Muss jeder selbst wissen...
Ich bin Milchproduzent und sehe die "Bio"-Produktion sehr kritisch. Es gibt schon sehr lange einige Biobetriebe (das waren oder sind Idealisten) die besonders viel Wert auf eine gesunde Produktion legen und damit (früher meist in aufwändiger Selbstvermarktung) ein standortabhängig mehr oder weniger gutes Einkommen erlangen. Der unter der Rot-Grünen Regierung ausglöste Boom basiert auf meiner Ansicht nach unverschämt hohen Hilfszahlungen vom Staat. Es gab eine Umstellungsprämie, und eine Aufstockung der sonst üblichen (aus Steuerzahlersicht nicht verständlichen!!) Prämien. Ferner wurden in einigen Bundesländern Investitionsförderungen schneller bewilligt wenn sie Biobetrieben galten. Das hat Betriebe die eigentlich kein persönliches Interesse an "Bio" hatten (oft solche in finanzieller Not) in das Bioprogramm getrieben. Zur Milch selbst: chemisch und biologisch sind keine Unterschiede festzumachen. Schadstoffe wie sie überall in der Umwelt vorhanden sind sind in "beiden Milchen" gleich vertreten, da das Futter zwangsläufig von draußen stammt. Der Anteil ungesättigter Fettsäuren ist in Biomilch zumindest in den Sommermonaten etwas höher, bedingt durch die verpflichtende Weidehaltung. Mittlerweile gibt es aber auch konventionell erzeugte Milch, die ganzjährig einen größeren Omega 3-Gehalt aufweist. Umweltfreundlicher ist aber Milch aus konventioneller Erzeugung, da deutlich weniger Fläche zur Erzeugung eines Liters Milch gebraucht wird, ferner findet die Produktion in tendenziell größeren Betrieben statt, was sich beim Energieverbrauch deutlich bemerkbar macht. Der Tierschutzaspekt wird in den Medien immer so dargestellt, dass auf der einen Seite die Bio-Bauern stehen, die ihre Kühe "lieben" und auf der anderen die "Konvertionellen" die nur Geld verdienen wollen. Beides gilt aber für beide Gruppen-wer seine Kühe nicht gut behandelt verdient kein Geld, und ohne Geld lebt auch kein Biobauer. Womit wir beim finanziellen Aspekt angelangt wären-Meiner Meinung nach lohnt es nicht mehr auszugeben für Biomilch-allerdings tut man es als Steuerzahler zwangsläufig über die o.g. Hilfen. Wenn man will kann man auf ein Verbessertes Fettsäuremuster (omega-3) achten, das gibt es aber ohne Biosiegel billiger. Ich selbst trinke nur naturbelassene Vollmilch. Die gibts beim Bauern direkt!