Meine Geschichte und mein derzeitiger Umgang mit Sexsucht und Hypersexualisierung

(noch ein kleiner Zusatz im Voraus: ich habe noch etliches hätte aufgreifen, aber das was auf mir lastete derzeit, habe ich runterschreiben können. Weiterhin ist das Lesen eher für diejenigen zu empfehlen, die sich in einer ähnlichen Situation wie ich begeben haben und sich darüber austauschen möchten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich einige dazu bereitstellen ihre Erfahrungen zusätzlich mitzuteilen und man eventuell sogar dadurch Freundschaften entwickeln kann - Sexsucht geht meistens mit einem Gefühl des Unverständnis und der Vereinsamung einher. Daher ist es denke ich wichtig Menschen kennenzulernen, die einen verstehen können und denen man sich schamlos gegenüber öffnen kann. Ich freue mich über jeden, der bereit ist dazu. Ich persönlich würde mich auch freuen neue Freunde zu machen und ein liebevolles, verständnisvolles Umfeld zu haben.)

Hallo, ich bin neu in diesem Forum - mit dem Bedürfnis meine Geschichte bezüglich meiner Sex-/Pornosucht mitzuteilen, weil sie schon ewig auf mir lastet und wie keine andere mit einem hohen Maß an Scham einherging. Unter dieser Art der Sucht ist die Kommunikation im öffentlichen Raum am schwierigsten. Ich hoffe auf neue und kreative Anstöße/Beiträge und möchte zeitgleich jedem vermitteln, dass ihr mit euren Gedanken und Gefühlen nicht alleine steht.

Zu meiner Person: Ich bin 24 Jahre alt und im Umbruch mein Studium zu wechseln.

Um das Suchtverhalten zu verstehen, ist es wichtig bei Null anzufangen und die Ursprünge zu ergründen. Daher möchte ich weit ausholen und meine Geschichte vom Anfang erzählen.

Meine Eltern und Familie beschrieben mich als Frohnatur. Ich war ein lebendiges, offenherziges, liebevolles und empathisches Kind. Vielleicht ein wenig zu getrieben vom Empfinden anderer, sodass ich weniger darauf geschaut habe, wie es mir persönlich geht. Diese Ressourcen und Techniken bekam ich auch nicht gesund weitervermittelt, da ich in meiner Kindheit keinen Bezugspunkt zu meiner Mutter hatte und meine Eltern voneinander getrennt leben. Hinzu kamen andauernde Konflikte zwischen meinen Eltern, die bis heute ungelöst sind und sich auf mein psychisches Wohlbefinden ausgewirkt haben. Den einzigen Kommunikationspartner, den ich zu dem Zeitpunkt hatte, war meine Schwester, welche zwar versuchte mir Wachstum zu verhelfen, durch ihre eigenen inneren Konflikte und psychischen Schäden dies mir aber auf sehr ungesunde Weise vermittelte. Ihres Erachtens nach hat sie mir von Kindheit an suggeriert Scham zu empfinden, Misstrauen zu schüren, Das Empfinden anderer vor mein Eigenes zu stellen (Respekt und Höflichkeit vor der Familie) - und doch einen psychischen Abstand zu jedem (selbst die Familie) zu halten, da keinem zu Vertrauen ist und mich dennoch bereitwillig für die Familie aufzuopfern, da ich sonst undankbar und liebloser sei. Ihr war es wichtig, mir weiterhin mitzuteilen, dass ich karrieretechnisch auf einem sehr hohen Level ansetze und somit Depressionen, Existenzsorgen etc. vorzubeugen - ironischerweise war gerade dies einer der Ursachen wieso ich mich nie genug gefühlt habe und mich durch die Anerkennung anderer unbewusst immer wieder definieren wollte. Und ja, auch gerade da fing es auch an, dass ich das Gefühl hatte, einer fehlerlosen Rolle entsprechen zu müssen, die nicht ihre Probleme offen kommunizieren kann - gerade was Sexsucht angeht. Dies führte auch dazu, dass ich meine Familie nie als mir vertraut im vollen Umfang wahrnehmen konnte, da ich das Gefühl hatte mich einer aufgesetzten Rolle fügen zu müssen. Der Leistungswunsch ging auch von meinem Vater aus, ständig wurde ich schon in jungen Jahren verglichen mit meinen leistungsträchtigen Cousins und Cousinen, die ihr Studium absolvierten und jetzt Millionäre sind. Oft fühlte ich Scham und Schuld für meine Leistung und mich nicht genug für das was ich leiste und bin. Im späteren Alter habe ich Teile dieses Weltbilds unbewusst übernommen und auf andere projiziert - vermutlich, weil ich immer noch Probleme habe zu verstehen, worin mein eigentlicher Wert liegt. Dies Versuche ich bis heute für mich zu finden und sehe mich gerade daher am Anfang einer Reise, in der ich neue Eindrücke aus der Welt mitnehmen will. Die Sexsucht scheint mir daher sehr hinderlich zu sein, da sie mich nicht das volle Spektrum der Menschen mir gegenüber sehen lässt, da ich sie nur mit den von mir vermischten sexuellen Vorurteilen sehe und nicht für das, wer sie sind. Okay, weiter im Text.
Da meine Eltern sich gegenseitig gegeneinander aufheizten vor uns und schlecht über den anderen in seiner Abwesenheit redeten, war es schwierig als Kind schon zu verstehen, ob das Elternteil einem gegenüber überhaupt authentisch liebt oder nicht. Mir wurden ständig Angst und Sorge eingeredet, vermutlich um mich dadurch ihrem Willen besser lenkend fügen zu können - wissend, dass meine kindliche Gutmütigkeit darauf anspringt.

