War es Sexueller Missbrauch in der Kindheit???
Als erstes möchte ich sagen, dass mein Mann und ich uns über alles lieben und auch alles für einander tun würden. Der Sommerurlaub in Belgien war super. Wir hatten eine schöne Zeit, viele Spaziergänge, gutes Essen und schönen Sex. Es kommt ja vor das man im Urlaub, in Sachen Sex gern mal etwas neues ausprobiert. So war es auch bei uns. Mein Mann und ich sich seit über 30 Jahren zusammen, haben 2 Kinder und hatten in Sachen Sex eigentlich nie große Probleme.
Im Urlaub dann sagte ich meinem Mann er solle sein „bestes Stück“ mal anfassen und streicheln , da ich ihn zuvor eingeölt hatte. Wir fanden es prickelnd, es war für uns nichts schlimmes.
Zwischendurch bat mich mein Mann ihn doch mal in die Hoden zu kneifen. (obwohl wir beide nicht auf schmerzhafte Sexpraktiken stehen)
Das erste Hodenkneifen dauerte nicht sehr lange, was sich in den nächsten Tagen jedoch stark änderte.
Er sagte es seien „höllisch schöne Schmerzen“, also machte ich auch weiter. (heute fragen wir uns, wie man nur so dämlich sein kann)
An einem der nächsten Abende, 2 Tage vor der Rückfahrt sagte ich zu meinem Mann er soll es bei sich selbst machen....
Mein Mann zögerte etwas bei meiner Bitte selbst Hand anzulegen, tat es dann aber doch.
Nachher sagte er mir, dass er es nicht als unangenehm empfand. Heute weiß ich das in seinem Gesicht etwas anderes zu lesen war.
Ich denke es war Furcht. Die Furcht in den Augen eines Kindes, irgendetwas war passiert was ich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht bemerkt hatte.
Den restlichen Urlaub über lief es so weiter, lange Spaziergänge, verliebte Gespräche, zusammen zubereitetes Essen und der Sex. Hand- und Mundbetrieb bei meinem Mann, Hodenkneifen bei meinem Mann, nur was war mit mir ??? Ich blieb auf der Strecke, was ich zu dem Zeitpunkt jedoch noch gar nicht so empfand.
Wieder zuhause angekommen ging es weiter wie gehabt. Mein Mann musste wieder arbeiten. In der Nacht davor Hodenkneifen bis 3:00 Uhr morgens und nach nur 2 Stunden Schlaf dann zur Arbeit.
Am Sonntag bekam mein Mann eine starke Erkältung und ging Montag daraufhin zum Arzt. Dieser schrieb ihn krank und verschrieb ihm Antibiotika. Ab Sonntag gab es keinen Sex mehr. (auch kein Hodenkneifen usw.)
Am Montag war mein Mann abends im Bett sehr unruhig, hatte seine Beine oft hin und her bewegt und die Füße aneinander gerieben. Auf meine Frage was los sei, sagte er seine Füße würden so sehr kribbeln. Dienstag und Mittwoch bemerkte ich das mein Mann eine Hand unter der Bettdecke hatte. Ich hatte den Eindruck, dass er über längere Zeit an sich herumspielte. Mittwoch Abend habe ich ihn dann gefragt: „spielst du jetzt allein an dir herum?“ worauf er das rigeros verneinte und
sagte: „du glaubst doch nicht das ich an mir selber rumspiele !“
Ich weiß auch nicht genau was er unter der Decke gemacht hat. Waren es etwas Entzugserscheinungen vom Hodenkneifen? Auch an diesem Abend muss mit meinem Mann wieder etwas passiert sein. Freitag wollten wir dann wieder Sex haben was jedoch nicht so einfach war, denn mein Mann hatte plötzlich eine Erektionsstörung. Hodenkneifen ging noch, Handbetrieb war schon schwieriger, das ging noch ca. 1 Woche so. Doch in dieser Zeit musste ich feststellen, dass mit meinem Mann noch mehr geschehen sein muss. Er hatte mich kaum noch angefasst, ich blieb immer noch auf der Strecke. So ging es nicht weiter und wir machten erst mal eine Pause, auch wegen der Erektionsstörung.
