Wie kann man Bulimie-Erkrankten helfen?

Im Freundeskreis ist eine junge Frau an Bulemie erkrankt. Ich denke, diese Krankheit spielt sich ja überwiegend im Kopf ab. Wäre ein psychologischer Ansatz hilfreich? Hat jemand von euch Erfahrungen sammeln können und mitteilen, welcher Ansatz am erfolgsversprechensten ist? Danke für jeden Tipp. Gruß, Ueberflieger

Antworten (4)

Bulimie spielt sich nicht nur im Kopf ab, sondern belastet auch den Organismus. Diese Essstörung gehört unbedingt in ärztliche Behandlung.

In diesem Freundeskreis wird sicher einer oder eine wissen, ob die Frau schon in ärztlicher Behandlung ist. Ist das nicht der Fall, solltest du sie darauf ansprechen.

Psychosomatische Klinik

Am besten wäre wohl ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Dort würde man sehr wahrscheinlich die seelischen Gründe für diese Essstörung herausfinden und auch behandeln können.
Wie genau so eine Therapie abläuft, kann ich leider nicht sagen. Ich weiß nur, dass die Patienten dort lernen, sich selbst anders wahrzunehmen als bisher.

Hilfe bei einer Bulimie-Erkrankten

Hallo Ueberflieger.

Ich finde es toll, dass du dir um eine Bekannte Sorgen machst und dich erst einmal über den Umgang mit ihr erkundigen willst.

Klar, Bulimie ist zum Teil eine Kopfsache. Auslösend können viele Umstände sein. Schwierige Verhältnisse im familiären Umfeld, Probleme auf Arbeit oder in der Schule / Uni, Leistungsdruck, extrem perfektionistische Ansprüche an sich selbst, Mobbing, usw. usf...; nicht zuletzt zählen auch Umstände wie sexuelle Belästigung oder gar sexueller Missbrauch oder Verlust naher Angehöriger (eigenes Kind, Eltern, Geschwister) zu den Auslösern oder einfach eine Verkettung der verschiedensten unglücklichen Umstände. Zu Beginn der Krankheit wollen BulimikerInnen das – was ihnen Zuwider ist / war einfach nur loswerden und kompensieren dieses Gefühl mit dem Essen bzw. wieder ausbrechen (evtl. auch kombiniert mit Sport oder Medikamentenmissbrauch). Irgendwann merken sie, dass sie damit nicht mehr aufhören können, weil die Krankheit nun einmal eine Sucht ist, gleichzeitig- im Glaube einer Erkrankten -der „Halt“ im Leben geworden ist (manchmal kombiniert mit ausgeprägtem Selbsthass, der sich z.B. über Selbstverletzungen äußert). Im Grunde ist es ein Weglaufen vor den eignen Gefühlen, Gedanken und ein Ablenken von schweren Situationen, vor welche der Kopf irgendwann eine Schutzfunktion setzt. Die Betroffenen rutschen in kurzer Zeit tief rein und kommen kaum noch ohne Hilfestellung raus. Möglich ist bei langem Verlauf eine Chronifizierung der Krankheit, Tod in Folge von Organschäden oder der Suizid der Betroffenen, da sie in diesem Sumpf nicht mehr leben können / wollen.

Woher nimmst du die Gewissheit, dass deine Bekannte Bulimie hat? Äußerlich ist es schließlich nicht so zu sehen wie die Anorexie. Meistens Normal- bis leichtes Übergewicht und erst bei extrem häufigen Erbrechen die bekannten „Hamsterbacken“.

Vielleicht wäre es sinnvoll, sie in einem Gespräch auf die Auffälligkeiten anzusprechen (wenn nur der Verdacht der Bulimie bestünde, denn zumeist leugnen die Erkrankten aus Scham ihre Krankheit und vertrauen sich nur – wenn überhaupt sehr selten – und häufig erst nach langem Bestehen der Krankheit jemandem an, weil sie selber körperlich wie psychisch am Ende sind – bis zu diesem Punkt versuchen sie ihr „perfektes“ Leben in der „ich-kann-und-schaffe-alles-Stellung“ zu repräsentieren und keine Schwächen zu zeigen.

Wenn das Wissen über ihre Erkrankung „offiziell“ ist, könnte man Hilfe anbieten. Hierbei lohnt es sich nicht, die Betroffenen zu einer Therapie zu zwingen (über 18 sowieso schwer) – der Wunsch und die Einsicht hierzu müsste von der Person selber kommen. Du kannst ihr ja sagen, dass du ihr helfen möchtest, dass du (je nachdem, wie weit deine eigene Hilfsbereitschaft reicht) sie in allem unterstützen würdest. Vielleicht bekommst du die Ursachen heraus, vielleicht kannst du ihr vor einigen Dingen die Angst nehmen. Vielleicht hilft ihr ein Abstand zu dem sozialen Umfeld (Mann, Freunde, Familie), in dem sie tagtäglich lebt. Eventuell wäre ein Unterschlupf bei jemandem wie dir für einige Wochen hilfreich. Denn sie würde – in dem Wissen, dass du davon weißt – ihre Bulimie vor Scham nicht ausleben wollen und könnte so in Gesellschaft das normale Essen auf normaler Basis erkunden.)
Ist sie umgänglich? Ist sie einsichtig? Weiß sie um ihre Krankheit? Wie ist der allgemeine Zustand von ihr?

Viele Grüße
Mr.Bilky

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