Im zehnten Lebensjahr, fing ich an Pornos zu entdecken. Für mich stand durch das was mir im Elternhaus mitgegeben wurde das Wort Anderer, meist unkritisch im Raum und daher war ich sehr schnell mitgerissen von Empfehlungen von Freunden. Ich hatte nicht die Fähigkeit "Nein" zu sagen und sah alles was jemand anderes machte, als richtig an. Das wird, wie ich noch beschreiben werde, einen erheblichen Einfluss auf mein sexualisierendes Verhalten haben.

Mir wurden Pornos empfohlen. Ich kann mich auch noch an den Schock erinnern, den jener Porno in meinem Kopf auslöste. Diese riesige Macht, die hätte vernünftig kommuniziert werden müssen um den Umgang mit ihr zu verstehen, stand einfach vor mir. Und hinter oder neben mir niemand, der mir auf vernünftiger Weise den Umgang mit dem Verhältnis von Sexualisierung zur Realität, Pornographie und ihre Risiken etc. erklären konnte, zumal ich bis heute nicht davon ausgehe, dass meine Familie mit einer gesunde psychologischen Kindheitserziehung vertraut war und ich bis heute noch einige für sie unbekannte Sachen einstreue, die sie nicht kannten. Zur Erklärung: meine Eltern kamen aus einem Kriegsgebiet in dem muslimische tradierte Werte über sinnvolle Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich standen, selbst wenn sie den Islam nicht angenommen haben, hat sich das gesellschaftliche Weltbild auf sie ausgeprägt. Meine Mutter war während der Schwangerschaften auf der Flucht mit der Familie, zu der Zeit hatte sie nicht die Auseinandersetzung mit Kindern haben können. Sie dachte sogar eine Zeitlang, dass Rauchen während der Schwangerschaft gut sei.

