@Julia (oder alle anderen in ähnlicher Situation)
Ich kann mich der Ansicht von Thomasius hier nur anschließen. Und auch die Tipps von "alter Hase" haben was. Allerdings ist die Frage, ob "Kopf einziehen und ignorieren", wie von Hayate empfohlen, hier die richtige Taktik wäre.
Ich schreibe hier als ehemals Betroffener, da ich mit so ca. 12 Jahren auch anfing, etwas dicklich zu werden (na gut, keine Kugel, aber ein Bäuchlein), weil ich mich falsch ernährte (ernährt wurde) und auch kaum Sport trieb, ja generell sehr unsportlich war. Noch dazu war ich gut in der Schule, hatte keine pubertären AnwandlungenKann Deine Verzweiflung daher gut nachfühlen; ich wurde auch, vor allem von den "Coolen" und Sportlichen in der Klasse, ziemlich gemobbt (und das vor inzwischen 35 Jahren, ist also kein modernes Phänomen). Das reichte von kleinen Streichen wie dem Verstecken von Sachen über Sachbeschädigung (Vollkritzeln von Heften und Büchern mit Penis-Zeichnungen) und Piesacken im Unterricht von hinten.
Die Logik, nach der das abläuft, habe ich erst hinterher verstanden, und auch immer falsch mit "Ducken und Weglaufen" reagiert. Das ist natürlich die bequemste Strategie, weil sie dem/der Gepiesackten eine Zeitlang Ruhe verschafft und man sonst nicht an sich arbeiten muss, aber auch die dümmste, weil sie das Problem nicht löst und vor allem die Persönlichkeit verbiegt.
Bei mir hat das Gemobbe irgendwann dazu geführt, dass ich schon selbst geglaubt habe, ich kann nichts und bin nichts wert, und mich eingeigelt habe. Heute denke ich, dass ich anders hätte handeln sollen.
Erstens natürlich an sich selbst arbeiten: versuchen, mit Sport anzufangen, die Ernährung umzustellen (vor allem kein Frustfressen). Nicht, weil man dem Idealbild der anderen gefallen will, sondern damit man sich selbst wieder im Spiegel ansehen kann, weil es einfach gesünder ist und Sport das Selbstbewusstsein hebt.
Zweitens: Proaktiv auf die Umwelt in Schule usw. reagieren: Mal auch einen Spaß mitmachen, eine flapsige Bemerkung auch mal aufnehmen und extra "übertreiben", einfach auch mal über sich selber lachen lernen. Auf der anderen Seite: Auch mal auf die "Mobber" zugehen, vielleicht die Vernünftigeren unter ihnen (es gibt ja immer einen Leitwolf und daneben mehrere - oft nicht so extreme - Mit-Heuler) mal zu der eigenen Geburtstagsparty einladen, dem einen oder anderen mal eine Nettigkeit erweisen, ihn loben für etwas, was er geschafft hat...
Das hat für mich nichts mit Anbiedern zu tun, sondern das Bild der anderen über mich aktiv zu korrigieren. Pummelige werden ja auch bei Erwachsenen mit allerlei Vorurteilen belegt: sie seien willensschwach, unbeweglich, verfressen, sozial inkompatibel, fast asexuell usw. Dass dieses Image in den meisten Fällen nicht stimmt, kann man dadurch zeigen. Natürlich ist dieser Weg oft beschwerlich und man braucht einen langen Atem, aber er lohnt sich, und das Leben ist halt kein Ponyhof...