Werde wegen Migräne als Schulschwänzer abgestempelt

Hallo liebe Gemeinschaft,
neben der Migräne habe ich ein fast noch größeres Problem: Die lieben Mitmenschen ...

Aber der Reihe nach:
Mein Name ist Jakob, ich bin nun in meinem 21. Lebensjahr (also 20 Jahre alt) und leide seit fast 17 Jahren unter Migräne - und das ist dokumentiert. Ich weiß gar nicht, wieviele Ärzte ich deshalb schon besucht habe - na ja, das wird wohl jeder hier kennen. Ich habe 1-2x pro Woche (manchmal auch 3x) eine Migräneattacke für ca. 12-24 Stunden im Schnitt. Die Migräne außert sich natürlich durch den altbekannten einseitigen Kopfschmerz, Lichtempfindlichkeit, Geruchsempfindlichkeit - das volle Programm außer Erbrechen. Aber darin liegt nicht mein Problem, das sollte nur als Einführung zu meinem Migränestatus gedacht sein.
Ich war übrigens bereits 2x für 4 Wochen in der stationär in der Klinik.

Mein Problem bezieht sich nun auf das schulische Leben - nicht mit den Mitschülern, sondern mit den Verantwortlichen. Im Grunde kenne ich es gar nicht anders, dass man auf Dauer mit jeder Schulleitung streiten muss, wegen irgendeiner Nebensächlichkeit. Der letzte Brief bringt mich aber schon an den Rand der Verzweiflung. Hier werde ich als fast wörtlich Schulschwänzer hingestellt.

Ich besuche aktuell die 12. Klasse einer BOS, um das Fachgebundene Abitur zu erreichen. So, nun kommt die Geschichte von Anfang an:

Nach der Berufsausbildung kommt man ja sofort in die 12. Klasse der BOS. Und weil mir ja bewusst ist, dass meine vermehrten Fehltage bald ein Problem würden, gebe ich bereits am 3. Tag (ca.) ein schriftliches Attest meines Arztes an meinen Klassenleiter. Dieser gibt es jedoch nicht weiter (Verschulden des Lehrers also). Dadurch entsteht nach ca. 2 Monaten ein Streit, wo die Schule aufeinmal ein ärztliches Attest fordert. Nach langem hin und her stellt sich heraus, dass der Klassenleiter es vergessen hatte, abzugeben. Die Lage scheint wieder gerettet, denn bei mir liegt kein Verschulden.
Nun erreicht mich vor 1ner Woche ein Brief mit der Auflistung aller Fehltage - und glaubt mir, das waren nicht wenig. Im Schnitt kann man 2 pro Schulwoche rechnen, entsprechend lang ist die Liste. Desweiteren stehen 2 Dinge in dem Brief:
1. Eine Aufforderung, jeden Fehltag einzeln von einem Arzt entschuldigen zu lassen. Eine aus meiner Sicht total lächerliche Aufforderung, dazu gleich mehr.
2. Folgende Aussage (Zitat!): "Attest chron. Erkrankung nach Aufforderung vorgelegt"
Das ist definitiv eine Lüge, die mich in meinen Augen als gewissenlosen "Migräne-muss-man-akzeptieren"-Schüler hinstellt und mir unterstellt, ich würde mich nicht darum kümmern.

Noch ein paar Worte zu Punkt 1:
Es ist wohl jedem klar, dass man während der Migräneattacke keinen Arzt besuchen kann - aus eigener Kraft. Auch ist ein Besuch des Arztes 2x pro Woche lächerlich, damit er sich davon überzeugen könnte, ob ich Migräne hätte. Eine derartige Attestpflicht wäre somit "gerecht" nicht durchführbar, sondern nur ein Anruf->Zettel->unterschrieben->abschicken-Aktion, die den Arzt im Grunde nur Zeit kostet und nichts bringt. Dementsprechend wehre ich mich gegen eine solche Pflicht, weil es zum einen den Arzt bescheuert belastet und zum anderen mich als Person in Frage stellt - denn offenbar glaubt man mir nicht und daraus folgere ich, dass man mich für einen Lügner und Schulschwänzer halten würde.