Diese Masseninformation an verzerrten Sexsituationen schlägt auf mich ein wie eine Bombe, als wäre ich in ein Wunderland eingetaucht und als wären in diesem Zeitraum meine unausgesprochenen Konflikte, die sich in mich türmten (mein verlorenes Selbstvertrauen, das Gefühl nie genug zu sein, die Gewalt von meinem Vater, die fehlende Bezugsperson, das Problem mich nicht ausdrucken zu können oder zu dürfen) wie weggeblasen. Ich empfand schon immer eine Neigung zu "ästhetischen Frauen", damals noch auf kindliche Weise. Ich erinnere mich noch im Kindergarten einmal die Brille eines Mädchens zerschlagen zu haben, weil ich sie "liebte", sie mich aber gar nicht wahrnahm gefühlt und ich mich schon damals als nicht genug wahrgenommen habe, ich empfand die größten Gefühle von Frust, Scham- und Schuld für meine Handlung. Ich erwartete Verständislosigkeit und Hass, als Reaktion auf mein Verhalten. Die Neigung zu Frauen wurde immer stärker, vermutlich auch um mich selbst von möglichen homosexuellen Neigungen in meinem Denken zu winden (meine Familie war übrigens auch homophob) zu können und mich als Männlich zum Verstehen zu geben. Ich schaute anfangs auch nur Pornos in denen zwei Frauen miteinander verkehrten. Die Zuneigung zu Pornos hörte nicht auf. Mittlerweile war auch die Hoffnung meine Gefühle mit meiner Familie mitzuteilen abgelöst und meine Freunde waren die einzigen Personen, die mich in mein Verhalten beeinflussen konnten. Natürlich war der unreflektierte Umgang mit Pornos standardisiert und über sexualisierte Weltbilder kam es in dem Alter nicht zur Sprache. Musiker erfüllten durch sexistische Texte die Erhaltung dieses Weltbilds und ich fühlte mich bestätigt.Ist euch Mal aufgefallen, dass viele Rapper subversiv Vergewaltigungen zu Frauen beschreiben und glorifizieren? auch wenn ich in einem Frauenhaushalt aufgewachsen bin. Gerade dadurch, war ich mit noch mehr Scham und dem Gefühl nicht genug zu sein konfrontiert. Da ich dem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt war, männlich zu sein, steigerte sich das Gefühl nicht ausreichend zu sein exponentiell. Ich verglich mich andauernd mit anderen Männern, wollte ihre Verhaltensweisen kopieren, wollte nicht anderweitig auffallen, wollte annehmen, was sie als richtig empfanden. Ich eiferte Gleichaltrigen nach. Und dem gleichzeitigen Wunsch Frauen zu "haben". Die Objektifizierung von Frauen war insoweit so normalisiert, dass ich aus keinem Kreis eine Gegenmeinung mitbekommen habe und selbst wenn mein Weltbild so gefestigt war, dass nichts davon an mich rankam. Ich fühlte mich unsicher und schwach. Wusste nicht wie ich mich entscheiden soll. Wusste nicht eigenständige Entscheidungen zu treffen und hatte keinen Gegendarstellung um meine Sichtweisen zu reflektieren und mich gleichzeitig noch genug bzw. ausreichend zu fühlen. Ich konsumierte fünfmal täglich gefühlt Pornographie. Lange konsumierte ich Pornographie. Wo früher Aktivität und Bewegung stattfand, war ich, einsam stundenlang vor dem Fernseher mit ungesunder Ernährung und Pornographie, eine andere Beschäftigung hatte ich selten. Wenn hatte ich das Gefühl aus allen Seiten gedemütigt zu werden und die Vereinsamung und Isolation ist zu dieser Zeit am höchsten gewachsen. Mit 16 versuchte ich mich umzubringen, ich konnte meinen Finger nichtmal darauf halten warum das so war, ich vermerkte nur Leere und Einsamkeit. Ich überlebte, teilte aber niemanden von meinem Versuch