Bettnässen bei meinem gesunden 13-jährigen Sohn
Im Moment habe ich ein Problem, das sich mehr um meinen großen Sohn dreht, aber vielleicht auch mit unserer familiären Zusammensetzung mit unserem besonderen Kind zusammenhängt, vielleicht auch mit der Trennung von meinem Mann zusammenhängt.
Es ist alles bei uns in der Familie so kompliziert.
Also mein ältester Sohn macht seit November wieder ins Bett. Und zwar nicht so, wie man es ja mal bei Kindern hat, und wie es auch früher bei ihm ab und an mal vorgekommen ist, vielleicht alle paar Monate mal sondern seit der ersten Nacht fast regelmäßig. Dabei wacht er nicht etwa nachts auf und sagt mein Bett ist naß, sondern er steht am Morgen ganz normal auf, aber alles ist naß und zwar nicht etwas, sondern alles schwimmt.
Ich habe mir das zwei Wochen angesehen, dann sind wir zum Arzt gegangen, aber leider konnte er nichts feststellen.
Ich habe dann das naheliegenste gemacht und ihm eine Windel umgetan für die Nacht.
Das hat sich einfach angeboten, Kevin braucht auch noch Windeln beide sind nur 2 Jahre auseinander und die Windeln passen beiden.
Das tägliche Wäschewaschen auch noch für den Großen ging einfach nicht, wir wohnen in einer 3 Zimmerwohnung, ich darf einmal im Monat den Trockenkeller benutzen, das heißt, die Wäsche hängt im Bad zum trocknen und wenn ich jeden Tag die komplette Bettwäsche noch waschen muss, kann ich das Wohnzimmer auch noch als Trockenraum nutzen.
So bekommt Daniel jetzt seit Anfang Dezember wieder jede Nacht eine Windel um, ich erreiche damit, das ich nicht jeden Morgen das Bett waschen muss, aber Daniel macht nach wie vor fast jede Nacht nass, nur eben in die Windel anstatt ins Bett.
Leider komme ich so auch nicht weiter und mein Problem bei der ganzen Sache ist, Daniel interessiert das ganze auch nicht sonderlich ich glaube er möchte gar nicht wieder trocken werden.
Eigentlich sollte er in seinem Alter so vernünftig sein Tipps von mir anzunehmen und eigentlich müsste er selber darauf kommen, dass es sinnvoll ist, wenn er ein Problem mit dem einnässen hat abends nicht mehr soviel zu trinken.
Aber er macht genau das Gegenteil.
Anstatt sich mit dem trinken zurück zu halten trinkt er abends vor dem schlafen gehen noch schnell ein bis zwei Gläser Limo. Dann hatte ich ihm eine Zeit lang verboten 2 Stunden vor dem ins Bett gehen noch etwas zu trinken, daraufhin hat er manchmal sogar eine Flasche im Bett versteckt um dann abends noch heimlich trinken zu können.
Jetzt wollte ich ihn natürlich auch nicht quälen mit dem Getränkeentzug und lasse ihn wieder trinken aber ich finde es schon komisch, das er immer kurz vor dem zu Bett gehen Durst bekommt.
Ich habe mir schon gedacht, ob er vielleicht eifersüchtig auf seinen Bruder ist, der durch seine Behinderung natürlich mehr pflegerische Zuwendung und eben auch das wickeln bekommt, und er mit seinen fast 14 Jahren von mir natürlich keine zusätzliche Zuwendung erreichen kann indem er sich beim anziehen, essen oder sonst etwas helfen lässt, wo jeder sofort sagt, das kannst du doch selber machen, sondern er muss sich irgendetwas aussuchen, wo er obwohl sonst alles bei ihm OK ist er doch irgendetwas besonderes hat. Da er natürlich keine Behinderung spielen kann ist ihm vielleicht das eingefallen. Es ist etwas was zuhause passiert, es muss ihm also vor Fremden nicht peinlich sein und er kann es steuern. Legt er sich in sein Bett und pinkelt ein hat er auch eine Behinderung. Ich als Mutter mache mir Sorgen und kümmere mich auch etwas mehr um ihn. Ich spreche ihm Trost für das nasse Bett oder die nasse Windel zu kümmere mich um ihn indem ich ihm auch eine Windel um mache und er bekommt auf diese Weise eine extra Portion Zuwendung. Bleibt er mal ausnahmsweise eine Nacht trocken, auch das kommt vor, erhält er von mir extra Lob, das die Windel trocken geblieben ist.
Ich weiß, es ist nur eine Idee, vielleicht bilde ich es mir auch ein, aber ich habe bei Daniel irgendwie das Gefühl mit der ganzen Sache, so komisch es sich anhört, er ist damit so wie es läuft ganz zufrieden.
Wenn ich die beiden Jungens abends beim windeln so sehe denke ich immer ich habe plötzlich zwei Kevins, Daniel hat sich die ganze Verhaltensweise beim Wickeln von seinem kleinen Bruder abgeschaut.
Und auch morgens genau das gleiche am Wochenende oder in den Ferien die beiden spielen gemeinsam, liegen manchmal auch noch gemeinsam im Bett und Daniel liest etwas vor, es sind beide ganz glücklich und zufrieden und das geht manchmal 2 Stunden oder länger so.