Aber das ist noch gar nicht der eigentliche Skandal. Ich hatte bereits in meiner alten Schule dieselbe Aufforderung erhalten, dort konnte man es jedoch mit Einsatz und Vernunft lösen. Und genau das funktioniert in diesem Fall nicht.

Ich habe mich natürlich nach diesem Schreiben sofort an die Schulleitung gewendet und habe meinen Fall eindringlich ausgeführt und meine gesundheitliche Situation dargelegt. Und nach dem verständnisvollen Auftreten des Schulleiters hielt ich die Sache für erledigt - es wären ja auch nur noch 11 Wochen bis zu den Abschlussprüfungen (zu meinen Noten ein kurzes Wort: Ich habe einen 2er Schnitt und bin NICHT gefährdet, das Klassenziel zu verfehlen).

Doch ich habe mich geirrt. Ich erhielt heute folgenden Brief (von meiner Schulleitung):
"Wir alle bedauern, dass Sie unter chronischer Migräne leiden, doch müssen wir auf der Vorlage ärztlicher Atteste bestehen [...] Im laufenden Schuljahr haben Sie seit XX.XX.XXXX an XX von XX Schultagen [...] nicht am Unterricht teilnehmen können. Es fällt auf, dass es sich hierbei immer um Montage und Mittwoche handelt und dass Sie andererseits dienstags und freitags die Schule besuchen. An Montagen und Mittwochen hat die [Klasse] nachmittags Unterricht, an den Dienstagen und Donnerstagen schließt der Unterricht um 13:00 Uhr. Ferner fällt auf, dass Sie keinen einzigen angekündigten Leistungsnachweiß wegen Krankheit versäumt haben; [...]"
Weiter ins Detail des Briefes möchte ich nicht gehen, ansonsten wäre Anonymität wohl nicht gewahrt. Aber alles wichtige ist zu sehen.

Aber zurück zu dem Schreiben:
Ich habe insgesamt (ausgerechnet mittels "an XX von XX Schultagen") 33% aller Schultage versäumt, was eigentlich aus meiner Sicht gar kein so schlechter Schnitt für mich ist - wenn ich es mit anderen Jahren vergleiche. Ich hatte schon Jahre mit mehr als 40% Fehlzeit.
Einige Aussagen möchte ich aber zuerst richtig stellen:
1. Ich habe in diesem Jahr 2 angekündigte Leistungsnachweiße wegen Krankheit versäumt - eine Schulaufgabe und ein Referat. Diese Aussage der Schulleitung ist somit falsch.
2. Wieso ich bei Leisungsnachweisen anwesend bin? Ich denke es ist klar, dass man bei angekündigten Terminen mit Medikamenten (Ibuprofen / Triptan) im Falle einer Migräneattache versucht, dem vor zu beugen. Und das wird mir jetzt vorgeworfen? Desweiteren möchte ich darauf hinweisen, dass ich jeden Lehrer persönlich gebeten habe, wenn er/sie einen Leistungsnachweiß (Schulaufgabe) auf einen Montag gelegt hatte, den Termin zu verschieben.
3. Ja, es stimmt. Ich bin sogut wie jeden Montag leider krank. Und auch diese Aussage stimmt: Meine Klasse hat Montags unterricht. Dieser Unterricht fiel aber auch einige Male aus und wenn ich ein Schulschwänzer wäre, würde ich doch an einem Montag ohne Nachmittagsunterricht sofort anwesend sein?
Außerdem muss ich anfügen: Dieses Montags-Krank-Problem habe ich schon solange ich mich erinnern kann. Ich kann nicht ausschließen, dass diese Attacke auch psychische Wurzeln hat. Dabei ist es aber wirklich egal, ob Montag ein leichter oder schwerer Schultag ist. In Ferienzeiten wechselt "diese Attacke" häufig auf Sonntag oder Dienstag, aber irgendwie immer am Wochenanfang 1x.
4. Die Aussage, es wäre auch häufig der Mittwoch, ist nicht zutreffend. Ich fehle Donnerstags genauso häufig wie Mittwoch - vielleicht Mittwoch einen Tick häufiger. Nachmittagsunterricht haben wir jedoch nur jeden 2. Mittwoch, d.h. es kam schon vor, dass ich Mittwochs (KEIN NACHMITTAGSUNTERRICHT) fehlte und in der folgenden Woche anwesend war und am Nachmittagsunterricht teil nahm.
5. Meine Migräneattacken dauern 12-24 Stunden. --> Fehle ich Montags, bin ich Dienstags gesund.