mit. Da auch ein gewisser Leistungsdruck in mir bestand, verglich ich mich andauernd mit den Männern, die in Pornos gezeigt werden, fühlte mich wieder nicht genug, war mir unsicher über meinen Selbstwert, ich dachte nur von Frauen verabscheut und missachtet zu werden für das was ich bin - ich schämte mich für mich selbst und war mir selbst Ungenug wegen belanglosen Gegebenheiten wie meine Penisgröße, die sich komplett normal verhält, aber keiner dieser dargestellten Massenvernichtungswaffen ist. Mit den Jahren fühlte ich mich immer unverstandener und innerlich isolierter, ich merkte, dass ich mich vor anderen immer mehr zum Clown machte, mich überhebte, von jedem, mit dem ich was zutun hatte als "nervig" und "Witzfigur" charakterisiert worden bin. Ich dachte es würde aus dem Gefühl herrühren, ich sei besser und fortgeschrittener als andere, dabei war es gegenteilig - ich wollte dazugehören, verstanden werden und mich zu Verstehen geben indem ich die Aufmerksamkeit an mich ziehe, die Liebe und Zuneigung der anderen auf meine Seite zu ziehen, indem ich sie auf meine Existenz hinweise und die gleichzeitige Frustration immer wieder auf Ablehnung zu stoßen. Diese Frustration nicht verstanden zu werden ergab meines Erachtens nach das Gefühl auch "besser" zu sein, da mich ja niemand verstehen kann. Ich wusste auch nicht wie ich mich zu vermitteln gebe und in meinem Umkreis und vor allem in dem Alter waren Reflektionen und Kommunikation nicht üblich. Es ging nur darum wie "geil" die eine doch ist und wie toll und männlich man doch sein muss mit möglichst vielen Partnerinnen geschlafen zu haben. Im Laufe der Zeit machte ich häufig sehr negative Erfahrungen mit Frauen. Niederschlagende und enttäuschende Erlebnisse, mit denen ich nicht zu umgehen wusste, da ich das sehr auf meine Person bezogen habe wenn ich abgelehnt wurde, mein Selbstwert machte sich nunmal abhängig davon, wie beziehungsfähig ich bin, wie ich von anderen angenommen werde, wie mich andere in ihre intime Sphäre und Nähe lassen, wie sehr andere mich lieben und hingeneigt von mir fühlen. Ich beobachtete andauernd wie ich von Frauen wahrgenommen werde und erfüllte mir gleichzeitig innerhalb der Masturbation den Wunsch meiner Fantasie genau an diesem Ziel angekommen zu sein. Fühlte aber Frustration als das Endergebnis sich nicht zu meinem Gunsten zeigte. Ich fühlte mich deplatziert und immer noch als unausreichend. Hinterfragte mich andauernd selbst, wie es für andere möglich sei Geschichten mit Frauen aufzubauen und für mich nicht. Daher ergriff ich jede Möglichkeit die Aufmerksamkeit von Frauen zu erreichen, sei es durch Sexchats (Videochats), Flirtportale und siehe da - ich hatte Erfolg. Mein Selbstwert war aber immer noch von der Außenwahrnehmung anderer abhängig, daher fühlte ich mich zwar für den Moment gut, aber es war dennoch alles sehr instabil. Es schwankte und ich fühlte mich ohne diese Aufmerksamkeit immer noch einsam und war alleine gelassen mit diesen Problemen. Zudem kam, dass meine Probleme nie von den Frauen mit denen ich in Kontakt stand nie ergriffen werden konnte. Ich ließ sogar mein Weltbild, was mir schadete bestätigen. Ich lernte Frauen kennen, die die Körper- und Penisgröße des Mannes speziell anregten und für sie schon ein Ausschlusskriterium darstellte, Frauen, die ihren Freund betrügen aus mir unerschließbaren Gründen, Frauen die die pervertierte und gewalthafte Form von Sex als die einzig