Mir fiel auf das mein Mann neben der Erektionsstörung auch körperlich stark abgebaut hatte. Er wirkte 10 Jahre älter, war schlapp, müde und sehr in sich gekehrt. Manchmal wirkte er auch verwirrt. Was mich erschrak war sein Verhalten mir gegenüber, einerseits wirkte er ganz normal andererseits befremdlich. Mir fielen viele Dinge an ihm auf die ich vorher von ihm nicht kannte. Vor allem deine Handhaltungen gaben mit zu denken. Z.B. beim Essen hatte er die linke Hand ganz nach hinten gedreht oder nahm seinen Zeigefinger zwischen 2 Finger und rieb hin und her, erst langsam dann schneller und noch einige solche Dinge, die mich doch sehr an Selbstbefriedigung erinnerten. Auf mein Fragen warum er das macht sagte er entweder das er es nicht gemacht habe oder das er das schon immer so tun würde.
Ich musste etwas tun. Ich habe viel mit ihm geredet, jedoch nur selten eine Antwort bekommen.
Meistens schaute er zum Fernseher oder starr auf einen anderen Punkt im Raum. Er bekam zwar alles mit, äußerte sich aber kaum dazu. Wenn er mich dann mal anschaute tat er dies wie ein kleines, verängstigtes Kind. Plötzlich fiel es mir ein, den Blick kannte ich aus dem Urlaub, nur dort wirkte der Blick eher wütend. Sexuell nahm er mich zu der Zeit gar nicht mehr wahr, ich konnte
an- oder ausziehen was ich wollte, es folgte keine Reaktion. Wenn ich ihn intim berührt habe hat er eigentlich nur dagelegen und mich wieder mit diesem kindlichen Geschichtesausdruck angesehen.
Ängstlich, verwirrt, als ob er nicht wusste was ich da mache oder sogar Angst davor hatte.
Zum Arzt wollte er zu der Zeit noch nicht, also habe ich ihm Johanniskraut und Vitamine besorgt und für ausreichend Schlaf gesorgt. Selbst beim Reden wirkte er oft kindlich. (aber nur mir gegenüber)
Ich habe oft versucht ihn wach zu rütteln und gesagt: „Ich will dich zurück wie du vorher warst, das bist nicht du, so kenne ich dich nicht.“
Ich hatte 2 verschiedene Männer und 1 Kind in einer Person. Nach 3 Wochen in denen ich bald verzweifelte setzen wir uns eines Abends vor den Kamin und haben in aller Ruhe sehr lange geredet. Hauptsächlich ich, er schaute mich wie ein Kind an. Dieser Blick war ja auch süß, aber er tat mir auch ebenso weh. Dieses mal saßen wir uns gegenüber und schauten uns dabei tief in die Augen. Plötzlich fiel er mir um den Hals. In diesem Moment spürte ich, dass ich ihn noch nicht ganz verloren hatte. Es kam dann auch zu intimen Berührungen seinerseits bei denen ich mich wieder als Frau fühlte. (das war seit Wochen nicht mehr so)
Das war jedoch nur an diesem Abend so. Die nächsten Versuche mit ihm intim zu werden waren nicht so schön für mich. Ihn befriedigen konnte ich, wenn er es bei mir versuchte konnte er nicht in mich eindringen „Er“ war nicht hart genug. Sein streicheln und die intimen Berührungen waren sehr grob, meist nur ein sinnloses reiben oder rubbeln an meinem Körper. Ich hatte immer das Gefühl als suche er bei mir einen Penis. Er wusste wohl nicht was er da tat.
Ich empfand nichts dabei, habe ihn nur beobachtet und er hat das noch nicht einmal bemerkt. Das hätte lange Zeit so weitergehen können. Er hat immer auf eine Stelle gestarrt bei seinem Reiben und Rubbeln, wie ein besessener. Als ich ihn darauf ansprach, war ihm nicht bewusst wie er mich behandelte. Ich konnte mir das alles nicht erklären. In der ganzen Zeit brauchte er viel Zuneigung, Wärme, Liebe und auch Geborgenheit. Das hat er auch früher schon bei mir gesucht, weil er das von zuhause nicht kannte. In der ganzen Zeit kam es öfter vor, dass er bitterlich anfing zu weinen. An seine Kindheit hat er wenig Erinnerungen, jedenfalls keine Guten.
