Mama hat LZ und mein Paps ist tot

Liebe Forums-User,

eure Beiträge geben wirklich Kraft und es lässt einen wissen, dass man nicht alleine ist.

Ich möchte euch gerne auch meine Geschichte erzählen.

Ich bin 23 Jahre alt, studiere und lebe mit schweren Herzen - und das schon seit ich eigentlich denken kann.

Meine Mama hatte vor 2 Jahren die Diagnose Leberzirrhose. Momentan befindet sie sich im Endstadium. Sie hat einen riesigen Bauch. Mehrmals wurde ihr schon das Wasser abgesaugt. Sie hat immer wieder dazwischen getrunken - auch jetzt. Man kann nicht beschreiben wie weh es eigentlich tut, also Tochter seine ehemals wunderschöne Mama, mit schütterem Haar, extrem dünnen Beinen und generell kein Gramm Fett mehr zu sehen. Ihr dicker Bauch und ihre angschwollenen Füße sind zu markant für den Körperbau.. Wann immer ich sie besuche (sehr selten, ich kann es einfach nicht sehen, wie es der eigenen Mama so schlecht geht) könnte ich sofort zu weinen beginnen.

Meine Mama hat viel mitgemacht.. Ich glaube ihre Seele ist einfach zerstört. Schon als ich klein war, weiß ich dass sie zwischendurch oft betrunken war. Ich habe immer zu ihr gehalten. Sie war schließlich meine Mama.

Ich weiß noch ein Ereignis, als ich 10 war und sie mich mit in eine Kneippe geschleppt hat und ich ihr zusah wie sie sich immer und immer mehr betrunken hat. Ich hab schließlich zum unbekannten Kellner gesagt, 'Könnten Sie meine Mama heimfahren, ich glaub ich kann sie nicht heimbringen..' Natürlich hat der Nein gesagt. Ich musste Sie stützen und durch unser Dorf gehen, wo uns jeder kannte. Zufällig kamen 2 Klassenkammeradinnen an uns vorbei und meine Mama hat gelallt und gewackelt, trotz meiner Stütze und es war einfach so unglaublich peinlich. Am nächsten Tag (geplagt von Überlegungen, was ich den sagen könnte..) traf ich die zwei Mädls, die mich kichernd fragten, was denn da los war. Ich sagte, 'Ich und meine Mama haben gespielt wer kann am besten einen Betrunkenen immitieren...'

Ich denke oft an die Zeit zurück, früher.. Doch es gab auch einige schöne Momente, aber sie hat immer mehr getrunken.

Als mein Papa 2001 gestorben ist, ist meine Mama immer mehr dem Alkoholkonsum verfallen. Ich habe ihr zugeschaut, sie 4 mal unterstützt bei der Entwöhnungstherapie.. Es hat NICHTS geholfen. WARUM NUR? Ich verstehe das alles nicht. Sie zerstört sich, dabei hat sie eine fleißige Tochter, ist finanziell abgesichert.. WARUM??? Ich will auch eine MAMA haben, die mich lobt weil ich gerade vor 2 Wochen mein 1. Diplomprüfungszeugnis abgeholt habe. Ich tu mich nicht gerne selbst bemitleiden, aber es is hald wirklich sehr traurig, wenn es da keinen gibt, den man anrufen kann und sich freut.

Nun war sie etliche Male im Krankenhaus und ich habe sie jedes Mal wieder aufgemuntert und ihr Mut zugesprochen und es half ALLES NICHTS. Ich werd es nie verstehen, warum. Aber ich will doch einfach nur helfen, ihr ein schönes Leben machen.. Ich will dass es ihr gut geht. Ist das zuviel verlangt?

Momentan ist sie zuhause und sie geht nicht ins KH. Ihr Bauch ist so groß wie NIE zuvor. Ich hab Angst sie zu sehen, weil ich mag die Traurigkeit nicht, die herrscht. Ich lach so gerne und irgendwie bleibt mir das seit ich lebe immer wieder verwehrt, weil meine Mama krank ist.

Es werden noch so viele schlimme Dinge passieren, laut euren Berichten (Blutungen etc.) und ich muss sagen ich mag das alles nicht mehr mitmachen..

Ich versteh nicht, warum es einfach kein Ende nimmt...