer die Schwangerschaft und das Baby hast, dann verdraenge sie nicht. Ich kenne Deine Umstaende ja nicht wie Du lebst, ob Arbeit oder noch Schule, Alter etc. Aber ich denke es laesst sich fuer alles eine Loesung finden. Aus Angst um einen Mann, der noch nichtmal der feste Freund ist, sollte kein Abbruch stattfinden. Du weisst ja auch nicht was aus Euch wird. Er geht weg und ob Du mit ihm gehst weisst Du noch nicht. Mache Deine Entscheidung nicht von ihm abhaengig. Ich hab den Fehler gemacht und es ist mein groesster. Haette mir damals jemand das gesagt, was ich heute weiss, was ich Dir gerade gesagt habe, dann wuerde meine Entscheidung anders ausfallen (leider ist man hinterher erst schlauer).
Wie gesagt, bei Dir muss es nicht so sein wie bei mir, aber was ich so bei Dir lese, dass Dein Freund das Kind nicht will weil er eine andere Sicht der Dinge hat. Das hoert sich fuer mich so an, als wenn Du das Kind schon moechtest. Ich will Dir nichts in den Mund legen, was Du vielleicht gar nicht so empfindest...ueberdenke diesen Schritt aber genau und mach Dir klar was DU willst. Ein Schwangerschafftsabbruch ist ein Eingriff in Koerper und Seele der Frau, der nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.
Ich wuensche Dir viel Kraft bei Deiner Entscheidung und dass Du die Richtige fuer Dich triffst! Wenn Du berichten magst, wie die Entscheidung ausgefalle ist wuerde ich mich freuen.
