Ich kann einfach nicht aufhören

Eins vorweg: es geht mir hier nicht darum, ob ich sexsüchtig bin oder nicht und ich brauche auch keine Kommentare wie "is doch normal, mach ich auch, usw." oder so was! Ich möchte einfach nur, dass es aufhört ...

Ich bin 22 und komme nicht von SB und Sexfilmen weg.

Zuerst zu meiner Vorgeschichte. Sexualität war bei uns zu Hause nie ein Thema. Es war zwar kein Tabu, aber es wurde eigentlich nie über SB, Petting, Sex o.ä. gesprochen. In der dritten oder vierten Klasse hatte ich zum ersten Mal so was Ähnliches wie Aufklärungsunterricht. Unsere Lehrerin erzählte uns den Unterschied zwischen Mann und Frau und wo die kleinen Babys herkommen. Ich wusste noch nicht wie Sex oder SB funktioniert, aber ich begann meinen Penis zu streicheln, weil Sex ja angeblich so schön war. Die Aufklärung durch meine Eltern, bestand aus einem Buch, das sie mir einfach nur hinzulegen - "Wie gehts - wie stehts?" von der BZgA. Dort erfuhr ich, dass beim Sex der Penis in der Scheide rein und raus bewegt wird. So begann ich, mit der Hand die entsprechenden Bewegungen nachzuahmen und kam so zur SB. Ich machte es immer im Bad, wohin ich mir die Bild-Zeitungen der letzten Tage mitnahm, deren Seite-1-Girls mir dabei "zusahen". Ich hatte wohl schon Orgasmen, jedoch noch keinen Samenerguss. Ich wollte mich immer über diesen Punkt hinaus stimulieren, weil ich dachte, da käme noch etwas, aber ich konnte nach diesem merkwürdigen Gefühl an meinem Penis, dass ich nicht einordnen konnte, einfach nicht mehr weiter machen, obwohl ich es mir jedes Mal fest vornahm. Irgendwann hatte ich dann meinen ersten feuchten Traum und von da an onanierte ich immer. Dennoch nahm ich mir vor, danach weiter zu machen, was ich nicht schaffte.
Ich ging nach dem Mittagessen aufs Klo, wo ich mich einschloss und dies wurde für mich wie zu einem Ritual. Ich fühlte mich damals schon ziemlich mies danach, obwohl ich nicht wusste warum, aber ich konnte es Tag für Tag einfach nicht lassen. Bereits zum Ende der Grundschule hatte ich sexuelle Phantasien (z.B. einen Dreier, wobei ich nicht so recht wusste, wie Sex zu dritt überhaupt geht), die ich mir für mein damaliges Alter nicht erklären kann, da Sexualität bei uns kein Thema war. Auf dem Gymnasium hatte ich dann "richtigen" Aufklärungsunterricht, wobei nur die "Mechanik" der Fortpflanzung erklärt wurde (Zellteilung, die Periode der Frau, usw.).
Ich fand es damals erregend, im Lexikon die Begriffserklärungen zu Dingen wie Scheide, Brüste, Sex usw. durchzulesen. Als ich dann das Internet für mich entdeckte, begann ich auf "seriösen" Seiten wie Wikipedia damit und endete auf solchen mit schmutzigen Bildern und Videos. Mit einem eigenen Computer wurde ich dort dann bald Stammgast und die Dinge, die ich mir ansah, wurden immer versauter. Ich wurde bei all den Dingen nie erwischt. Seit ich nach dem Abi zu Hause ausgezogen bin, brauchte ich mir darüber ohnehin keine Gedanken mehr zumachen.

Jetzt sehe ich mir Sexfilme an, während ich mit einer Hand in Erotik-Foren chatte und die andere Hand in meiner Hose habe. Ich habe es mir auch schon vor der Web-Cam besorgt, während mir Frauen dabei zuschauten ... Einmal hat mir eine von ihnen Nackt-Bilder von sich geschickt, zu denen ich dann SB gemacht habe, während sie mir dabei zusah und wir nebenher erotisch chatteten.

