Freund hat keine Lust auf Sex aber auf onanieren

In meiner Beziehung haben wir für mich zu wenig Sex. Ich werde immer abgewiesen. Sobald wir uns eine Weile nicht sehen, onaniert mein Freund aber. Er sagt, es liegt nicht an mir. Schon seit Beginn der Beziehung sagt er, dass er noch nie so guten Sex hatte und er ist immer noch total scharf auf mich. Das zeigt er mir zu genüge. Er hat keine Antwort darauf, dass er so selten Lust hat. Seinen Erzählungen nach war er immer jemand, der oft Sex haben wollte. Mich verletzt das dennoch, weil ich nicht verstehe, warum er keine Lust auf mich hat aber onaniert wenn ich nicht da bin.

Antworten (4)

Hey Curly,
ich kann dich verstehen und kenne beide Seiten. Ich habe sowohl mal eine Freundin gehabt, mit der ich nicht mehr gern schlafen wollte, aber auch eine, die ich nach Jahren noch geil fand wie am ersten Tag. Ich finde es prinzipiell total schade, wenn sich dieses Gleichgewicht zu irgendeiner Seite verschiebt. Sex ist für eine Beziehung, finde ich, immer ein Indikator. Soll heißen: Hat man keinen oder nur unbefriedigenden Sex, so liegt meist ein Problem in der Luft. Das Problem hat eigentlich nie etwas mit dem Sex zutun, sondern mit irgendetwas anderem. Entweder ist die Liebe weg, oder es gibt andere Faktoren die so störend sind, dass man auch keinen Sex mehr möchte. Eine meiner Freundinnen wollte ständig Sex, das hat mich abgetörnt, weil ich sie nicht mehr "erobern" konnte. Eine ander wollte so gut wie keinen mehr, aber hat es sich dennoch selbst gemacht. Es lag also offensichtlich an unserer Beziehung. In dem konkreten Fall war der Altersunterschied und somit die Interessen zu unterschiedlich. Sie war 8 Jahre jünger und das passte auf Dauer einfach nicht. Ich vermute bei euch ein ähnliches Problem. Vermutlich steht euch etwas im Weg, oder die Luft ist raus. Ich kann dir nur den Tipp geben: Redet über eure Probleme, Bedürfnisse, Gedanken usw. Nur so hält man eine Beziehung aufrecht.

Besten Gruß,
Alex

Es gibt zu dieser Thematik einen sehr luziden, kurzen Aufsatz von Sigmund Freud: "Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebenslebens", den man leicht online lesen und auch ohne psychoanalytische Vorbildung verstehen kann - die Bedeutung des "Ödipus-Konflikts" kann man ja evtl. auch zB bei dem entsprechenden Stichwort bei Wiki nachlesen.

Fast alle Menschen erleben am Ende ihrer Kindheit - 4. - 7. Lebensjahr - den Ödipus-Konflikt: das Kind entwickelt ein starkes sexuelles Begehren auf den gegengeschlechtlichen Elter und wird zurückgewiesen. Gleichzeitig wird der gleichgeschlechtliche Elter, dessen Stelle das Kind einnehmen wollte, als "obsiegender Aggressor" wahrgenommen. Das ist für die Entwicklung des Kindes zum erwachsenen Menschen zwar höchst wichtig, aber hier "off topic". Wesentlich ist, daß durch das Unterliegen im "Ödipus-Konflikt" die "Inzest-Schranke" überhaupt erst errichtet wird: Sex mit dem Elter ist verboten. Diese Schranke hat ihren Platz im Unbewußten, äussert sich durch Gefühle: jähe Abscheu, igittigitt.

Es ist aber auch so, daß heterosexuelle Verliebtheit - die statistisch gesehen normale Vorraussetzung einer heterosexuellen Beziehung - genau dadurch entsteht, daß man in das "Objekt der Begierde" ein idealisiertes Erinnerungsbild des gegengeschlechtlichen Elters aus dem Ödipus-Konflikt projiziert. Der Anlaß dieser Projektion ist sehr zufällig: Haarfarbe, Körpergestalt, gewisse Ähnlichkeiten im Habitus können ausreichen.

Die so entstehende Liebesbeziehung leidet aber darunter, daß durch diese Projektion des gegengeschlechtlichen Elters aus den gegengeschlechtlichen Beziehungs- und Sexualpartner auch die Inzestschranke ein Stückweit wieder heruntergeht, was den Sex mit dem Beziehungspartner erschwert, in nicht wenigen Fällen sogar total unmöglich macht. Männer erweisen sich beim Sex mit ihrer Partnerin als impotent - Frauen als frigide. Aber bei autoerotischer Sexualität haben sie überhaupt keine Probleme, im Gegenteil und beim "Fremdgehen" können die von der "Inzestschranke" Beplagten dann doch noch volle sexuelle Befriedigung erreichen.

