Entscheidung
Hallo, die Erfahrungen, die du beschreibst, kenne ich sehr gut aus eigener Erfahrung und auch als Fachperson. Es ist oft so, dass eine Beziehung mit einem Borderliner sehr euphorisch anfängt und die Partner im weiteren Verlauf mit den Borderline Verhaltensweisen an ihre Grenzen geraten. Dass dein Partner am Anfang zweigleisig gefahren ist, würde ich sehr ernst nehmen. Ich kann nur schreiben, wie es sich für mich anhört, weil ich es aus diversen anderen Beziehungen kenne. Menschen mit Borderline haben wenn eine tiefe, wichtige Beziehung sich dem Ende nähert, sehr große Angst vor dem Alleinsein. Das hat jeder, aber für Borderliner ist es existentiell. Deswegen kommt es vor, dass diejenigen, die dies betrifft sich in dieser Endphase so schnell wie möglich einen neuen Partner suchen, um sich in Sicherheit zu bringen. Dass es zwischen euch in der ersten Zeit schön war, kann daran gelegen haben, dass er dich als die Gute gesehen hat, die jetzt für ihn da ist, während seine alte Beziehung ihn nur enttäuscht hat. Ich vermute, er hat dir oft erzählt, wie gemein sie zu ihm war und womit sie ihn verletzt hat. Diese Polarisierung der Zusammenhänge ist häufig bei den Betroffenen. Während er bei dir in Schutz war, hat er jedoch gleichzeitig versucht, sie hinter deinem Rücken zurückzugewinnen, vermute ich. Borderliner können sich nur sehr schwer von jemandem lösen, der ihnen sehr viel bedeutet hat. Daraus resultiert auch der Buchtitel: Ich hasse dich, verlass mich nicht.
Weiter kann ich natürlich auch nur vermuten, dass er bei dir auch nicht das gefunden hatte, was er wollte. Borderliner haben oft Erwartungen von Versorgtwerden an eine Beziehung, die niemand erfüllen kann. So ging er wieder zu ihr, um sich dort über dich zu beschweren...In der Psychotherapie kennt man das und setzt deswegen wenn es möglich ist 2 Therapeuten ein.
Es gibt tatsächlich manche Therapeuten, die behaupten, dass Borderline eine vorrübergehende Störung der Emotionskontrolle sei. Vielleicht wurde ihm das gesagt. Ich selbst habe jedoch noch nie daran geglaubt, weil die Erfahrungen in meinem Umfeld etwas anderes sagen. Und in der Fachliteratur wird hauptsächlich auch gesagt, dass es eine Krankheit ist, die nicht heilbar ist, sondern es können nur Besserungen erzielt werden. Das ist auch der Tenor der Betroffenen selbst, was ich bisher mitbekommen habe. Deswegen ist die Frage als Angehöriger: Kann man die Symptome aushalten? Bei deinem Partner vermute ich folgende für Borderline typische Symptome:
Ichbezogenheit, Stressintoleranz (alltägliche Herausforderungen als Problem wahrnehmen), die Schuld für eigene Defizite beim anderen sehen, Fehlwahrnehmung der Person und der Absichten des anderen, extremes Vorwurfs-und Anklageverhalten (oft wegen Wahrnehmung zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen), den Selbsthass dadurch am anderen ausagieren, extreme Weigerung für sein Verhalten Verantwortung zu übernehmen, sich selbst als das Opfer der Umstände wahrnehmen (du bist an seiner Doppelgleisigkeit Schuld), Kritikunfähigkeit verbunden mit emotionaler Erpressung (Wenn du mich kritisierst, dann gehe ich). Diese Eigenschaften machen Schuldgefühle und das ist die Gefahr für die Gesundheit von Partnern und Kindern!!! Es ist wichtig, sich darüber klarzuwerden, dass man nur Auslöser, jedoch niemals Ursache der Reaktionsweisen von Borderline Partnern ist. Tun kann man wenig, damit sich die Person ändert. Der Weg ist, an seinem eigenen Verhalten anzusetzen. Sich selbst wieder stark zu machen, um dann evtl. eine Hilfe für den Partner zu sein, oder zu sagen, das kann ich nicht....Aber nach meiner Erfahrung können Partner auch nur eine Hilfe sein, wenn der Betroffene selbst sehen kann, dass er krank ist und aktiv durch eine Therapie an sich arbeitet.
Liebe Grüße
Anova121