Ich habe die viele Szenen, Bilder und Filmchen, die ich mir angesehen habe, noch klar vor Augen, obwohl ich sie so gern vergessen würde. Zum Beispiel: Ich war als Kind (vielleicht 11 oder 12 Jahre alt) mal im Schwimmbad und dort war eine Frau mit sehr weiblichen Rundungen in einem knappen Bikini. Ich bin getaucht und habe sie unter Wasser beim Schwimmen beobachtet, bis ich einen Ständer bekam. Kurz darauf bin ich dann aufs Klo gegangen und hab‘s mir dort gemacht, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe.

Ich kann mein Verhalten nicht kontrollieren!
Wenn ich einmal davon ergriffen bin, komme ich erst wieder zu mir, wenn ich gekommen bin.
Auslöser können alles Mögliche sein: Eine hübsche Frau auf der Straße, das Ausziehen zum Duschen, das Aufwachen mit einer Morgenlatte ... ich könnte diese Liste ewig weiterführen. Dann setze ich mich vor den PC und vergesse sogar Essen oder mein Berufsleben. Es ist nämlich nicht nur ein kurzes "Rauf-Runter-Fertig", sondern es dauert - ungelogen! - mehrere Stunden (meist zwischen drei und fünf) in denen ich Sexfilme schaue oder Phantasien nachhänge, bis ich mich endlich kommen lasse (ich verzögere es viele Male)und das Ganze vorbei ist.
Das passiert mindestens alle zwei Tage. Ich vernachlässige mich selbst und ordne alles dieser „Sucht“ unter.

Ich hatte noch nie eine Freundin und demzufolge auch noch nie Sex. Ich glaube, das ist auch gut so, sonst würde ich nicht ständig SB machen, sondern wäre stattdessen auf der Suche nach bedeutungslosem (und u.U. teurem) Sex.

Wenn ich "normal" bin, ist mir Sex, SB, usw. eigentlich überhaupt nicht wichtig. Dann stelle ich dies auch bei der Suche nach einer Freundin hinten an und würde nicht gleich mit ihr ins Bett wollen.
Eigentlich bin ich ganz anders als während dieser "Anfälle"!

Ich möchte damit aufhören, aber ich kann mich nicht gegen dieses Verlangen wehren. Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Ich leide darunter, nicht nur weil jedes Mal so viel Zeit dabei verloren geht.

Ich freue mich über hilfreiche oder verständnisvolle Kommentare und Leidensgenoss(inn)en. Offene Fragen bitte einfach stellen. Danke in Voraus!

Antworten (32)
Ich kenne das

Vieles was mein_problem beschreibt kenne ich auch.
Es geht nicht darum dass ich oft Lust habe und es mir oft mache sondern darum, dass ich dann an nichts anderes mehr denken kann und alles andere vernachlässige bzw gar nicht mehr mache - wirklich alles auch wirklich wirklich wichtige Dinge. Ich will ja gar nicht komplett aufhören aber ich will es selbst steuern und auch zu mir selbst sagen können "´Jetzt geht es nicht" - aber das schaffe ich im Moment nicht ...

Ich will mir professionelle Hilfe suchen - gibt es dafür spezielle Therapien oder kann ich damit auch zu einem "normalen" Psychologen gehen?

Moderator
...

Da gebe ich Rainbow vollkommen recht!

...

"Ich stelle es mir so schön vor, dass wenn es dann mal endlich so weit sein sollte ja nur eine Enttäuschung werden kann, oder?"
das mit ziemlicher Sicherheit, denn du läufts nem Traum hinterher und Träume sind Idealvorstellungen. Nur wer entspricht schon nem Ideal? Du nicht und die entsprechende Frau auch nicht. Also Crash!
Aber bei deinen Ängsten und Selbstzweifeln wird diese Situation vermutlich nie eintreten.

