Abhängigkeit
Hallo Sonne,
Es ist schon etwas her, dass du diesen Beitrag geschrieben hast und ich weiß nicht ob du hier überhaupt noch vorbei schaust. Ich bin selbst noch neu hier und weiß nicht wie das hier so läuft.
Darf ich fragen welche Therapie-Form du besuchst? (Bei der Analyse hört man oft von Abhängigkeiten)
Abhängigkeiten kommen sehr oft vor in Therapien. Diese Abhängigkeiten müssen nicht gleich Negativ sein sondern können auch hilfreich sein und sie zeigen, dass sich etwas bei dir tut, das dein Therapeut Zugang zu dir gefunden hat. Und in gewisser Weise ist man ja auch abhängig-von der Hilfe des Therapeuten-würdest du sie nicht brauchen, wärest du nicht dort.Du hast Hilfe gesucht und einen Menschen gefunden, der dir zuhört, dich versteht und dir seine Aufmerksamkeit schenkt. Was man dabei nicht vergessen darf, das ist die Aufgabe deines Therapeuten und er tut dies für Geld. Es ist eine Arbeits-Beziehung auf Zeit. Versuche dir klar zu machen, dass er nur ein vorrübergehende Hilfe ist, er bietet dir Krüken an und hilft dir beim Laufen. Nicht mehr und nicht weniger. Nun stelle dir vor, es nimmt dir jemand deine Krüken (bzw Gehhilfe) obwohl du noch nicht (gut) alleine laufen kannst und sagt dir du sollst 3 Wochen ohne auskommen. Es wird gehen, aber ist natürlich schwer. Und weil man es gerne einfach hat, wünscht man sich diese Gehhilfe zurück. In deinem Fall den Therapeuten.
Wichtig ist, dass du diese (von dir gefühlte) Abhängigkeit in der Therapie ansprichst. In der Analyse wird oft genauer darauf eingegangen- in der Verhaltenstherapie-wird es meist zur Kenntnis genommen und darauf geachtet, dass diese Abhängigkeit nicht verstärkt wird.
Wie steht es um dein Soziales Umfeld? Grade in der Depression, kapselt man sich oft ab und isoliert sich. Es könnte sein, dass dir Halt von deinem Umfeld fehlt und du es dir deshalb von deinem Therapeuten wünschst. Hast du schonmal von der Übertragung gehört? Man proiziert Gefühle, Wünsche und auch Anforderungen auf eine Person (In dem Fall, auf den Therapeuten), welche eigentlich anderen Personen gelten.
Meine Tips wären also :
1. Sprich es in der Therapie offen an.
2. Vertraue deinem Therapeuten, dass er dich erst dann "allein lässt" wenn du wieder alleine laufen kannst.
3. Stoße die Abhängigkeit nicht gleich ab- ist es nicht auch schön, einen Menschen zu haben bei dem du dich gut aufgehoben fühlst?
4. Baue dir ein Soziales Umfeld auf, welche dir eine Stütze sein kann. Um so weniger brauchst du die des Therapeuten.
5. Wenn du dich in den Urlauben sehr einsam fühlst, frage deinen Therapeuten ob es mögliche wäre eine Vertretung zu bekommen.
6. Ablenkung ist das A&O
7.Frage dich in Momenten in dem du Abhängigkeit verspürst, gelten diese Gefühle wirklich der Therapie/dem Therapeuten oder sind es Allgemein Wünsche, welche ich für mein Leben habe und sie nur auf meinen Therapeuten abschiebe?
8. Bei Abhängigkeiten ist es oft so, das man das Gegenüber idealisiert.Dies solltest du auf gar keinen Fall tun. Mache dir bewusst, dass auch der Therapeut, nicht perfekt ist und genau so Probleme hat wie alle anderen Menschen auch.
LEIDER muss man auch sagen, dass es Schwarze Schaafe gbt. Therapeuten die versuchen den Klienten an sich zu binden, in dem geschickt manipulieren und Grenzen überschreiten (komplimente machen etc, persönliche Treffen anbieten ect) Schließlich verdienen diese damit auch Geld ;)
Wenn du also das Gefühl hast du steckst tief in der Abhängigkeit, dein Therapeut geht nicht darauf ein und ihr kommt auch bei anderen Themen nicht weiter (trampelt auf der Stelle) dann überlege bitte ob es sinnvoll wäre dich von ihm zu trennen und zu einem anderen Therapeuten überweisen zu lassen. Ich weiß, das würde schwer fallen.
Ersteinmal solltest du aber NICHT davon ausgehen, dass dein Therapeut soetwas macht.
In schwierigen Fällen kann es angebracht sein, einen Klinik aufenthalt in betracht zu ziehen. Um weiter an den eigenen Problemen zu arbeiten und gleichzeitig Abstand zum Therapeuten zu gewinnen.
So viel von mir, jenes sind meine Erfahrungen. Hoffe, dass du das überhaupt nocht liest oder irgendjemand anderes daraus Nutzen ziehen kann.
Du machst deinen Weg, keine Sorge, Laufen lernen ist nunmal schwer. Erst mit und dann ohne Stütze !
LG, Anni !