Sind Prusikschlingen besonders hilfreich beim Klettern in Gletscherspalten?

Ein Freund von mir wird Ende des Jahres zum Gletscherwandern gehen. Er erzählte mir, dass er bei Übungen sogenannte Prusikschlingen verwandt hat. Scheinbar ist das aber ziemlich kompliziert. Er fragt nach, ob das wirklich eine hilfreiche Methode beim Klettern in einer Gletscherspalte ist oder wie man sich das Klettern mit dieser Methode erleichtern kann.

Antworten (1)

Ich bin jetzt im Gletscherwandern nicht so firm, aber kenne den Prusik aus dem Sportklettern.

Der Prusik ist ein Klemmknoten, der sich selbst zuzieht und so z.B. an einem Seil blockiert. Kletterer benutzen einen Prusik z.B. zum Hintersichern beim Abseilen (unterm Abseilachter) oder zum "Aufprusiken" (primitive Form einer Steigklemme) wenn die Selbstrettung aus einer blöden Situation vor dem sportlichen Gedanken (Klettern ohne Hilfsmittel) kommt.

Im Prinzip ist der Prusik ganz einfach: Du nimmst eine sogenannte Reepschnur (Kernmantelseil, aber statisch ohne Dehnung und nur etwa halb so dick wie das Kletterseil), etwa 4 Meter. Die knotest du zu einer Rundschlinge zusammen (idealerweise, indem du die Enden mit einem doppelten Spierenstich verbindest). Nun hast du also ein ein Stück Seil im Kreis laufen.

Um das Ganze als Prusik mit dem Kletterseil zu verbinden, machst du mit dieser Rundschlinge um das Kletterseil herum einen Ankerstich. Das ist das Gleiche, was du machst, wenn du das Halte-Armbändchen an deiner Digitalkamera befestigst: Das eine Ende der Schlinge um das Kletterseil legen und das andere Ende durchziehen. Fertig ist der Ankerstich. Bevor du die Schlinge vom Ankerstich aber ganz zuziehst, legst du das lose Ende noch mal durch die Schlinge durch, sodass sich ein Ankerstich mit zwei Umwicklungen ergibt - der Prusik (für noch mehr Klemmwirkung kannst du auch noch ein drittes Mal umwickeln).

Davon brauchst du zwei Stück. Wenn du dich also irgendwo hin abgeseilt hast, z.B., in einen Gletscher, und willst wieder hoch, legst du zwei solcher langen Prusikschlingen um das Seil, belastest den Einen, öffnest (leicht aufschieben) mit der Hand den Anderen, schiebst ihn was hoch, steigst auf und belastest den Hochgeschobenen, schiebst dann wieder den unteren hoch, belastest den wieder, .und so weiter.

Das Gleiche geht auch, zugegebenermaßen etwas bequemer aber auch viel teurer und mit schwererem Material zu schleppen, mit Steigklemmen. Aber egal ob man klettert oder Gletscherwanderungen mit Steigklemmen (die können ja auch mal verloren gehen) macht, sollte man immer genug Reepschnur-Rundschlingen für den Prusik dabei haben.

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