Bin ich transsexuell? Meine Geschichte
Huhu,
Ich habe nun schon ein Paar Tage mir diese Community hier angesehen und habe das Gefühl das hier zumindest sehr ernsthaft zum Thema Transsexualität geantwortet wird. Ich bin sehr ängstlich und schüchtern und ich weiß nicht wie meine Geschichte rüberkommt, bitte nicht lachen. Ich meine es wirklich ernst.
Ich bin 23 Jahre alt und von außen Männlich, lebe sehr zurückhaltent und fühle mich allein. Ich wirkte nie so stark wie die anderen Jungs. Ich habe nie das interesse gehabt mit Jungs zu spielen, ich musste es. Es wurde mir angelebt so zu sein wie ich heute noch teils bin. In der Schule hatte ich stehts Probleme. Ich hatte keine einzigsten wirklichen Freunde, mochte kein Fußball, wollte nie nach Draußen, da man dort nur geärgert wurde. Meine Mitschüler fanden mich erstmal komisch, dann aber auch abstoßend. Die Lehrer wussten nicht was mit mir los war.
Ein Gefühl dafür ein Mädchen zu sein hatte ich seit ich mich erinnern kann, nur konnte ich das da nie einordnen warum und wie das geschieht. Ich wollte oft lieber Röcke und Kleider tragen wie meine Mutter oder meine Schwester. Irgendwann führte das zu heimlichen Rollenspielen und unweigerlich ja mit vielleicht 5 Jahren zur ersten Mastrubation, ich wusste damals nichtmal das man es so nennt. Immer wenn ich es tat war aber eine besonderheit darin, ich war kein Junge, ich war ein Mädchen, ich fühlte mich wie ein Mädchen. Warum und wie das so war, weiß ich nicht. Irgendwann wurde es zu einer Sucht, etwas was mir bis heute nicht gefällt. Es war für mich der einzigste Weg weiblich zu sein, es ging mir garnicht um die Befriedigung, so bescheuert sich das anhört. Gespielt habe ich damals viel mit Legos, aber auch mit Indianern und gerne mit Puppen. Selbst die Barbie hätte ich gern gehabt, konnte es aber nicht. Ich war ja ein Junge. Ab und zu was von meiner Schwester ausgeliehen Mädchenunterwäsche geklaut und angezogen, das wars schon, mehr konnte ich und durfte ich nicht.
Meine Familie ist sehr Religiös Dies macht die Lage bis heute umso schwieriger. Für sie ist die Bibel die klare Wahrheit, es gibt nichts anderes. Ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen und wurde darin geformt und habe so immer versucht das auszuleben und habe mich fälschlicher Weise zu den Entschluss gebracht das Gott mich ja irgendwann erlösen würde und ich einfach so tun müsste, ja Mann spielen, jemand der ich nicht bin, mich verstellen damit es andere auch toll finden.
Gewusst was Transsexualität bedeutet habe ich erst seit einer Fernsehdokumentation. Ich konnte mich damit zwar auf anhieb hineinversetzen ja hatte sogar echt neid vor diesen Personen aber konnte mich dazu nicht äußern und war einfach uneins. Zudem hatte mein Vater noch den Kommentar gegeben das er es nicht verstehen kann und das es einfach nicht sein kann.
In der Schule sahen die anderen einfach dass was mit mir nicht stimmte. Man hatte mich bis zum bitteren Ende gemobbt, geschlagen, angespuckt und aufgelauert. Ich kahm sehr oft zu spät zur Schule, hatte täglich Angst. Meine Eltern mussten mich dann abholen. Für das Mobbing wussten weder die Lehrer noch meine Eltern passenden Rat. Es wurden Gespräche geführt sowohl mit Eltern als auch mit den Schülern. Ich weinte wirklich oft ja ich war wohl das verzweifelste Kind was es jemals auf dieser Schule dort gab, ich behaupte es einfach mal. Wenn mir damals wer gefragt hat wie ich mich fühle, habe ich nie die Wahrheit gesagt, ich traute mich einfach nicht mehr. Durch die Grundschulzeit habe ich mir gedacht ich mache es beim zweiten mal, also in der neuen Schule besser, ich wollte stark sein ja ich wollte so sein wie die anderen Schüler auch, aber ich war es nicht. Es folgten 6 weitere Jahre. Viele Lehrer haben dabei auch versucht mir zu helfen wussten aber nicht wie.
