Abtreibung vom Gesetz zu locker? Was ist eure Meinung?

Nie hat mich das Thema so sehr beschäftigt wie in den letzten Monaten, eigentlich dachte ich sogar, dass ich mich niemals mit diesem Thema auseinandersetzen müsste.
Immer wieder hört man davon – vielleicht auch in seinem eigenen Umfeld – ich kann mich auch daran erinnern, dass wir das Thema damals in der Schule behandelt hatten. Für mich stand der Entschluss aber immer fest: Abtreibung ist Mord und würde für mich niemals in Frage kommen, denn immerhin trägt man Verantwortung, auch wenn die Schwangerschaft trotz Verhütung entstanden ist, wer seinen Spaß hat kann auch die Verantwortung tragen.
Ich bin 22 Jahre alt, mittlerweile in meiner 24 SSW und auch ungeplant, trotz Pille schwanger geworden. Mein Partner (34) und ich sind noch nicht sehr lange zusammen gewesen als ich von der Schwangerschaft erfuhr und die Beziehung lief bis dahin auch alles andere als gut, dass machte mir anfangs wirklich große Sorgen, denn das Bild der kleinen perfekten Familie durfte ich selbst leider nicht erleben doch wollte ich es unbedingt einmal meinen Kindern geben können. So war es alles andere als eine freudige Nachricht für mich und auch mein Partner war damit sehr überfordert, denn er hat bereits schon Kinder und wollte auf jeden Fall so schnell keins mehr haben.
Ich habe mich sehr überfordert gefühlt mit der eigentlich positiven Nachricht und konnte mich kein bisschen freuen. Bei den Gedanken an die Zukunft, was ein Baby alles verändern würde, wie ich das alles schaffen solle und dann noch mit einer Beziehung die nicht intakt ist und der Kindsvater auch nicht wirklich dahinter steht – es fühlte sich alles so falsch an. Ich wünschte mir es wäre alles nur ein schlimmer Traum aus dem ich bald erwachen würde, doch das war es nicht.
Einige Tage nachdem ich den Test gemacht hatte kam ich dann mit starken Schmerzen im Unterbauch ins Krankenhaus, dort wurde dann der Verdacht einer Eileiterschwangerschaft geäußert. Dies warf mich dann natürlich richtig aus der Bahn. Bisher wusste nur mein Freund von der Schwangerschaft, doch als ich ins Krankenhaus kam musste ich mich meiner Mutter anvertrauen und so erfuhr dann meine Familie davon. Gut eine Woche lag ich im Krankenhaus, weil man anfangs mit dem Ultraschall weder eine normale noch eine unnormale Schwangerschaft feststellen konnte. Ich war nach wie vor sehr aufgewühlt und konnte keinen klaren Gedanken fassen und doch war ich irgendwie froh nicht zu Hause zu sein und auch Abstand von meinen Partner zu haben. Als ich dann nach ein paar Tagen mit dem Ergebnis „herzlichen Glückwunsch“ nach Hause gehen durfte, wusste ich immer noch nicht ob ich mich darüber freuen soll oder ob mir eine Eileiterschwangerschaft lieber gewesen wäre.
Meine Familie sagte von Anfang an, dass Sie hinter mir stehen, egal was kommt. So habe ich es versucht mich mit dem Gedanken anzufreunden schwanger zu sein. Doch so wirklich Freude wollte einfach nicht aufkommen. Zudem lief es mit meinem Freund weiterhin nicht gut, sodass ich ca in der 9 ssw das erste Mal ernsthaft über eine Abtreibung nachgedacht habe. Ich war der Meinung dass das der einzig richtige Weg sein kann. Meinem Partner erzählte ich davon anfangs nichts und so habe ich mich erst mal um alle notwendigen Schritte gekümmert – war bei einem Beratungsgespräch, bei der Krankenkasse und dann auch bei meinem Frauenarzt – ja und auch den Termin für die Abtreibung hatte ich bereits schon ausgemacht. Dieser Gedanke daran hat mich innerlich sehr aufgewühlt – ich fühlte mich gar nicht mehr wie ich selbst und ich glaube das war ich auch nicht. Am Wochenende vor dem Termin stritt ich mich wieder mit meinem Freund und so erzählte ich ihm auch von meinem Vorhaben. Das schockte ihn dann aber scheinbar doch und er wollte nicht dass ich soweit gehe. Er versprach sich zu ändern und versprach mir, dass wir alles schaffen würden und so habe ich mich darauf eingelassen – mit der Hoffnung darauf, dass ich mir bisher alles viel zu schlimm vorgestellt habe und meine Ängste unbegründet waren.
