Häufig werden "spagyrische" Mittel angeboten, die keine sind.
Ja, das ist richtig. Laut HAB (Homöopathischem Arzneibuch) werden z.B. die Produkte, die nach den Vorschriften 25 und 26 hergestellt werden mit dem Kürzel „spag. Zimpel“ gekennzeichnet. Die Verfahren sind nach Carl-Friedrich Zimpel (* 11. Dezember 1801 - † 26. Juni 1879) benannt. Allgemein wird Zimpel als Erfinder dieser Verfahren angegeben.
Bei den Verfahren werden pflanzliche Ausgangsstoffe über die Schritte Vergärung, Destillation, Veraschung des Destillationsrückstandes und Auflösen der löslichen Aschenbestandteile im Destillat zu Produkten verarbeitet, die als Arzneimittel verkauft werden. Durch die Schritte der Herstellung werden praktisch alle Stoffe entfernt, die eine pharmakologische oder therapeutische und fast alle, die toxische Wirkung aufweisen könnten. Man fragt sich, was sich der Erfinder dabei dachte. Mit dem gesunden Menschenverstand betrachtet, müssten die Zubereitungen nach Zimpel wirkungslos sein. Die Hersteller dieser Produkte versuchen eine Erklärung zu liefern, indem sie die 3 philosophischen Prinzipien der Spagyrik bemühen. Demnach soll der Alkohol, der bei der Vergärung entstanden ist, das philosophische Prinzip Merkur sein! Für einen wirklichen Spagyriker ist es natürlich unverschämt, wenn versucht wird „Schnaps“ als die vitale Kraft Merkur zu verkaufen. Es wird auch nicht besser, wenn die Vertreter der Zimpel-Mittel die löslichen Bestandteile der Asche als philosophisches Prinzip Sal bezeichnen und die wenigen ätherischen Öle oder Aromastoffe, die bei der Destillation mit übergehen, als philosophisches Prinzip Sulfur. Es ist ein grober Unfug der tatsächlich nichts mit Spagyrik zu tun hat.
Es kommt aber noch schlimmer. Zimpel wandte die Verfahren, die sogar amtlich nach ihm benannt sind, scheinbar gar nicht an! Die heutigen HAB-Verfahren „spag. Zimpel“ sind unrechtmäßig nach Zimpel benannt und es ist einfach eine Lüge, dass sie von Carl-Friedrich Zimpel stammen!
Die echten Zimpel-Verfahren können aber nachvollzogen werden. Sie führten im Gegensatz zu den heutige HAB-Zimpel-Verfahren zu einer kräftigen Tinktur, in der reichlich Wirkstoffe enthalten waren. Axel Helmstädter hat dies sehr gut recherchiert und in seinem Buch „Spagyrische Arzneimittel: Pharmazie und Alchemie der Neuzeit“ Bd. 3 dargelegt.