Ich weiß nicht, ob es nur mir und meinen Bekannten so vor kommt, als ob man mich in diesem Brief (in dem Zitierten Ausschnitt sollte es auch erkennbar sein?) als Schulschwänzer hinstellt, der nur an den "Sonnentagen" in die Schule kommt. Ich sehe darin eine Beleidigung meiner Person und vielleicht sogar Diskriminierung wegen meiner Krankheit. Und wenn ich das weiter denke, kann ich sogar bis zu einem Verstoß gegen §1 "Die Würde des Menschen ist unantastbar" kommen! Das mag weit hergeholt sein, aber es soll deutlich machen, wie ich die Situation einschätze.

Ich möchte mich übrigens hier einmal für die Länge des Textes entschuldigen, aber es musste einfach mal raus. Und damit komme ich zu meinem Schlusswort:

1. Was würdet ihr in meiner Lage machen? Der Gang zur Presse? Ich werde jedoch noch ca. 1, 5 Jahre (BOS dauert ja 2 Jahre - oder freiwillig wiederholen um den Notenschnitt zu verbessern?) auf diese Schule vielleicht angewiesen sein.
2. Ich bräuchte (werde ich jedoch auch noch mit meinen Ärzten klären und im Internet suchen) eine ärztliche Erklärung für meinen "Standard-Migräne-Tag" am Montag. Soweit ich mich erinnere, wurde mir dieser Sachverhalt damals in Königstein "logisch" erklärt.
3. Wie soll ich allgemein reagieren? Was soll ich machen? ???????

Ich bedanke mich für das Lesen und auch für jede Antwort.
MfG
Benedikt

Antworten (2)
Versuch?

Hallo Benedikt,
tut mir leid, dass gar keine Antwort auf Deine großen Sorgen gekommen ist - und dass meine erst so spät kommt.
Du bist zwar noch jung und hast womöglich (noch) keinen Bluthochdruck. Doch könntest Du mit Deinem Arzt das versuchen, was ich erlebt habe. Suche hier im Forum meinen Beitrag "Ich war Migränepatient".
Diese Methode hat schon einigen geholfen. Sie wurde auch schon publiziert.
Selbst wenn Du vielleicht durch das Amlodipin etwas müde warden würdest, ware es doch einen Versuch wert.
Allerdings bitte etwas Geduld mitbringen. Die prophylaktische Wirkung vom Amlodipin teitt erst nach ca. 4-6 Monaten ein.
Ich wünsche Dir sehr viel Glück und verständnisvollere Mitmenschen!!

Fehler, hoppla ...

Wie ich sehe, ist mir da wohl ein kleiner Fehler bei der Namensangabe passiert. Das ist aber kein Widerspruch - Doppelnamen (oder mehr) sind in Deutschland ja verbreitet :). Editieren kann ich leider nicht mehr (vielleicht ein netter Administrator?)... Der primäre Rufname sollte Benedikt sein (also auch ganz oben).
MfG

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