Was Interesantes - Homosexualität hat mit den Genen zu tun
Homosexualität hat mit den Genen zu tun
10.02.2009 | Wien | (SN).
Medizin.
Ob ein Mensch homosexuell wird, ist nicht unbedingt angeboren, hat aber trotzdem mit den Genen zu tun.
Die Behauptung des designierten Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner, Homosexualität sei „heilbar“, stößt bei Medizinern auf Kopfschütteln. Denn die sexuelle Orientierung eines Menschen hat stark mit den Genen zu tun. Derzeitiger Stand der Wissenschaft: Zwar gibt es kein „Schwulen-Gen“, aber biologisch sensible Lebensphasen, in denen die Gene gewissermaßen umgepackt werden: in der Schwangerschaft, in den ersten Lebensjahren und in der Pubertät. „Ereignet sich in diesen , windows of opportunity‘ etwas, was Homosexualität grundlegt, bleibt der Mensch so“, sagt der Wiener Arzt und Theologe Johannes Huber.
Konkret spricht die Medizin von „epigenetischer Determination“. Huber: „Das Epigenom, das in diesen Lebensphasen als Reaktion auf die vielen äußeren Einflüsse modelliert wird, hat eine sehr große Festigkeit.“ Und das bedeutet: Es nachträglich zu verändern, ist so gut wie unmöglich. „Also ich sehe die Möglichkeit einer Veränderung des Epigenoms – von , Heilung‘ kann man hier wirklich nicht sprechen – als sehr, sehr gering an“, sagt Mediziner Huber.
Lieblosigkeit der Kirche
Auch als Theologe kann er die Aussage Wagners nicht verstehen, denn im Christentum „ist die Liebe das höchste Gut – und dann kommt erst das Dogma. Es ist immer schlecht, um des Gesetzes Willen eine Lieblosigkeit an den Tag zu legen, Menschen zu verletzen. Und das tut die katholische Kirche derzeit“, sagt Huber. Selbstverständlich sei von der Evolution die Heterosexualität und nicht die Homosexualität als Weg vorgegeben, damit sich die Gesellschaft vermehrt. „Aber wenn jemand das nicht kann, soll man ihn nicht dazu zwingen.“
Im übrigen hält Huber den Rückgriff auf das Alte Testament, in dem Homosexualität heftig gegeißelt wird, für nicht korrekt: „Vieles, was im Alten Testament steht, wird nicht befolgt. Man darf sich also nicht das heraussuchen, was man hören möchte, und den Rest überblättert man.“ Die Ökumenischen Arbeitsgruppen „Homosexuelle und Glaube“ wiesen am Montag die Aussage Wagners, dass Schwule einer Heilung bedürften, als für einen „Seelsorger unwürdig“ zurück und forderten von ihm eine Entschuldigung.