Arbeitnehmerrechte
Also was man hier teilweise an Meinungen liest ist doch sehr Fragwürdig.
Es ist korrekt, dass jeder Arbeitnehmer der DB einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat, in dem seine Rechte und Pflichten stehen. Grundlegend hat der AN allerdings noch einiges mehr an Rechten. Nähmlich Arbeitnehmerrechte. Laut diesen hat er das Recht sich in Gewerkschaften zu organisieren und daraus resultierend, auch das Streikrecht. Der derzeitige Streik hat also rechtlich seine Grundlage.
Der Streik bleibt das letzte Mittel einer Gewerkschaft, die Interessen ihrer Mitglieder gebührend zu vertreten. In anbetracht dessen, dass die Verhandlungen über den derzeitige Tarifkonflikt schon seit anfang des Jahres laufen, ist, denke ich, doch ausreichend Zeit vergangen.
Der Kernkonflikt bei diesem Konflikt liegt, wenn man sich mal etwas tiefgreifender damit beschäftigt und nicht nur stumpfe Meinungsmache betreibt, nicht in den Uneinigkeiten bezüglich Tariferhöhungen und Arbeitszeitreduktion, sondern in dem begründeten Anspruch der GDL, auch die Zugbegleiter ggü. der Bahn zu vertreten. Diese werden allerdings bisher von der transnet vertreten, welche Augenscheinliche Querverbindungen zur DB pflegt. (Und das kann doch wohl nicht der Anspruch einer Gewerkschaft sein, wenn man Arbeitnehmer vertreten soll). Diese Tarifhoheit stellt die DB allerdings nicht zur Diskusion. Das die Forderungen der GDL von 5% mehr Lohn und gleichzeitig geringere Arbeitszeiten utopisch sind, ist jedem klar, der mal Tarifverhandlungen verfolgt hat. Das ist zu Anfang immer so (sind ja schließlich verhandlungen) und beläuft sich nachher auf 1-2% und evtl ne Stunde weniger.
Gewerkschaften sind dafür da, den AN ggü. dem AG zu vertreten und dafür zu sorgen, dass er angemessen an den Unternehmensgewinnen beteiligt wird. Hier wären wir bei dem Punkt leben und leben lassen. Nahezu alle großen Deutschen Konzerne haben in den letzten Jahren hohe Gewinne eingefahren und die AN nur sehr zögerlich an diesen beteiligt. Immer mit der Argumentation der schwierigen Marktsituation. Dieses Argument wird immer kommen, egal wie gut die Marktlage wirklich ist. Zugleich machen die Unternehmen (u.a. die DB) gern Gebrauch von ihrem Recht, die Preise an die aktuelle Teuerungsrate anzupassen. Dies passiert unabhängig davon, ob die eigenen AN mehr Geld bekommen oder nicht. Die Preise für Bahntickets werden also steigen. Unabhängig vom Ausgang des derzeitigen Tarifkonflikts, nur hat die Bahn aktuell jemanden, dem sie den schwarzen Peter zu schieben kann.
Gewerkschaften vertreten uns gegenüber dem Arbeitgeber und haben dadurch schon viele Annehmlichkeiten, wie bezahlten Urlaub, Kündigungsschutz, erweiterten Kündigungsschutz für Schwangere und so weiter, durchgesetzt. Es gibt Branchen, in denen Gewerkschaften präsenter sind und einige, in denen dies nicht der Fall ist. Es ist allerdings zu erkennen, dass, in den Bereichen, in denen Gewerkschaften aktiv sind, die Arbeitsbedingungen und das Lohnniveau deutlich höher liegt. Gewerkschaftsarbeit funktioniert also anscheinend und das sind Bereiche, in denen die nternehmen keineswegs an der Existenzgrenze arbeiten, sondern teils horende Gewinne einfahren.
Nur weil sich in anderen Bereichen (noch) keine Gewerkschaftskultur durchgesetzt hat und die Arbeitgeber Schalten und Walten können wie sie wollen und die Arbeitsverträge mit jedem AN neu aushandeln können, wodurch sie effektiv Mitarbeiter gegeneinander ausspielen können, heißt dies doch nicht, dass die gut funktionierenden Gewerkschaften ihre Arbeit einstellen müssen/sollen. So nach dem Motto: "Weils mir schlecht geht, darf es dir nicht besser gehen." Das ist Neid Gesellschaft pur. Es führt nunmal dazu, dass das Mittel einer Eisenbahner-gewerkschaft, die Bestreikung des Bahnverkehrs in allen Bereichen ist. Das ist natürlich Öffentlichkeitswirksamer, als die Bestreikung eines Metallverarbeitenden betriebs. Aber soll man deswegen nicht für eine angemessene Gewinnbeteiligung streiken?
Zum Thema Arbeitsbedingungen bei der DB kann ich nur sagen, das diese Leute das ganze Jahr hindurch Arbeiten. Ohne Sonn- und Feiertag. Hinzu kommen Nacht- und Überführungsdienste. All dies hat nicht unerhebliche Einschränkungen im Privatleben und auch gesundheitliche Belastungen (Schlafstörung, Folgen der Sitzenden Arbeit, psychische Belastungen aus schweren Erreignissen, etc.) zur Folge. Soll man dafür nicht auch angemessen entlohnt werden?! Und natürlich gibt es auch andere Leute, die ähnliche Arbeitsbedingungen haben und weniger verdienen. Das macht doch aber die Situation der Bahner nicht besser, sondern nur die der Anderen schlimmer...
Das ist eine Argumentationsweise, die Arbeitgeber gern anbringen, um der Forderung nach angemessener Bezahlung zu entgegnen. Dies wird aber auf Dauer dazu führen, dass das Lohnniveau insgesamt sinkt und die Unternehmensgewinne, respektive die Löhne einiger weniger, weiter steigen, wie es schon zu Beginn der Industriealisierung der Fall war. Mit derartiger Argumentation wird die Spanne zwischen Arm und Reich nur noch größer. Natürlich geht es uns aktuell nicht schlecht, aber es geht uns schleichend schlechter und die Aufgabe von Gewerkschaften ist es, dem entgegen zu wirken, was die GDL aktuell tut.
Gewerkschaften sind eine Errungenschaft der Arbeitnehmer, wie auch Betriebsräte und Arbeitnehmervertretungen, und wir sollten zusehen, dass diese Eruungenschaften nicht von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinteressen unterwandert werden, so wie es derzeit schon bei einigen "Hausgewerkschaften" der Fall ist.
Natürlich ist es ärgerlich, wenn man von so einem Streik betroffen ist, aber verzeiht mir, wenn ich den Unmut einer Freischaffenden (keinen Arbeitsvertrag, mit allen konsequenzen, und sich freiwillig dazu entschieden, auf Arbeitnehmerrechte zu verzichten), die von zuhause arbeitet und laut eigener Aussage nur sehr sehr selten am ÖPNV teilnimmt, nicht ganz für Voll und Begründet auffassen kann.
Hier wollte mal jemand seinen Beitrag zu einer offenen Diskusion leisten, der täglich 160km mit der DB fährt (im großen und ganzen recht zufrieden, denn die Verspätungen sind, im Gegensatz zum PKW doch sehr überschaubar) und in der Zeitarbeit unterwegs ist, die zwar teils gewerkschaftlich organisiert ist, aber am Ende doch bedeutet: "Mache bitte die selbe Arbeit für weniger Geld".
Ach ja. Falls jetzt das Argument kommt... Nein ich bin nicht mitglied einer Gewerkschaft.