Die nächsten Wochen kam ich tatsächlich ein wenig zur Ruhe – die Beziehung schien bergauf zu gehen und ich versuchte mich aufs Mama werden einzustellen. Doch das Durcheinander der letzten Wochen zu verarbeiten war gar nicht mal so einfach und auch die Harmonie in der Partnerschaft hielt nicht lange an, sodass ich Gefühlsmäßig schon bald wieder am Boden war. Das Gedankenchaos war wieder da und trotz dem Zuspruch meiner Familie fühlte ich mich so alleine. Ich redete mir ein irgendwann wird der Zeitpunkt kommen und ich werde mich freuen und es wird alles weiter gehen, doch es wurde nichts besser es wurde alles nur noch schlimmer, nicht nur die Streitereien in der Beziehung sondern es waren auch meine Gefühle und Gedanken, sorgten dafür das es mir Tag für Tag schlechter ging. Ich konnte mich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren und auch sonst bestand mein Tagesinhalt nur noch darin irgendwie aus dem Bett zu kommen den Tag rum zu kriegen und nach Feierabend am besten sofort wieder ins Bett.
So kam ich ein zweites Mal an dem Punkt und dachte durch eine Abtreibung, auch wenn ich wüsste, dass es falsch sein wird, würde es für mich besser sein. Für eine legale Abtreibung in Deutschland war es mittlerweile schon zu spät geworden, so suchte ich mir eine Klinik in Holland, welche den Eingriff ausführen würde. Es dauerte nicht lange und schon bald hätte ich dort meinen Termin. Ich kann es nicht wiedergeben wie schrecklich ich mich innerlich fühlte, wie falsch es sich anfühlte und ich hatte Angst dass ich es später bereuen würde und es mir noch schlechter geht wie jetzt schon. Ich habe lange und viel nachgedacht, habe verzweifelt nach einem anderen Ausweg gesucht und doch konnte ich keinen finden. Die Angst vor dem Termin wurde immer größer, die Angst es sei falsch. Und so entschloss ich mich erneut dazu auch diesen Termin abzusagen und mir im Gegenzug Hilfe zu suchen.
Seitdem ich mich zu diesem Schritt entschieden habe, geht es mir doch viel besser mit der Entscheidung, auch wenn die Ängste, Bedenken und die Ungewissheit immer noch recht groß sind. Ich habe bisher leider recht viel von meiner Schwangerschaft verpasst bzw mit negativen Gedanken belastet, sodass ich die verbliebene Zeit nun unbedingt nutzen möchte um die Schwangerschaft wenigstens ein wenig so erleben zu können, wie ich mir es immer vorstellte.
Der Grund warum ich meine Erfahrung versucht habe hier ein wenig darzustellen, liegt darin, dass mich das Thema Abtreibung doch immer noch sehr beschäftigt – nicht weil ich meine Entscheidung bereue – sondern eher weil es mich interessiert, wie eure Erfahrungen bzw eure Meinung zum Thema Abtreibung ist?
Ich bin im Nachhinein doch sehr nachdenklich geworden was das Thema betrifft und stelle mir die Frage, ob man die Entscheidung von Leben und Tod wirklich so einer verzweifelten Person überlassen darf. Ich meine jeder hat doch das Recht auf Leben und nur aufgrund von Leichtsinn und Unachtsamkeit zu töten – das kann doch nicht rechtens sein. Es gibt so viele Möglichkeiten unterstützt zu werden und auch wenn man das Kind nicht möchte gibt es immer noch die Möglichkeit es nach der Geburt abzugeben.
Mit jedem Mal, wo ich mit jemanden ins Bett steige, muss ich doch im Grunde wissen dass kein Verhütungsmittel zu 100 % Schutz leistet. Darf ich dann nur aus mangelnder Vorsicht wirklich Leben töten?! Ja auch ich war mir diesem Risiko wohl nicht ganz im Klaren und ging bei der geringen Prozentzahl davon aus, dass es mir schon nicht passieren wird. Aber so ist es nicht es kann jeden treffen.
Ist für viele der Schritt der Abtreibung nur eine Verzweiflungstat? Eine Tat aus Angst vor der Zukunft?
Wenn ich an mein Beratungsgespräch zurück denke, welches für die Abtreibung nötig gewesen wäre, muss ich sagen hat mich dies in keinem Fall nachdenklich gestimmt oder dass es in irgendeiner Hinsicht hilfreich war. Ich erzählte ihr meine Situation und Beweggründe und war natürlich sehr verzweifelt, es dauerte auch nicht lange und schon hatte ich die unterschriebene Bestätigung vor mir. Man sagte mir zwar dass wenn ich mich anders entscheiden würde, könne ich gerne wieder zu einem Gespräch kommen und dann würde man nach Hilfen suchen.
Darf das denn sein? Außer ein bisschen Zeit um diesen Termin wahrzunehmen braucht man einfach nichts und schon steht dem Morden fast nichts mehr im Wege. Denn verzweifelt erscheint doch ein jeder bei so einem Gespräch und findet daher ganz schnell Zuspruch.
Warum wird es einem so leicht gemacht? Warum hat der Vater kein Mitspracherecht? Sollte Abtreibung wirklich für jeden eine scheinbare „Lösung“ sein?
Zwar trotz sinkender Zahlen sind es trotzdem noch rund 100.000 Abtreibungen jährlich nur in Deutschland. Muss das wirklich sein?!

