Ignoranter Kindesvater

Aus dem Herzen meines Kindes:

Papa, wir sehen dich nur jeden zweiten Sonntag, du holst uns ab und fährst uns zu deiner Mutter und wir essen dort, das ist alles.

Warum nimmst du mich nicht in deine Arme, und sag mir, dass du mich vermisst hast, sag mir, dass du immer für mich da bist.

Bitte Papa, interessiere dich für mich, sag mir, dass ich gut bin, bitte mach Pläne mit uns, wir wollen uns auf verschiedene schöne Dinge freuen, die wir zusammen machen können.

Bitte sprich mit mir! Sag nicht nur hallo, das reicht einfach nicht!
Papa, wir haben neue Hobbys angefangen, viel Sudoku, wie du es magst, wir müssen viel nachdenken, und wie du immer gesagt hast, es ist das beste Hobby überhaupt, und dass all diese Sporthobbys Nonsens sind.

Ich möchte, dass du mich liebst, deshalb habe ich mich für diesen Hobby entschieden. Du wärst zu böse gewesen, wenn ich etwas anderes, wie Kunst oder Sport gewählt hätte, das weiß ich, deshalb habe ich mich für die Hobby mit Sudoku entschieden. Ich will nicht, dass du mir böse bist, das ist alles.

Papa, ich weiß, dass du in deiner Freizeit andere Dinge tust, anstatt bei uns zu sein, ich werde versuchen, dasselbe zu tun, weil es wahrscheinlich so sein muss.

Papa, mir geht es nicht gut. Aber ich werde es dir niemals sagen, niemals. Ich will nicht, dass du weißt, wann es mir schlecht geht. Ich will nicht, dass du siehst, dass ich traurig bin. Ich bin traurig wegen vieler Dinge, die im Familienleben schwierig sind.

Deshalb sage ich dir, dass alles in Ordnung ist. Weil ich möchte, dass du mich liebst. Ich will dich nicht belasten. Wenn du keine Zeit mit uns hast, OK, aber wenn du ein bisschen Zeit hast, möchte ich, dass du mich liebst und sagst, dass du stolz auf mich bist. Ich möchte hören, dass ich für dich wichtig bin.

Ich möchte so sein, wie du, weil du mein Vater bist. Und weil ich weiß, dass du nicht erwartest, dass ich es dir sage. Egal, was ich fühle, du erwartest, dass ich es für mich behalte.

Ich möchte nur, dass du glücklich und stolz auf mich bist, deshalb versuche ich, so zu sein, wie du es dir wünschst.
Ich werde dir nie zeigen, wenn ich traurig bin. Denn ich weiß, dass du es nie verstehen wirst. Nie.

Hat jemand gleiche Erfahrungen? Irgendwie finde ich es fast besser dass meine Kinder Ihre Vater nicht mehr sehen, weil er jeden Tag nach dem arbeiten kiffen geht. Jeden Tag. Seit er 19 Jahre alt war, heute ist er 56. Er zerstört so viel, und merkt es selber nicht. Es ist ihm alles egal, wirklich.

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Antworten (4)

Maracuja, du hast das Problem aus der Sicht eines Kindes wunderbar gut, ja vortrefflich geschrieben. Arme Kinder. Gut, wenn es wenigstens noch Großeltern gibt, die versuchen, den Kindern etwas Wärme zu geben

@Ralf

Vielen Dank für deine Geschichte, es hat mich zu Tränen gerührt. Es ist so traurig, weil Kinder zu haben ist das aller schönste Geschenk ins Leben. Ich vermute dass die Väter die so tun, sind irgendwie gestört. Der Vater meine Kinder kifft jeden Tag, also fluchtet er die Realität.

@ Maracuja

Ich hoffe, das meine Antwort hier nicht zu lang wird.
Ich war viele Jahre Jugendtrainer im Fußballverein und auch im Jugendvorstand. So hatte ich mir auch sehr oft Jugendspiele anderer Mannschaften unseres Vereins angesehen, daher kenne solche Väter leider auch. Die haben ihre Söhne am Samstag Mittag vor oder auf dem Sportplatz einfach abgesetzt und noch gesagt, der Verein möchte doch bitte dafür sorgen, das die Söhne nach dem Spiel zur Mutter gebracht werden, sie würden keine Zeit haben sich das Spiel anzusehen und auch nicht die Söhne nach dem Spiel abzuholen.
Es hatte diese Väter überhaupt nicht interessiert, was die Söhne gemacht hatten. Mir kam es teilweise vor, als wenn diese Väter sogar froh waren, wenn die Söhne beim Fußball waren, da brauchen sie sich nicht um die Söhne zu kümmern. Zwei dieser Jungen sind dann ein paar Wochen nicht mehr zum Fußball erschienen, da sie versucht hatten, irgend etwas anderes zu machen, was den Väter vielleicht besser gefallen würde, damit sie an den Väterwochenenden zusammen sein konnten. Dieses hatte aber auch nicht funktioniert, so dass diese Jungen dann wieder beim Fußball waren, jetzt aber mit ihren Müttern. Die Mütter sind dann sogar auch meistens mit zu den Auswärtsspielen gefahren und es hatte ihnen sogar immer gut gefallen dabei zu sein. Wenn die Mütter mal keine Zeit hatten, hatte ich mich meistens darum gekümmert, dass diese Jungs gut nach Hause gekommen sind, da die Väter sich nie wieder haben blicken lassen.
Irgend wann kam es dann sogar dazu das 3 dieser Jungs gesagt hatten, warum kannst du nicht unser Papi sein, dich interessiert es was wir machen.
Ich wusste dann gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Einerseits war ich doch sehr gerührt, dass diese Jungs so ein Vertrauen zu mir hatte und mir so etwas gesagt hatten, anderseits war ich doch sehr traurig und sogar wütend, dass die Väter kein Interesse an ihren Söhne hatten.
Ich hatte darüber auch mit einer Mutter gesprochen, die zu mir meinte, dass der Vater sich nicht mehr im geringsten für seine Söhne interessiert, er wolle sie am Wochenende nicht mehr bei sich haben, das passe nicht in seine Lebensplanung mit der neuen Partnerin. Da war ich dann doch sehr geschockt. Die Mutter war sehr froh, dass ich mich darum gekümmert hatte, das ihre Söhne, wenn sie keine Zeit hatte, nach Hause gebracht wurden. Etwas später hatte die Mutter dann wieder geheiratet und ich wurde von den Söhnen zur Hochzeit eingeladen und ein paar Tage später auch von der Mutter.
So lange ihre Söhne dann bei uns im Verein gespielt hatten, war ich so gut wie bei jedem Spiel der Mannschaft dabei und habe sie dann nach Hause gebracht, wenn die Mutter keine Zeit hatte. Das hatte fast immer gut passte, da sie Samstags gespielt hatten und ich mit meiner Mannschaft immer Sonntags.

@ Maracuja

Solche Erfahrungen habe ich zum Glück nicht machen müssen, aber von solchen „Zuständen“ habe/musste ich leider auch schon mehrmals hören. Da haben Kinder ihr Leben/Hobbys total geändert, um einen Elternteil zu gefallen, nur geholfen hatte das dann auch nicht. Die Kinder wurden trotzdem zum größten Teil ignoriert, oder eben bei den wöchentlichen oder, wie auch wie immer, geplanten Treffen, so wie du es gepostest hast, zu den Großeltern „abgeschoben".

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