Bitte um Tipps! Unzufriedenheit, Sucht, Angst, Liebe, Probleme
Hallo liebe Community!
Habe noch nie einen Beitrag in ein Forum geschrieben und bin gespannt was ihr zu meiner Situation sagt.
Bin 26 und homosexuell. Ich habe das schon immer gewusst, bzw habe ich mich schon als kleiner Junge eher als Mädchen gefühlt und wollte lieber weiblich sein. Ich würde mich nie umoperieren lassen und habe mein Leben als schwuler Mann jetzt akzeptiert, obwohl man mir die Homosexualität nicht ansieht.
Jedoch habe ich dadurch, dass ich mich immer anders gefühlt habe, ein Suchtpotenzial entwickelt. Als Kind habe ich viel gegessen, um mich besser zu fühlen, was man mir dann auch ansah. Ich war nicht extremst übergewichtig aber schon übergewichtig. Mein Vater hat mich deshalb damals nicht so akzeptiert wie ich war und anstatt nach den Gründen für mein Verhalten zu forschen, mich eher gemobbt und runtergemacht. Das hat die Beziehung zerstört und ich habe mir immer gewünscht, dass meine Eltern sich scheiden lassen und ich ihn nie wieder sehen muss. Mit 14 begann ich dann zu rauchen und Alkohol zu trinken und ging 3-4 Mal die Woche mit Freunden aus und betrank mich jedes Mal fast bis zur Bewusstlosigkeit. Ich kannte keine Grenzen. Neben Schule und Teilzeitjob hatte ich keine anderen Hobbies als auszugehen und zu trinken. Nach der Matura zog ich von zu Hause aus, arbeitete zwei Jahre und begann dann zu studieren. Ich fing an Cannabis zu rauchen und wurde wirklich schnell richtig süchtig. Während meiner ganzen Studienzeit (4 Jahre) hatte mich das Zeug fest im Griff. Ich rauchte jeden Tag von früh bis spät und hatte keinen geregelten Tagesablauf mehr. Es gab nur noch Uni und TZ-Job und rauchen und Wochenende trinken und feiern mit Freunden. Ich rauchte in der früh vor der Uni teilweise in den Pausen, vor der Arbeit, einfach immer. Später begann ich mich für andere Drogen zu interessieren und probierte einiges aus. So stieß ich auch auf Ecstasy bzw. MDMA und nahm dann auch 1-3 Mal die Woche Pillen in Clubs oder auch alleine zu Hause. Ich wurde richtig unsozial, konnte oder kann tlw immer noch schwer mit anderen Menschen reden, weil ich denke ich sage was falsches oder ich nerve andere nur und ich habe mich irgendwie nur noch zu Hause in meine dunklen Höhle wohlgefühlt und wurde richtig depressiv. Mein Problem war immer, dass ich überhaupt kein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein habe, obwohl ich ganz nett aussehe und kann mich dadurch nur schwer öffnen. Ich kann auch nicht so leicht mit Männern intim werden, weil ich mich und auch meine Genitalien (vor allem Anal- bin noch nie aktiv gewesen, immer nur der passive Partner) hässlich finde/fühle. Dementsprechen hatte ich auch sehr wenige Sexualpartner in meinem Leben (was ich auch ok finde), weil für mich für Sex auch einfach ein bisschen mehr dazugehört wie Vertrauen usw. Ich finde die Schwulenszene einfach zu sexuell geprägt und für mich ist das irgendwie zu "hart" würde ich sagen. Es wird wahllos rumgevögelt und man findet keine "normalen" Männer mehr und keiner macht sich etwas aus richtiger (monogamer) liebevoller Beziehung. Ich würde sagen bin echt ein Beziehungsmensch, der viel Liebe zu geben hat und hätte so gerne jemanden, um als Team gegen den Rest der Welt zu "kämpfen". In Szenelokale war ich sehr selten und wenn, dann habe ich mit nahezu niemanden gesprochen und einfach nur getrunken und getanzt- ich habe mich einfach unwohl gefühlt.
Mein einziger Anker/Bezugsperson war damals mein Freund. Ich habe durch ihn den Schritt zu Outing gemacht und habe ihn wirklich geliebt. Er war die erste richtige Beziehung in meinem Leben und ich fühlte mich mit ihm wohl. Ich konnte sein wer ich war und fühlte mich unterstützt. Es war auch schön, dass man mit der ganzen Szene usw einfach nichts mehr zu tun haben musste, weil man einen liebevollen Mann an seiner Seite hatte. Sex war in der Beziehung auch eher nebensächlich, trotzdem war ich in diesen drei Jahren (in denen wir auch zusammen gewohnt haben) glücklich und ich wäre für ihn bis ans Ende der Welt gegangen. Mit der Zeit fand ich aber heraus, dass er ein notorischer Lügner ist und irgendwie nichts was er sagte wahr ist. Er log bei Dingen, wo man es einfach nicht macht. Zum Beispiel, dass er einen Geschlechtskrankheiten-Test gemacht hat, den er nie gemacht hat, was ich dann am Ende der Beziehung erfuhr. Ich muss dazusagen, dass ich auch deshalb sexuell ein bisschen zurückhaltend war, weil ich schon immer Angst vor HIV usw hatte. Ich war als Kind ein richtiger Hypochonder (das hat sich aber zum Glück geändert) nur habe ich noch nie mit einem Mann ohne Kondom geschlafen. Er hingegen hatte vor mir noch nie in seinem Leben ein Kondom benutzt und hatte sicher auch einige Erfahrungen in seiner Vergangenheit. Nach einem Jahr und nach dem er mir tausende Male schwörte, dass er sich negativ testen ließ habe ich mich breit schlagen lassen, weil ich einfach verliebt war und schlief mit ihm auch ohne Kondom. Er hatte gelbliche Augen und kam mir immer ein bisschen krank vor deshalb mache ich mir da wirklich Sorgen, dass er krank war. Das bringt mich zu mienem nächsten Thema, ich habe während meines Studiums ein Auslandssemester in Spanien verbracht. Dort habe ich auch einen netten Typen kennengelert und auch Sex mit ihm. Das Kondom platzte und er hat mir danach gestanden, dass er HIV positiv ist. Ich fuhr sofort ins Krankenhaus und lies mich einen Monat mit speziellen Tabletten behandeln. Bis heute habe ich mich nie getraut mich testen zu lassen, weil ich befürchte, dass wenn der Test positiv ausfällt ich als Junkie in der Gosse lande oder mir das Leben nehme. Ich bin ein wirklich "guter" Mensch, war immer lebensfroh und lustig trotz schwieriger Umstände, aber leider auch sehr sensibel und vorsichtig. Das ich in so einer Situation war, erschien mir einfach ungerecht.
Zurzeit bin ich innerlich komplett zerrissen, weil ich nicht weiß wo ich hinziehen soll (ich will raus von meiner Heimatstadt), ich etwas studiert habe, was ich mir praktisch einfach nicht vorstellen kann, Probleme habe alleine zu sein und immer noch das Bedürfnis habe etwas zu konsumieren (obwohl ich zurzeit nicht mehr stark abhängig bin, dh ich leben wieder ein halbwegs normales Leben, bzw bin am besten Weg dorthin). Treffe mich wieder öfter mit Freunden und treibe Sport, trotzdem macht mich das alles nicht glücklich und mein Leben erscheint mir irgendwie sinnlos und ich habe einfach keine Lebensenergie mehr..
Was sagt ihr dazu?
Liebe Grüße