Weiß ein Hypochonder von seiner Hypochondrie?
Hallo,
es gibt da eine Person, die mir wirklich sehr, sehr nahesteht. Doch leider gibt es zwischen uns einen Konflikt, weil wir beide unter unterschiedlichen schweren chronischen Erkrankungen leiden. Ich persönlich habe immer die gleiche Krankheit und dabei bleibt es auch. Bei meinem Gegenüber geht es allerdings seit ca. 2 Jahren um viele verschiedene niederschmetternde Diagnosen, die häufig ganz plötzlich wieder verschwinden und durch andere Diagnosen ersetzt werden. Hinzu kommt noch, dass mir die mir sehr nahestehende Person bei jeder Diagnose sagt, dass nur ich davon weiß, und dass ich es keinem erzählen darf. Das erschwert meine Situation enorm, weil ich mir gleichzeitig sehr große Sorgen mache und aber wirklich dichthalte und nichts weitererzähle. Inzwischen haben sich auf diese Art schon so viele Krankheiten angesammelt, dass ich den Überblick verloren habe und gar nicht mehr weiß, was schon alles diagnostiziert wurde. Eigentlich wage ich es mich gar nicht, an diesem mir sehr wichtigen Menschen zu zweifeln, weil es jemand vom Fach Medizin ist. Doch die Zweifel kamen bei mir auf als eine Multiple Sklerose sich einfach so von heute auf morgen in Luft aufgelöst hat und durch eine weitere schwerwiegende Erkrankung ersetzt wurde.
Bitte versteht mich nicht falsch: Es gibt keine Simulanten, davon bin ich ganz fest überzeugt. Jeder, der Symptome spürt, hat auch tatsächlich welche. Mit dem Wort „zweifeln“ meine ich, dass ich nicht weiß ob es sich tatsächlich um die Krankheiten handelt, die mir die betreffende Person schildert, oder ob es sich um Hypochondrie handelt.
Die Tatsache, dass es sich bei meiner eigenen Erkrankung tatsächlich nachweislich um eine Art von Krebs handelt, macht alles noch viel schwieriger. Das führt nämlich zu dem Konflikt, dass ich mir die gesamte Leidensgeschichte von meinem Gegenüber anhören soll und selbst überhaupt nichts zu meiner eigenen Erkrankung sagen darf, was mir nicht gelingt, da gerade das Thema Krebs bei mir äußerst sensibel ist. Aus diesem Grund haben wir Streit und das macht mich sehr traurig.
Mein Angebot, meinen liebgewonnenen Menschen zu meinen besten Ärzten zu begleiten, wird jedes Mal abgelehnt mit der Begründung, man könne die Erkrankung sowieso nicht heilen.
Ich weiß erstens nicht ob es sich überhaupt um Hypochondrie handelt und zweitens weiß ich nicht ob die betroffene Person, falls ja, überhaupt weiß, dass es sich um Hypochondrie handelt. Jedes versuchte Gespräch darüber endet nämlich in Streit, was mich sehr traurig macht, weil wir uns schon so viele Jahre so nahestehen.
Was mich selbst angeht, so habe ich die beste professionelle Hilfe, bei der anderen Person weiß ich allerdings nicht ob sie Hilfe in Anspruch nimmt. Meine Hilfsangebote werden leider nicht angenommen und mir kommt es inzwischen so vor, dass ich nichts sagen oder tun kann, was tatsächlich hilft. Wenn ich überhaupt zu Wort komme, dann wird mir immer widersprochen. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass ich nicht helfen kann, und das macht mir ein schlechtes Gewissen. Gleichzeitig habe ich allerdings auch das Gefühl, dass ich den Kontakt nicht mehr aushalte (und die betreffende Person eventuell auch nicht), da Krebs und Hypochondrie sich nicht so sonderlich gut vertragen. Damit meine ich jetzt die Themen und nicht die Menschen, die hinter diesen beiden Themen stecken.
Ich erwarte zwar hier keine Lösung, da es kompliziert ist, aber trotzdem vielen lieben Dank vorab!