Wenn ich dann Kevin eine frische Windel um machen will, weil er sie halt tags auch noch braucht, dann verstehe ich, dass er sich dadurch ungern stören lässt und lieber weiter spielen möchte, aber bei Daniel finde ich es dann schon merkwürdig, wenn er dann manchmal um 11 Uhr noch die Windel umhat. Während der Woche, wenn er Schule hat, erledigt er das natürlich alles selbstständig kann ja auch schlecht mit Windel in die Schule, aber am Wochenende habe ich das Gefühl, er will sie gar nicht ausziehen sondern möchte da so lange wie möglich noch die Windel anbehalten und ich muss ihn da oft morgens mehrmals auffordern doch die Windel auszuziehen und ich denke eigentlich müsste es für ihn doch auch unangenehm sein mit einer nassen Windel herum zu laufen. Aber ich habe irgendwie den Eindruck, er ist richtig stolz darauf, wie sein Bruder auch etwas besonderes zu haben, er erzählt das auch immer wieder seinem Bruder, es hört sich ganz lustig an Er sagt dann immer
Schau mal Kevin ich habe jetzt auch wie du eine Windel an, weil ich mache jetzt auch wieder in die Hose, aber das ist ja nichts schlimmes, dann brauchen wir jetzt eben beide eine Windel weil ich bin jetzt auch behindert.
Ob Daniel absichtlich in die Hose macht kann ich nicht sagen, ich möchte ihm da auch nichts unterstellen, vielleicht läuft das ganze bei ihm auch nur Unterbewusst und ist für ihn ein Mittel die Erlebnisse des letzten Jahres oder auch die Kindheit mit einem besonderen Bruder zu verarbeiten.
Tatsache ist und das setzt sich immer mehr fest Daniel besteht darauf für die Nacht eine Windel anzubekommen. Die Versuche ohne auszukommen werden immer problematischer, er lässt sich praktisch nicht mehr dazu überreden und wenn ich mich doch mal durchsetze kommt er meist nach einer halben Stunde mit nasser Hose und nassem Bettzeug und sagt Mama ich hab wieder ins Bett gemacht bekomme ich jetzt bitte eine Windel. Ehrlich gesagt glaube ich ihm das nicht, das er eine halbe Stunde nach dem er ins Bett geht schon eingeschlafen ist und dann auch gleich eingenässt hat, ich denke damit will er mir schon sagen, ich lasse mich nicht zwingen ohne Windel ins Bett zu gehen und ich glaube da macht er es schon absichtlich. Und dann gebe ich sie ihm halt doch wieder weil auch ich habe keine Lust auf die nassen Betten als Folge eines Machtkampfes und die Windel ist halt für uns beide eine problemlose Lösung. Ich denke wir Mütter mit besonderen Kindern haben zu Windeln als Hilfsmittel eine andere Einstellung als Eltern mit gesunden Kindern. Ich habe bei Kevin nie Druck ausgeübt mit der Sauberkeitserziehung, klar hätte ich mich gefreut, wenn es mal klappt, aber wenn nicht, ist das für mich kein Weltuntergang. Ich freue mich über jeden seiner Schritte in der Entwicklung, aber die Schritte die er nicht macht, macht er eben nicht. Wahrscheinlich war ich deshalb bei Daniel so entspannt und habe mir gedacht, jetzt klappt bei ihm mal etwas nicht, das wird schon und solange biete ich ihm als Hilfe die Windel an. Ich mache mir als Mutter natürlich Sorgen und Gedanken vielleicht zu schnell diese Windellösung angeboten zu haben weil Daniel diese Lösung so gut für sich angenommen hat. Mein Gedanke war halt eine Lösung für ein paar Wochen zu haben und ich dachte damals nicht daran, dass sich dieser Zustand so lange hinziehen wird und mein großer Sohn jetzt jeden Abend mit großer Selbstverständlichkeit auch gewindelt werden will. Anderseits sage ich mir auch, es gibt sicherlich wesentlich schlimmeres, als wenn ein älteres Kind warum auch immer für die Nacht eine Windel benötigt. Mein getrennt lebender Mann wirft mir jetzt vor damit angefangen zu haben und sagt ich bin jetzt selbst an dieser Entwicklung schuld weil er hält das ganze für Bequemlichkeit unseres Sohnes die ich durch die Windel natürlich unterstützt hätte. Mein Mann meint durch die einmal angebotene Windel wäre mein Sohn jetzt zu faul noch auf die Toilette zu gehen und würde jetzt abends auf seine Windel warten und sich keine Gedanken mehr über den Toilettengang machen.
Mein Mann macht es sich mit diesen Vorwürfen natürlich wieder mal sehr einfach und ist da sehr schnell dabei. Bei Kevin hat er mir ähnliches vorgeworfen.
Gleichzeitig zieht er aber an den sehr seltenen Besuchswochenenden Daniel wie selbstverständlich die Windel an, mit der Begründung, das was ich in einem halben Jahr verpfuscht habe, kann er in einem Wochenende auch nicht ausbügeln. Ob Daniel an den Besuchswochenenden bei ihm auch einnässt, kann mein Mann nicht sagen.
Wenn ich Daniel nach dem Wochenende beim Papa frage ob die Windel da auch nass war sagt er nur ja natürlich.
Ich weiß mir da im Moment wirklich nicht, wie ich weiter vorgehen soll.
Vielleicht könnt ihr als aussenstehende mir einmal eure Meinung zu dem Thema sagen?
Liebe Grüße und danke für eure Geduld.
Sabine