Was er weiß, ist dass wenn sein Vater früher betrunken nach Hause kam, es grundlos Schläge mit dem Gürtel, einem Latschen oder mit der bloßen Hand gab. Mein Mann und seine Brüder haben sich schon in eine Ecke verkrochen wenn sie nur hörten das der Vater betrunken nach Hause kam, hat aber nichts genutzt. Die Mutter hat ab und zu den Teppichklopfer benutzt für Schläge. Er war auch oft bei den Nachbarn und hat dort mit Knöpfen gespielt, was für einen kleinen Jungen eigentlich nicht normal ist. Ab und zu ist er mit einem Freund der Eltern im LKW mitgefahren. Wenn jemand so viel aus seiner Kindheit verdrängt hat, muss etwas schlimmes passiert sein. Schläge und fehlende Zuneigung der Eltern ist klar, aber evtl. auch noch sexueller Missbrauch?
Nach 2 Monaten konnte ich ihn endlich überzeugen zum Arzt zu gehen. Beim Hausarzt haben wir das wichtigstes erzählt. Er meinte das meinem Mann die Erektionsstörung zu schaffen macht, dann gab er uns noch 2 Überweisungen, eine zum Urologen und eine zum Neurologen. Den Neurologen hielt der Arzt jedoch eigentlich nicht für nötig. Beim Urologen (dem wir die Geschichte nicht erzählt haben) ergab die Untersuchung das der Testosteronspiegel zu niedrig war. Die erste Hormonspritze führte nicht zum Erfolg. 2 Wochen später gab es die zweite Spritze die aber auch keine große Wirkung zeigte. Die Testosteronwerte waren wieder im grünen Bereich. Er meinte dann, dass das Problem woanders läge und verschrieb meinem Mann Cialis.
Manchmal würden die 4 Tabletten schon ausreichen, wenn man sieht das „Er“ ja noch funktioniert. Die Erregung war zwar da, aber trotzdem fehlte meinem Mann immer noch der Lust auf Sex.
In der ganzen Zeit war ich sehr oft im Internet auf der Suche nach antworten. Eine Sache fiel mir dabei sehr auf. Bei Neurologischen Untersuchungen werden auch die Augenreflexe getestet. Das habe ich dann bei meinem Mann auch ausprobiert. Wir saßen uns gegenüber, völlig unvorbereitet habe ich ihm gesagt er soll mal nur auf meine Finger achten. Ich bewegte den Finger vor seinen Augen hin und her. Beim 4. Mal blieb seine rechte Pupille plötzlich stehen, völlig erstaunt fragte er : „was war denn das?“
Ich wusste es auch nicht, aber wir haben es beide zur gleichen Zeit bemerkt. Das hatte auch wieder eine Veränderung bei ihm ausgelöst. Teilweise in seinem Verhalten und auch in seinem Verhalten mir gegenüber. Zwischendurch waren wir noch beim Neurologen, weil ich immer dachte mein Mann hatte vielleicht einen Schlaganfall.
Als wir das erste Mal beim Neurologen waren, haben wir ihm das wichtigste erzählt, er hat sich einiges notiert und als ich ihm sagte das mein Mann mich anfasst als wäre ich ein Mann (grobes Streicheln), schaute er meinen Mann an und fragte dann: „Wie fasst man denn einen Mann an ?“
Der zweite Besuche beim Neurologen war noch besser. Alle Untersuchungen ergaben keinen negativen Befund. (EEG, CT und Nervenmessung)
Dann haben wir noch mal mir dem Arzt darüber geredet wie mein Mann sich teilweise verhielt. Dabei erwähnte ich das die Berührungen meines Mannes sich anfühlen als wenn er bei mir einen Penis suchen würde. Das war für den Neurologen der Fall klar. Er sagte: „jetzt haben wir es, nicht
ihr Mann hat ein Problem sondern sie, wenn sie überall tausend Penisse sehen.“
Da hatte ich die Schnute voll, auf so eine Hilfe kann ich auch verzichten. Er sagte dann noch wir sollten viel miteinander reden, was wir sowieso schon immer gemacht haben. Die ganze Sache ist jetzt ca. 6 Monate her und so ganz der Alte ist mein Mann immer noch nicht. Wir sind immer noch auf suche nach einer antwort auf das was bisher geschehen ist.
Vielleicht bekommen wir hier eine kleine Hilfe.
mfg Polydor