Dehnung der Bänder und Sehnen
Sehnen (a) und Bänder (b) werden normalerweise überhaupt nicht gedehnt.
(a) Sehnen stellen die funktionelle Verbindung der Muskeln mit den Knochen dar. Dabei liefern die Muskelfasern die Kontraktionskraft, während den Sehnen die Aufgabe zukommt, die Kontraktionskraft auf die Knochen zu übertragen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, müssen die Sehnen unnachgiebig und unelastisch sein Dagegen sind die Muskelfasern im passiven Zustand nachgiebig und elastisch. Bei Dehnübungen werden somit nur die Muskelfasern gedehnt – sofern sie sich passiv verhalten. Durch Dehnübungen werden sie dehnfähiger (flexibler), indem sie von Mal zu Mal größere Dehnkräfte ertragen. Dehnübungen dienen somit dazu, die Dehnfähigkeit der Muskeln zu erhalten oder für bestimmte Sportarten eine disziplinspezifische Dehnfähigkeit zu gewinnen (Beispiel: Hürdensprint, Gerätturnen).
(b) Bänder (genauer: Gelenkbänder) haben die Aufgabe, den Gelenken Halt und Führung zu vermitteln. Aus diesem Grunde sind sie in der Regel nicht nachgiebig und nicht elastisch und dürfen dies auch nicht sein. Aus diesem Grunde ist es nicht ratsam, durch hyperintensives Dehntraining Gelenkbänder „flexibler“ oder „länger“ machen zu wollen. Die Stabilität der Gelenke würde darunter leiden, es würden sich „Schlottergelenke“ entwickeln, deren Stabilität nur durch erhöhte Spannung der umgebenden Muskeln gewährleistet werden könnte.
Für ein „Muskeltraining“ (Krafttraining, Querschnittstraining, Muskelaufbautraining) genügt eine durchschnittliche Muskeldehnfähigkeit, die durch Dehnübungen mit mittlerer Intensität (= gut zu ertragende Dehnungsspannung im gedehnten Muskel) erreicht werden kann.