Es ist paradox: gerade die emotional erfüllende, warmherzige, auch rational partnerschaftlich gut funktionierende Beziehung steht einer erfüllenden Sexualität innerhalb dieser Beziehung gerade aus dem Grund entgegen: weil sie emotional so tief ist.

Freud schreibt in dem o.g. Artikel, die normale Lösung ist das "fremdgehen", idealerweise mit einem ebenfalls fremdgehenden "Affairenpartner". Diese "Affairenpartnerschaften" stellen die "Hauptbeziehungen" keineswegs infrage, im Gegenteil: die Hauptbeziehungen werden dadurch stabilisiert. Die in der Hauptbeziehung durch die Inzestschranke unmöglich gewordene sexuelle Befriedigung wird durch die unmoralische Affaire ermöglicht, in der wegen ihrer Amoralität die Inzestschranke gerade nicht heruntergeht: weil die Affaire unmoralisch, schmutzig und schlecht ist, findet keine Projektion des gegengeschlechtlichen Elters aus dem Ödipus-Konflikt statt. Die Affairenpartner empfinden ihres Fremdgehens wegen massive Schuldgefühle gegenüber ihren Hauptpartnern und werden aus diesem Grund zu enorm willfährigen Beziehungspartnern, die ihren "betrogenen" Partnern jeden Wunsch von den Augen ablesen und erfüllen. Es herrscht in den Hauptbeziehungen daher oft vollste Harmonie - wenn man von allenfalls als Pflichtübung, oft überhaupt nicht mehr vollzogener Sexualität mal absieht. Das ist zwar unmoralisch, aber kann über Jahre und Jahrzehnte, oft lebenslang Ehen und Familien zusammenhalten.

Es gibt aber auch moralisch weniger bedenkliche Möglichkeiten, wie zB das "swingen", einvernehmlichen, gemeinsamen Sex mit wenigstens einer weiteren Person, die auch nur als anonymer Zuschauer, zB beim camsex, das Heruntergehen der Inzestschranke möglicherweise verhindern kann. Weil bei der beziehungsbedingten Projektion der Erinnerung an den gegengeschlechtlichen Elter dieser idealisiert wird, kann durch eine bewußte - aber einvernehmliche ! - Herabwürdigung des Partners diese Idealisierung vermieden und die Auswirkungen der Inzestschranke zumindest vermindert werden. Das ist ist m.E. der tiefenspychologische Grund für "dirty-talking" und auch für die so beliebten Dessous, die ihrer Träger, sofern sie keine model-figuren haben, eher lächerlich macht. Aber genau das ist der tiefenpsychologische Effekt: wer lächerlich und "nuttig" wirkt, provoziert keine Inzestschranke !

Auch Pornographie ist "politisch inkorrekt", "Porno-Wichser" verachtet man - diese Verachtung kann man sich zu nutze machen: zusammen - verabredet - Pornos schauen und - jeder für sich - masturbieren und man kann gespannt darauf sein, was sich aus dieser "versauten" Situation ergibt, eben weil sie "versaut", unmoralisch und schlecht gilt - und deswegen die Inzestschranke bremst.

Ich wollte damit nur Beispiele geben, eine Denkrichtung. Vielleicht kann man(n) ja Nutzen daraus ziehen ?!

Liebe CurlySi86,

Onanieren (bzw. Masturbieren) gehört zur Sexualität einfach dazu. Natürlich sollte es immer in einem guten Verhältnis zum Sex mit dem Partner stehen. Dass Dein Mann kaum noch Sex mit Dir hat könnte daran liegen, dass er alles bereits kennt. Er weiß wie Du Dich bewegst, er weiß wie Du stöhnst, er hat schon alle möglichen Stellungen mit Dir durchprobiert usw.
Mach doch mal Nägel mit Köpfen; sag ihm, dass Du ihm gern mal beim Masturbieren zusehen möchtest. Mach es Dir ebenfalls selbst und zeige es ihm. Mach ihn richtig an. Schreib das Drehbuch und führe  Regie. Und wenn Du ihn da hast wo Du ihn haben möchtest, dann lass nicht los. Einen Versuch ist es wert.
LG

Ich finde das sehr schade für Dich und Deine Beziehung. Vielleicht solltet ihr einmal konzentriert darüber reden. Wenn ihr keinen gemeinsamen Weg findet, bliebe nur übrig, dass Dein Freund - ob alleine oder mit Dir gemeinsam - professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Eventuell könntet ihr euch auf eine rein freundschaftliche Basis (also ohne Sex) einigen. Der allerletzte Weg wäre eine Trennung, denn eine enge Beziehung ohne Sex würde auf Dauer scheitern.

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