Der "i-Tüpferl-Streit"
Dr. Tassilo Wallentin, Rechtsanwalt in Wien, beschäftigt sich mit Ethik.
Kürzlich erschien in der bunten Beilage der größten österreichischen Tageszeitung ein Beitrag von ihm, den ich hier auszugsweise zur Debatte stellen möchte:
"Das (sogenannte) "Binnen-I" macht aus Schülern "SchülerInnen", aus Radfahrern "RadfahrerInnen" und aus Mitgliedern "MitgliederInnen". Das österreichische Normungsinstitut wollte es wieder abschaffen und erregte damit den heiligen Zorn der "HüterInnen" der geschlechtsneutralen, antisexistischen Sprache.
(...)
Der Begriff "der Bürgermeisterkandidat" sagt noch nichts über das biologische Geschlecht aus (kann also männlich oder weiblich sein). Politisch korrekt mit dem "Binnen-I" versehen, lautet es: "BürgerInnenmeisterInkandidatIn".
Warum wird ein Mann eigentlich noch "gesiezt"? Er müsste eigentlich "geerzt" werden. Und eine Gruppe von Menschen müsste überhaupt "gesieert" werden.
Das Wort "man" ist den missionarischen Antisexisten und selbst der EU ein Dorn im Auge. (...) Tatsächlich bezeichnet es einen Menschen unabhängig von seinem Geschlecht (jemand, niemand etc.). Es hat also mit dem Wort "Mann" nichts zu tun. Genauso wenig wie dämlich von Dame oder herrlich von Herr kommt.
Die politisch korrekte Formel "man/frau" bedeutet daher übersetzt "Menschen und Frauen" (sind demnach Frauen keine Menschen? Ist das politisch korrekt?).
(...)
Essen wir bei McDonald's künftig "HamburgerInnen? Und wie bezieht man die Transsexuellen in die Sprache ein? Um diesen Stolpersteinen zu entgehen, macht man neuerdings aus "StudentInnen" geschlechtsneutrale "Studierende". Wie albern das ist, beweist folgende Todesanzeige: "Die Beisetzung des Studierenden findet im engsten Familienkreis statt".
Wie weit uns die Zwangsjacke schon beschränkt, zeigen die Zusatztafeln im städtischen Verkehr (RadfahrerInnen"?) und Schüler, die nicht mehr merken, welchen Blödsinn die Ansprache "Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder" bedeutet.
Das alles hat mit den berechtigten Anliegen des Feminismus und der Frauenbewegung schon lange nichts mehr zu tun. Es sind Auswüchse der Sprachunkenntnis und einer kämpferischen, von ihrer Fortschrittlichkeit selbstüberzeugten Borniertheit. Und der können wir getrost unser eigenes Denken und unseren Widerspruch entgegenstellen."
Ich gehöre zu jenen, die diese "politische Korrektheit" noch nie mitgemacht haben, und ich kann Dr. Tassilo Wallentin wie immer voll beipflichten.
Was sagt ihr dazu?
Schönen Tag,
Mario