wahrnehmbare im Sinn hatten, geschlagen, gedemütigt, beleidigt werden wollten und das sogar sozial als Sexvorstellung normalisiert ist. Dabei zeigt es nur einen bedeutsamen Widerspruch auf und mir vor allem wie viele an diesem Problem wirklich leiden. Niemand, der gesund seine Erlebnisse verarbeitet möchte Demütigung und Gewalt erfahren. Im Sex finden man den Raum das Gefühl nicht "Genug" zu sein und seine innersten Wünsche Ausdruck zu geben, ich habe lange gar nicht wahrgenommen, dass an dieser Form von Sex was komisches liegt oder das Kosenamen wie "Daddy" sehr konfus sind. Ich legte mein Teil mit dazu bei - und wurde noch unglücklicher, vor allem weil die Wahrnehmung meiner Person immer mehr nach hinten rückte und ich mich für das wahrnehmen lassen haben wollte, für das was ich auch sein "wollte" - ein übermannlich potenter sexfähiger starker Mann, der alle Frauen magnetisch anzieht. Dieses Empfinden war so schmerzhaft töricht. Ich fühlte mich nur noch mehr unverstanden und ungesehener und reduziert auf das worauf ich mich reduzieren lassen habe. Auf sexuelle Attribute. Dies bestätigte Vorurteile und was ich mit auf dem Weg bekam. Vertrau niemanden, alle Frauen sind "Schlampen" - ich konstruierte mir eine Welt, die nur aus Trauer, Misstrauen und Vorurteilen bestand. Und natürlich kann in dieser Auslegung der Sexualität keine normal Sexkommunikation stattfinden. Retrospektiv empfand ich mich oft in sexuellen Situationen als übergriffig, grenzüberschreitend und komplett falsch handelnd. Doch mir schien es so, als hätte mich niemand auf dieses Verhalten hingewiesen, sondern eher daran gefallen gefunden oder nachgelassen und sich dem zugewendet.
Irgendwann fühlte sich das nur noch wie ein Beruf an, ich wollte mir ein gefühltes Imperium aufbauen, das aus Frauen bestand. Ich kommunizierte mit viel zu vielen Frauen und die meisten reduzierte ich sexuell. Tauschte Nacktbilder aus, oder griff zu Video-/Telefonsex mit Frauen, die Gefallen an mir gefunden haben, oft versuchte ich solche Situationen zu erzeugen. Das Verlangen nach wahren Sex verlief etwas runter. Die wahre Intimität die in Sex lag, konnte ich gar nicht aufgreifen. Mir schien Sex als Müheaktion, zwar war der Gedanke mit den Frauen zu denen ich hingeneigt war zu schlafen als interessant, aber gleichzeitig wollte ich sie nicht in meine intime Nähe lassen. Oft endeten One Night Stands mit dem Gefühl innerer Leere, Unzufriedenheit, dem Gefühl schmutzig zu sein (weswegen ich Bettwäsche direkt wechselte, evtll mehrmals/länger duschte und auch Mal geweint und geschrien habe, weil mein Leidensausdruck immer größer wurde. Ich wusste nicht wer diese Frau war und doch ließ ich sie so nah dran und fühlte keine Nähe.) Die Pornographischen Inhalte die ich konsumierte, richteten sich immer an den Sexpartnerinnen oder den Personen, die ich sexualisierte. Eben Realitätserfahrungen, die mein Weltbild bestätigten und mir gleichzeitig noch mehr Hass und Frust ins Denken streuten. Heute weiß ich, dass ich danach lüsterte, Frauen, die mich abgewiesen haben oder mich für das wer ich bin nicht erkannt habe, aus Frust, weil sie mich nicht liebten, in diesen unterlegenen Situationen, wo sie sexuell dominiert werden sehen wollte. Vermutlich weil ich sie so leiden sehen wollte, wie ich gelitten habe. Vielleicht mischte sich der Wunsch genau an dieser Position zu sein, der eben die Frauen befriedigt und die Liebe von ihnen gewinnt zu sein.