Wenn ich mal so auf meine Phantasien und "Wünsche" achte, verhärtet sich bei mir nicht nur etwas in der Hose ;-) sondern auch der Verdacht, dass ich mir mein erstes Mal wünsche. Eigentlich dreht es sich immer alles darum, den weiblichen Körper, die weibliche Lust und Sex kennenzulernen - auch wenn ich bis heute noch nie eine Frau (in Echt) nackt gesehen habe oder von einer Frau mal mehr gespürt hätte als eine Händedruck …
Ich stelle es mir so schön vor, dass wenn es dann mal endlich so weit sein sollte ja nur eine Enttäuschung werden kann, oder?

So sehr ich es mir wünsche, habe ich aber auch gleichzeitig Angst, dass ich danach nicht nur nach SB und Sexfilmen süchtig bin, sondern auch nach Sex. Dann würde ich vermutlich wahllos Frauen für schnellen Sex suchen oder wenn ich eine Beziehung hätte diese kaputt machen, weil ich immer Sex will.
Die Tatsache, dass ich mich praktisch nie traue Frauen anzusprechen wird mit dieser Angst im Hinterkopf nicht unbedingt einfacher - oder habe bin ich nur wegen dieser Angst soviel Scheu? Ich möchte nämlich nie die Gefühle anderer verletzten und eine Frau auf Sex zu reduzieren (was meine Sucht ja womöglich machen würde), finde ziemlich schlimm und kann ja auch zu keiner guten Beziehung führen!

@mein_problem

Na dann viel Erfolg bei deiner Selbsttherapie!

Moderator
Hallo "Mein Problem"!

Wenn ich das so höre, "therapierst" du dich gerade selbst... Finde ich sehr gut und bemerkenswert. Ich hab das Gefühl, du hast seit dem ersten Post hier viel mehr in und an deinem Leben verändert, wie in den 5 Jahren vorher. Das lässt vermuten, dass es doch ganz hilfreich war, hier mal offen das Problem auszusprechen. Reden hat ja noch nie geschadet... Trotzdem: verlier die Hilfe über einen Fachmann nicht aus den Augen. Auch wenns dir jetzt gut geht - viel zu tun - es kann ja wieder anders kommen...

Es ist auch gut, immer mal wieder was von dir zu hören. Behalte das bitte bei!

Somit wünsche ich dir noch schöne Tage vor und vor allem schöne Tage am Weihnachtsfest!

Viele Grüße
Kermit

Hallo

Hallo
Auch wenn du, Rainbow14, das vielleicht anders siehst, aber ich finde mein Verhalten in keiner Weise „normal“! Es mag ja sein, dass man sich in der Pubertät mehr damit beschäftigt, aber nicht so wie ich es hier beschrieben habe und mit 22 sollte ich aus dem Alter wohl raus sein, oder? Das empfinde ich nicht als Selbstwahrnehmungsstörung.

Eventuell habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt: Sexualität ist ja nicht schlechtes und gehört zum Leben dazu. Aber ich möchte sie ausleben, wenn ich möchte und nicht wenn ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe.

@Kermit: Dein Beispiel mit dem Alkoholiker ist ja schön und gut, aber für mich ist in diesem Fall der Alkohol Sex, SB usw. und die anderen Getränke sonstige Zärtlichkeit, Zuneigung, Aufmerksamkeit usw. Als Grundbedürfnis würde ich hier nämlich Liebe ganz allgemein benennen.

Ob sich etwas in meinem Leben verändert hat? Höchstens indirekt.
Bisher habe ich immer versucht ganz darauf zu verzichten, jetzt öffne ich gelegentlich mal das Ventil und lasse Druck raus – um es mit Rainbow14s Bild zu sagen. Auch bin ich derzeit so beschäftigt wie lange nicht mehr und habe nicht viel Zeit um auf dumme Gedanken zu kommen. Zudem sieht man bei der derzeitigen Witterung nicht wirklich viel nackte Haut oder weibliche Rundungen, was es mir zusätzlich einfach macht, nicht so oft daran zu denken. Und bei den Temperaturen ist meinem „kleinen Freund“ so kalt, dass er, wenn ich nach Hause gelaufen bin, erst mal eine ganze Zeit nicht mehr stehen möchte ;-)
Außerdem habe ich begonnen, mein Handeln aktiv zu steuern bzw. zu hinterfragen. Ich dränge es nicht mehr weg und lasse mich dann später davon überrennen, sondern merke, wenn sich was regt und kann mich dann z.B. gezielt mit Sport machen o.ä. beschäftigen, was dem „Anfall“ entgegenwirkt. Oder ich frage mich, warum ich jetzt diese oder jene Gedanken habe oder dieses oder jenes machen oder anschauen will. Auch so kann ich „Grundbedürfnis“ von „Sucht“ besser trennen.

