Strümpfe an amputierten Beinen
Hallo Anja,
Die Anregung zu diesem Thema ist super. Es gibt sogar aufmunternde Kommentare, vielen Dank Kai. Natürlich gibt es wichtigere Dinge als Strumpfhosen. Ich beschäftige mich neuerdings ebenfalls mit diesem Thema. Ich bin die Larissa und 23 Jahre alt. Verlor als 7 jähriges Mädchen bei einem Bahnunfall meinen linken Unterarm und beide Beine unmittelbar nach dem Knie. Heute trage ich eine myoelektrische Unterarmprothese. Zu Hause, ich wohne in einer 2-Zimmerwohnung, und wenn ich zur Arbeit gehe trage ich, wenn es meine Stümpfe zu lassen Beinprothesen. Da ich keine längeren Strecken gehen kann ist der Rolli auch immer dabei. Benütze dazu ein Rollizuggerät. Hatte es natürlich einfacher als Du, da ich mit meiner Behinderung aufgewachsen bin. Bin mit meinem jetzigen Leben, trotz meiner Amputationen, zu frieden. Kann in der Zwischenzeit mit dem was ich im Spiegel sehe gut leben. Habe sehr gute Freunde die zu mir stehen, einen guten Job, ich arbeite in einem Verkehrsbüro, bei dem ich viel Kontakt zu anderen nicht behinderten Menschen habe. Dies ist für mich sehr wichtig! Habe mir bis vor kurzem nie Gedanken über Strumpfhosen und Röcke gemacht, hatte seit meiner Kindheit immer Hosen an. Im Sommer auch Shorts. Habe überhaupt keine Hemmungen meine Stümpfe zu zeigen. Im Mai dieses Jahres hatte ich ein Erlebnis, dass meine Einstellung zum Thema Kleidung grundsätzlich veränderte. Ich begleitete eine Freundin beim Shoppen. In einem Kleidergeschäft viel mir eine Frau in einem Rolli auf. Sie wühlte in einem Ständer mit Röcken. Als wir uns etwas später kreuzten sah ich, dass sie keine Beine mehr hatte. Sie trug eine Bluse und einen kurzen schwarzen Rock. Die beiden Stümpfe waren gut sichtbar. Es war auch nicht zu übersehen, dass sie schwarze Strümpfe trug. Die leeren Strumpfbeine hingen vorne am Rolli runter und wedelten hin und her. Es gefiel mir sehr gut wie sie gekleidet war. Dieses weibliche Aussehen, diese Eleganz faszinierte mich. Ich sass im Rolli mit Jeans und T-Shirt. Hatte mich bis dahin nicht speziell weiblich gekleidet. Trug immer nur Hosen, egal zu welchem Anlass. Habe die Frau natürlich angesprochen. Es war ein super Gespräch. „Wir sind Frauen, zwar behindert, aber immer noch Frauen! Frauen, die trotz Amputation attraktiv sein können, wenn sie es wollen und sich entsprechend kleiden!!“ sagte sie zu mir. Diese Aussage hat einige weibliche Gefühle in mir geweckt! Ein paar Wochen später begleitete mich meine Freundin dann beim einkaufen. Ich kaufte einen Rock, eine Bluse und Strumpfhosen. Bei den Strumpfhosen musste mich meine Freundin beraten, hatte keine Ahnung was ich nehmen musste. Wir entschieden uns für dieselben wie sie trägt, in schwarz und Hautfarbe. Das Gefühl einer Strumpfhose an den Beinen hatte ich noch nie gespürt, da ich auch noch nie welche getragen hatte. Sass eine ganze Weile auf meinem Bett, ich musste immer wieder meine Stümpfe berühren. Es ist schon ein gutes Gefühl. Die leeren Strumpfbeine zog ich unter den Stümpfen nach hinten. Verrutschten aber immer wieder, wenn ich mal kurz die Stümpfe bewegte. Meine Freundin meinte, man könnte sie mit einem Strumpfband fixieren. Bin in Sachen Röcke und Strümpfe wie Du noch sehr unerfahren und für jeden guten Vorschlag dankbar. Ich geniesse es jedes Mal, wenn ich nun mit einem Rock und Strumpfhose unterwegs bin, egal ob mit oder ohne Beinprothesen. Die Leute auf der Strasse starren dann schon auf die Stümpfe. Dies war mit Hosen natürlich weniger der Fall. Wie schon erwähnt kann ich mit den blicken sehr gut umgehen. Sie gehören zu meinem (unserem) täglichen Leben. Liebe Anja, trage einfach die Sachen auf die Du Lust hast. Auch wenn ich „keine Beine“ mehr habe, trage ich nun vermehrt „Frauensachen“. Lassen wir uns nicht unterkriegen. Es wird immer Leute geben, die nicht so richtig wissen, was sie sagen oder wie sie reagieren sollen, wenn sie uns mit unseren Stümpfen im Rolli sehen. Geh oft unter Leute, damit Du dich daran gewöhnst, angeschaut zu werden. Ich wünsch Dir auf jeden Fall alles, alles Gute und melde Dich wieder einmal. Sobald ich meinerseits etwas mehr Erfahrung und neue Ideen in Sachen Strümpfe gesammelt habe werde ich mich wieder melden. Viele Grüsse. Larissa