Ich kann von Glück sprechen, dass eine Frau in mein Leben gekommen ist, die ihre Grenzen kennt und mit mir die Stellen, an denen ich Reflektionen auszuüben hatte, mit mir gemeinsam angegangen ist. Ich arbeitete gemeinsam mit ihr vieles meiner Kindheit auf und hatte die Möglichkeit zu verstehen, wieso ich so handelte wie ich eben handelte. Durch sie erkannte ich, dass ich die Welt grau und gleichgültig wahrnahm, ich empfand mich in einem Raum von purem Nihilismus. Mir war alles egal, was mit mir passiert, mir schien alles unauthentisch zu sein und gespielt, ich hatte keinen wahren Anreiz zu leben. Ich lernte durch sie mich für die Vergangenheit besser selbst zu akzeptieren und weniger von Angst, Scham und Schuld auf meine Gegenwart zu projizieren. Sie zeigte mir zum ersten Mal den gesunden Umgang mit Sexualität und den eigentlichen Wert von Menschen auf, der nicht nur rein körperlich existiert. Das Reduzieren auf den Körper, lässt einen nicht erkennen, was dieser Mensch gepaart mit seiner Lebensgeschichte und seiner Existenz an Wert enthält. Sogesehen habe ich durch mein sexualisierendes Verhalten, das an andere ausgestrahlt, womit ich mein lebenlang konfrontiert gewesen war: du bist nicht genug. Durch ihren Einfluss nahm ich es in die Hand und begab mich auf den Pfad Vorurteile abzubauen und mich selbst weiterzuentwickeln. Gerade damit ich mir und meinem Inneren, von allen Seiten unaufgenommenen, unverstandenen, verletzten innerem Kind die Welt zeigen kann, die es hätte wahrnehmen können, wäre es mit Liebe umsorgt wurden. Um lieben andere lieben zu können und mir selbst eine schöne Welt zu geben. Um frei zu sein und eigene Entscheidungen zu treffen, um die Vielfalt von allem wahrnehmen und mit ihr umgehen zu können. Ich habe etliche Konflikte in mir wahrgenommen und mich mit ihnen konfrontiert. Meine Ängste, meine Schamgefühle und anstatt mich wie sonst auf sie nur zu reduzieren und meinen Wert von ihnen abhängig zu machen eben verstanden, dass ich mehr bin als das und dass alles was mich blockiert nur mit Liebe von mir angenommen werden will. Dank ihr konnte ich meine von mir aufgebaute Persona, auf die ich mich reduzieren lassen habe und ungewollt identifizierte, ablegen und fühlte mich zum ersten Mal angenommen und wohl in meiner eigenen Haut. Natürlich ließen einige Beziehungsprobleme sich nicht vermeiden auch wenn unsere Kommunikation sehr ausgereift war. Nach einigen Monaten fing ich wieder an auf Pornos zurückzugreifen, was ich offen mit ihr kommunizierte, auch wenn ich mit kompletten Scham erfüllt war. Es baute sich dadurch auf, dass ich meiner Schwester über meine Beziehung (zimperlich, da ich mir das nicht schlechtreden lassen wollte) berichtete und darüber, dass wir über alles reden. Sie allerdings dachte mich davor warnen zu müssen und erzählte mir von ihrer Beziehung, in der sie auch mit ihrem Partner alles kommunizierte, dieser aber auch das Denken an anderen Frauen mitteilte, wodurch ihre Beziehung auseinandergingen. Mit meiner fragilen Persönlichkeit und meinem fragilen Selbstwert ließ ich mich von diesen Zweifel vergiften und projizierte dies auf mich. "Was ist wenn es bei mir genauso endet?" etc. - letztendlich bin ich heute dankbar, dass ich mit meinen Defiziten konfrontiert werde, da ich an solchen Situationen mein Denken sehen kann und damit konfrontiert werde - hierdurch kann ich nämlich Standhaftigkeit entwickeln und mich selbst in meiner Lebensentwicklung ausbauen. So habe ich auch das Empfinden immer freier zu leben, indem ich meine Zweifel oder Ängste anerkenne und sie verarbeite. Hätte ich dies nicht gemacht, wäre das für die Beziehung heute problematisch.
Jedenfalls entwickelten sich Zweifel in mir und ich fühlte mich zurückgeworfen in mein damaliges Verhalten - ironischerweise verarbeitete ich psychische Konflikte damals auch mit Pornos (weil ich den Umgang mit Konflikten nie in meiner Kindheit gelernt habe). Hierdurch konnte ich auch erkennen, dass mein Verhältnis zu Pornographie nicht auf den Körper der Frau beruht und wie erotisch ich diesen doch finde, sondern weitaus tief verankerter als allgemeiner Gegenstand ist. Der Körper einer Frau erzeugt nicht automatisch Lust, ich denke es sind die tiefen Zusammenhänge, die mit Assoziationen, Erfahrungen und eben gelernten Umgängen einhergehen. Es hilft mir sehr heute mein sexuelles Verhalten zu reflektieren. Ich möchte für mich selbst einen Weg schaffen in denen ich Pornos nicht vermeiden muss, sondern keinen Anreiz empfinde einen zu gucken und auch bei versehentlichen Mitbekommen eines nicht getriggert werde oder auch nicht von heutigen "E-Girls" oder der Ausschlachtung der Sexindustrie Lust entwickle. Ich möchte über mein Verlangen und mein Handeln Bewusstsein erlangen um frei von Lust leben zu können. Ich bin noch nicht ganz frei davon, da das sehr lang eingefange Muster sind, aber ich fühle mich besser, da ich den Prozess angehe und um mich herum ein Umfeld aufbaue, das mich für mein eigentliches Ich annimmt und mich auch jenseits meiner "Fehler" liebt und sieht. Ich sehe mich ja auch nun mehr und kann dadurch bessere und gesündere Entscheidungen für mich selbst treffen. Falls ich zum Konsum von Pornos komme möchte ich mich entscheiden ihn bewusst vorzunehmen und die Gedanken die aufkommen zu beobachten und meine Ressourcen, die ich auf dem Weg mitbekam anzuwenden. Die letzte Zeit war für mich sehr aufreibend auf sehr vielen Ebenen (nicht nur sexuell), gleichzeitig wurde ich mir aber über diese immer mehr über mich selbst bewusst. Ein Kerngedanke, den ich implementiere konnte war, nicht die Dinge zu vermeiden und abzulehnen/zu verstoßen sondern wirklich anzunehmen und sie mit der größtmöglichen Liebe die in einem stattfinden kann ankommen zu lassen.

Antworten (1)

Ich beobachtete wie und ob ich von Frauen wahrgenommen werde* verzeiht die ganzen Grammatikfehler, ich bin etwas dehydratisiert und nicht so konzentrationsfähig wie sonst. Habe das runtergeschrieben auf einem Schlag.

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