Vor ein paar Wochen ist eine neue hübsche Nachbarin in die Wohnung unter mir eingezogen. Natürlich war sie dann auch schnell Teil meiner Phantasien. Doch dann habe ich mich gefragt, ob jemals etwas davon Wirklichkeit werden kann und ich kam zu dem Entschluss: jedenfalls nicht, wenn ich so weiter mache. Zum einen, weil ich sie auf diese Weise nicht kennenlerne, und zum anderen, weil ich mich komisch dabei fühle, wenn ich sie dann sehe – so reduziere ich sie ja nur auf Sex bzw. SB … ich kann‘s schlecht erklären, aber vielleicht versteht ihr mich ja auch so …

Viele Grüße!

Moderator
@Rainbow

"Ruhig Brauner!"
psst: ich bin Kermit und nicht Fury ;-) Quack!

grins! Friede! ich find dich ja gut...

@Kermit

Ruhig Brauner!
Ich sag ja ix gegen eure Beratungsrunde. Aber auch ich hab eben das recht meine Meinung zu schreiben, oder?
Also von mir aus kannst du doch deine Beraterrolle weiter ausleben, jedem seinen Lebensinhalt!
Ich habe auch nie gesagt das ich Experte bin oder?

Nur wenn nach Schritt 1 eben kein Schritt 2 kommt, bzw. wie in eurem Fall man auf der Stelle tänzelt, nutzt keinem etwas.

Aber sorry für die Störung ....

Moderator
...

@Rainbow
Deine meisten Beiträge finde ich gut - hier habe ich mir bei deinem ersten Beitrag einen Kommentar verkniffen. Jetzt isses doch soweit!
Deine Einstellung ist nicht automatisch die einzig wahre und richtige. Und ich weiß auch nicht, wieviele Jahre oder Jahrzehnte du Erfahrung in der Beratung und Begleitung von Menschen mit Problemen hast...

Man kann jemanden einen Rat hinkotzen - friss und mach was draus oder stirb - oder man kann auch einen Schritt mehr gehen. Zu einer guten (und professionellen) Betreuung gehört auch die Begleitung. Und das bedeutet, dass man nach dem ersten Schritt (hier: das Niederschreiben des Problems) auch den zweiten betrachtet. Wie geht der Mensch damit um, sein Problem dargelegt und einen Rat erhalten zu haben. Und man muss dann auch den dritten SChritt machen: braucht er nach dem zweiten Schritt noch Hilfe, Beistand, Begleitung Rat, um weiter zu gehen.

Im Übrigen glaube ich, dass du das Problem von "mein Problem" nicht verstanden hast.

Normalerweise liebe ich deine kurzen, prägnanten und passenden Kommentare, hier halt ausnahmsweise mal nicht ;-)


@mein Problem:
Schön, dass die guten Tage überwiegen. Was dich aber nicht vom Schritt zur professionellen Hilfe abhalten darf!!!!
Das mit dem vollständigen Verzicht auf SB da stimme ich Rainbow voll zu. Mein Beispiel dazu wäre: Es wäre genauso, als würde ein Alkoholiker gar nichts mehr trinken - auch nichts alkoholfreies. Das würde sein Leben gefährden, weil eines der Grundbedürnisse nicht erfüllt wird.

Was mich trotzdem etwas wundert: du kämpfst doch schon sehr lange mit dem Problem. Warum schaffst du es denn ausgerechnet jetzt, das etwas in den Griff zu bekommen? Hat sich was in deinem Leben verändert?

Viele Grüße
Kermit

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