Ich muss jetzt auch mal meinen Frust von der Seele schreiben in der Hoffnung, dass das nach so langer Zeit überhaupt noch jemand liest.
Meine Mutter, Jahrgang 1950, bekam Ende 2019 plötzlich gelbliche Augäpfel. Also ab zum Hausarzt, die Ärztin meinte dann, dass es wohl Gallensteine sind. In der Klinik wurde eine Endosonografie, eine Computertomographie und eine Ultraschallaufnahme gemacht. Die Galle floss ab, die Augen wurden wieder weiß, der Juckreiz, der sich inzwischen anbahnte, wurde schwächer. Befund: Unklar. Verdacht: Pankreaskarzinom. Begründung: Gallengang verstopft, außerdem schmerzfreier Patient. Außer Schlafstörungen hatte sie keine Symptome, auch das Gewicht lag nur minimal unterhalb des üblichen Niveaus (ca. 77 statt 83 kg).
Sie entschied sich für eine OP nach Whipple. Der Pankreaskopf, die Galle, ein Teil des Darms und wohl auch des Magens sowie ein paar Lymphknoten (ich glaube, es waren vier) wurden entfernt. Der Chefarzt rief mich persönlich an und meinte, es wurde eine "R0 - Resektion" durchgeführt, was wohl heißt, dass großzügig geschnitten wurde. Der Tumormarker sank, die Blutwerte verbesserten sich, ihr ging es von Tag zu Tag besser, Schwäche und Übelkeit wurden tagtäglich besser, das Gewicht, nach der OP auf knapp unter 70 gesunken, stieg teilweise sogar wieder auf knapp über 70 an. Eine empfohlene adjuvante Chemotherapie lehnte sie ab. Nach der OP erfuhren wir beiläufig, dass das vermutete Pankreaskarzinom in Wirklichkeit ein Gallengangskarzinom war, trotz bekanntlich dreidimensionaler CT konnte das davor nicht eindeutig identifiziert werden.
Ab dem Frühjahr 2020 bis zum Frühjahr 2021 lebte sie vollkommen normal, war fit und fidel, voller Energie (im Rahmen ihres Alters), hatte eine gesunde Gesichtsfarbe - bis im Frühling ´21 Schmerzen kamen. Starke Beinschmerzen. Sie ging zur Notaufnahme, Verdacht auf Thrombose. Der Hausarzt untersuchte mit dem Ultraschall, konnte an den großen Organen (Leber, Magen, Milz, Lunge) nichts finden, das gleiche wiederholte sich dann in einer größeren Klinik samt feinerem Gerät, nur mit dem Unterschied, dass man hier etwas von "Wasser im Bauchraum" erwähnte. Die Blutwerte waren nur minimal krumm, die Tumormarker wurden nicht untersucht.
Ab Juni ´21 wurde sie dann alle paar Tage schwach, die Schmerzen waren jedoch vorüber. Irgendwann war es dann fast jeder Tag (die Tage dazwischen waren sehr gut), außerdem übergab sie sich auffällig häufig. Im August dann die vernichtende Diagnose: Metastasen überall. Bauchraum, Darm, Wirbelsäule, wahrscheinlich auch Gehirn (Sprachstörungen kamen plötzlich über Nacht), beide Nieren, Lunge. Es sammelte sich immer wieder Wasser in der Lunge, laut Bericht bis zu knapp 1,5 Liter, was Atemnot verursachte. Sie hustete und räusperte häufig. Hatte, vor allem nachts, ein "scheußliches Gefühl" im Körper. Es war regelrecht vernichtend. Sie schwand tagtäglich dahin, irgendwann konnte man kaum noch zwischen "wach" und "schlafend" unterscheiden. Im Oktober ´21 starb sie, bis zuletzt fragte ich sie, ob sie Schmerzen habe, was sie grundsätzlich verneinte.
...Tränen...
Frühes Zeichen: Diabetes ab Frühjahr 2019.
Krebs ist eine furchterregende Erkrankung.