Eure Meinung zu diesem Thema würde mich doch sehr interessieren.

Antworten (3)
Abtreibung zu leicht gemacht?

Ich finde es empörend, wenn Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, hier abgestempelt werden! Ich bitte auch nicht zu vergessen, das man in seltenen Fällen auch dann schwanger werden kann, obwohl man Vorkehrungen getroffen hat! Was soll denn aus so einem Kind werden, das nicht erwünscht ist und u. U. Die gesamte Familie unglücklich macht? Darf man denn jetzt wieder nur Sex haben, wenn man Kinder zeugen will? Die Frauen, die sich für einen Abbruch entscheiden, machen es sich in der Regel auch nicht leicht. Ausnahmen gibt es natürlich immer, aber daran sollte nicht das Gros gemessen werden!

Hallo Steeffi

Also, meiner Meinung nach ist Abtreibung kein Mord, sondern die letzte Lösung, wenn es nicht anders geht! Warum eine Frau kein Kind bekommen möchte, sollte nur sie allein entscheiden können. Stell Dir mal vor, der Partner könnte seine Frau evtl. zwingen, ein Kind auszutragen, das sie nicht haben will. Ich denke auch, daß es den Frauen auf keinen Fall zu leicht gemacht wird. Ganz im Gegenteil, oft werden die Frauen derartig beeinflußt, daß sie sich dann doch für das Kind entscheiden und es hinterher vielleicht doch noch bereuen! Du hast Dich nach vielem hin und her für Dein Kind entschieden, ich hoffe, für Dich war es die richtige Entscheidung und es wird alles gut. Manche Frauen stehen aber ganz allein da, weil der Vater weg ist, nicht bezahlen will oder kann, oder die Familie nicht helfen kann oder will. Wenn diese Frauen abtreiben, sollte man das nicht verurteilen. Das ist jedenfalls meine Meinung. LG Esmeralda

Abtreibung

Hallo Steeeffi,

was du schreibst hast du Recht. Viele Organisationen wie Profemina z.b. helfen einem zwar das ganze zu reflektieren. Aber im Großen und ganzen liegt die Entscheidung wieder bei einem selbst. Einer evtl sehr verzweifelten Person. Und in verzweifelten Situationen kann kaum einer klar denken. Trotzdem hat man Leben in der eigenen Hand und kann mit Leichtigkeit darüber schalten und walten.

Ich glaube bei ungeplanten Kindern ist der fehler dass von Vielen immer gesagt wird " Ich wollte natürlich Kinder, aber nicht JETZT" Nur wann ist schon der RICHTIGE Zeitpunkt dafür... und ist es nun wirklich so schrecklich wenn das Kind nun doch 3 Jahre früher ins Leben tritt als geplant...... muss man es dann wirklich gleich aus niedrigeren Beweggründen töten nur weil es GERADE eben nicht so ins eigene Leben passt. Ich gebe dir Recht, teilweise wird viel zu leichtsinnig gehandelt wenn man bedenkt wie sehr sich dieses LEBEN während des Zeitraums in dem Abtreibung möglich ist schon entwickelt hat. Und mit jedem Partner mit dem man schläft, mit egal welchem Verhütungsmittel, eine kleine Chance dass das ganze mit einer Schwangerschaft endet geht man immer ein. Dem muss man sich vorher bewusst sein und sollte dazu stehen.

LG

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