Schöner Mist diese Rechtschreibreform - Erfahrungen eines Lektors

Ich arbeite seit 30 Jahren hauptsächlich als Lektor. Für Verlage und Zeitungen ist diese Reform besonders leidig. Jeder Verlag hat so seine eigenen Ansichten, viele haben versucht, Listen mit Standards anzulegen, die dann aber doch nicht richtig befolgt werden. Ich beobachte eine völlige Verunsicherung auch unter denen, die mit der Sprache täglich im Beruf umgehen. Zusammen- und Getrenntschreibung ist ein völliger Salat geworden, jeder schreibt, wie er sich das so denkt. Heut las ich von "8000 Herzinfarkt gefährdeten Patienten", auch Ausdrücke wie "Familien Politik" sind absolut an der Tagesordnung, nicht nur im Internet. Kommasetzung geht rein nach Gefühl, weiß ja doch keiner. So denken vor allem auch Leute, die diesen Reformkram in der Schule gelernt haben.

Als Lektor bin ich heutzutage ständig am Blättern, mehr als zuvor. Und bei Verlagen, wo diese Art von Arbeit auch ein Kostenfaktor ist, passt diese viele Blätterei einfach nicht mehr rein. Wer das alles nachschaut und dann dafür bezahlt werden will, wird in der Folge von jemandem ersetzt, der es nicht so genau nimmt. So einfach geht das. Ich musste schon längst meine Arbeit umstellen und mache nur noch sporadisch Lektoratsarbeit, weil ich mich nicht einfach umstellen konnte auf oberflächliches Arbeiten.

Ich weiß nicht, was sich die Reformler dabei gedacht haben, jedenfalls ist das Ergebnis die Disintegration der Rechtschreibung. Insgesamt ein richtiger Scheiß.

Antworten (1)
Danke

Sie sprechen mir aus dem Herzen!

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