Wenn ich mich damals immer in einen Anzug reinzwängen musste fand ich das etwas einfach nicht stimmen konnte, ja man sieht gut aus, den Kerl würd ich heiraten, aber ich bin das nicht. Trotz des Gedankens macht man mit, mit der Hoffnung das sich mal was ändert, aber wann und wie? Nie wird sich was ändern. Man denkt darüber nach nicht klar im Kopf zu sein, versucht das zu sein was man von Außen ist. Trotz der vielen Mühe past etwas nicht, ich bin anders.
Mittlerweile wohne ich alleine in einer Wohnung etwas über 300km entfernt von meinen Eltern.
Mittlerweile habe ich mich von dieser Glaubengemeinschaft wo meine Eltern immernoch aktiv sind verlassen und habe keinen Kontakt mehr zu den Leuten, außer zu meinen Eltern. Meine Eltern wollen das ich wieder dort hingehe, zeigen sich besorgt, können mir aber auch keinen Grund nennen warum ich das konkret tun sollte. Sie sehen ihre Ehre in gefahr die sie zeigen wollen. Wir sollen die Vorzeigefamilie sein. Ich will aber kein Vorzeigeobjekt sein, ich will endlich mal ich selbst sein. Meine Eltern können und wollen das nicht verstehen. Wo es mir richtig schlecht ging und ich mich fast umbringen wollte, habe ich SecondLife besucht. Zum ersten mal konnte ich so eine Frau sein ohne das auch nur annähernd mir jemand das verboten hat. Niemand wusste wer ich in echt war. Ich wollte endlich wissen was ich nun bin. Meine Eltern haben es nicht verstanden fragten mich warum ich denn eine "Tante" spielen würde. Ich habe es ihnen nicht gesagt, ich wollte und konnte es nicht mehr. Meine Eltern wollten das verhindern da sie Angst hatten ich würde dort fehler machen, oder mich von der "echten Welt" lösen, konnten es aber nicht verhindern. Anfangs war es nur ein Experiment, heute mein innerstes ich.
In RL habe ich durch SecondLife deutlich mehr initiative ergriffen als vorher. Ich habe mir Musik und anderes gekauft, habe auch sachen die nicht mehr Männlich sind, was ich damals nie traute. Ich weine wieder, ja das konnte ich eine Zeit garnicht mehr, es wäre doch nur eine Form von Schwäche, eine Schwäche die ich nicht zeigen wollte, wollte ja der starke Mann sein, der der ich nie war und auch nie sein werde. Ich will endlich wieder normal Gefühle zeigen können.
Nach und nach fühlte ich mich immer wohler in meiner Rolle, so das quasi meine gesamte Internetaktivität nicht auf meine Person die ich im echten Leben bin hinweist. Seit einiger Zeit jedoch schwächt es ab. Ich merke das mein Ava nicht mich selbst 100% wiederspiegelt. In echten Leben bin ich aber immernoch ein Mann. Ich bin doch die die den Avatar steuert, also bin ich die Frau. Die Person bin ich, klar aber warum bin ich es nicht im echten Leben? Wieso tut ich nichts dagegen? Warum immernoch diese Angst?
Was ich mich frage ist reicht das um wirklich zu sagen das ich eine Frau bin? Was passiert wenn ich es nun bin? Verliere ich meinen Job, meine Familie? Was wird passieren wenn mir ein Gutachter oder Psychologe sagt ich wäre ok so und klar ein Mann? Werde ich dazu stehen können oder verzweifeln? Wie werden die anderen Menschen über mich denken, würden diese mich noch unterstüzen wollen oder mich so wie ich bin Akzeptieren? Ich bin und war immer ängstlich, so ängstlich das ich mir zu oft alles was ich hätte aufbauen können verbaut habe.
Sorry für meinen ellenlangen Text, ich weiß nur leider nicht mehr weiter wie ich in meinen Leben etwas positiv ändern kann, ohne Menschen zu entäuschen oder weh zu tun. Ich habe mitlerweile das Problem das ich immer unglücklicher werde, das obwohl ich nun ein eigenes Leben führe und auch derzeit vieles von außen perfekt zu laufen scheint.