Ist Felsklettern im Freien schwieriger als Hallenklettern?

Klarer Fall von "kommt drauf an".

Was das Klettern angeht, so ist das reine Gewohnheitssache: Ich komme aus der Halle und bin im Fels erst mal 1 1/2 Grade zurückgefallen. Keine bunten Griffe mehr, an denen ich mich orientieren kann, sondern man muss Griff- und Trittmöglichkeiten selbst suchen. Wer aber aus dem Fels kommt, verzweifelt beim ersten Mal in der Halle genauso: Nur ein paar bunte Knubbel und dazwischen glatte Holzwand statt überall Felsstruktur, die man nutzen kann? Was soll denn der Quatsch. Der Hallenkletterer vermisst also draußen seine bunten Knubbel, der Felskletterer in der Halle die Möglichkeit, quasi überall zu greifen und zu treten.

Auf jeden Fall ist es draußen vielseitiger, da halt eben keine bunten Knubbel die Route vorgeben und somit jeder seinen ganz eigenen Stil hat und seinen ganz eigenen Lösungsweg. In der Halle gibt es vielleicht drei oder vier Lösungen, im Fels fast unendlich viele.

Was das Sichern angeht, ist draußen die Königsklasse. In den Hallen hast du meist Toprope (zumindest hier in NRW - mir sagte mal jemand in Bayern müsste man in den meisten Hallen erst mal vorsteigen), draußen gibt es in den seltensten Fällen eine Möglichkeit, ein Toprope zu legen, ohne dass jemand vorsteigt. Und vorsteigen draußen ist auch noch so ein Kapitel für sich. In der Halle kommt die erste fest montierte Exe schon nach 2 metern, draußen ist teilweise zwischen 3 und 6 Metern ungesichertes Bouldern angesagt, bis der erste Bohrhaken kommt, in dem man seine mitgeführten Exen einhängt - falls überhaupt Bohrhaken da sind und man sich nicht Klemmkeilen und Friends bedienen muss.

Wenn man draußen am Fels an den Top der Route gehen und sich da einen schönen Toprope-Stand bauen kann, ist es nicht viel anders als in der Halle. Mit Vorsteigen ist es aber ganz schön knackig.

Klar, im Freien gibt es viel mehr zu beachten und die Felswände sind nicht so eifnach zu besteigen. Aber hey, Herausforderungen spornen an :)