Sexualität beim ( männlichen )Frauenarzt
„Sexualität beim (männlichen) Frauenarzt? „
Gerhard Amendt, emeritierter Professor am Institut für Geschlechter- und Generationenforschung der Universität Bremen in seiner Studie zum Berufsstand der Gynäkologen:“ Der Mann in Gynäkologengestalt nähert sich der Frau in einer Art und Weise, die ihm sonst nur in einer Liebes – und vertrauten Beziehung gestattet ist.“ Amendt sieht die Grenze zwischen gynäkologischer Untersuchung und sexueller Manipulation grundsätzlich fließend.
Was Frauen nicht glauben oder verdrängen und Männer schon immer befürchtet haben.
Es geht hier nicht um sexuelle Grenzverletzungen von Frauenärzten, gar im Bereich strafrechrechtlicher Verantwortung. Es geht um „ normale „ Untersuchungshandlungen von Frauenärzten an ihren Patientinnen, Abtasten der Brüste, Untersuchung von Vagina und Rektum mit dem Finger, intimes Patientinnengespräch u.ä..
Wird dadurch ein Frauenarzt sexuell stimuliert?
Ein Mann vom Fach:
Der Frauenarzt Prof. Dr. Hans Harald Bräutigam, Jahrzehnte lang Chefarzt einer Frauenklinik, in seinem autobiografischen Buch „Beruf Frauenarzt - Erfahrungen und Erkenntnisse eines Gynäkologen, S. 37 ff :
„Natürlich sind Ärzte … sexuell lebendige Wesen. Auch zu meiner Zeit sind einige wenige Kollegen mit der Nähe zum anderen… Geschlecht nicht fertig geworden. Der Ansturm der Gefühle, der nicht zu unterdrückenden Wünsche droht sie zu überwältigen…. Gut wenn sie das begreifen, ehe es zu dem kommt, was recht unscharf Übergriffigkeit genannt wird, aber besser mit dem juristischen Begriff als Verstoß gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Patienten oder gar als Vergewaltigung bezeichnet werden sollte.
Wie häufig das vorkommt - und es kommt häufig vor, damals wie heute - und ob und wie viele Frauenärzte wie oft bei den Untersuchungen Erektionen haben oder danach masturbieren, das interessierte nicht.
Und völlig frei von erotischen Anwandlungen war auch ich nicht, obschon sie nie so weit gingen, dass ich darin eine Gefahr für meinen Beruf gesehen hätte...In der Zweisamkeit des Sprechzimmers, in dem keine Zeugin mehr erforderlich war, … stellten sich weit eher Sympathien bis hin zu erotischer Attraktion ein “. (Ärztinnen sind der heutigen Zeit geschuldet. )
Prof. Dr. Bräutigam räumt auch mit der Mär der Frauen und mancher Männer auf, „ wenn man 30 weibliche Geschlechtsteile am Tag gesehen hat, vergeht einem die Sexualität“ u.ä.. Bräutigam: „Ich weiß, mancher meint, wie der Bäcker bald keinen Kuchen mehr sehen könne, verginge dem Gynäkologen rasch der erotische Appetit. Das stimmt weder hinsichtlich aller Bäcker und - noch viel weniger - für Gynäkologen. Der Bäcker kann zudem auf andere Speisen ausweichen...“
Die „ Zeit online „ berichtet in einem Artikel „ Machen Sie sich frei „ zur 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Geburtshilfe und Gynäkologie (DGPGG) in Bremen:“ … wollten die Teilnehmer wissen, wie sie mit ihren eigenen erotisch-sexuellen Problemen und denen ihrer Patientinnen umgehen sollen.
(Es) … wurde vielmehr deutlich, daß Ärztinnen und Ärzte genau wie ihre Patientinnen Menschen sind. Eine Binsenweisheit, die oft verdrängt wird. Für die Hamburger Psychotherapeutin Viola Frick-Bruder haben "Ärzte sexuelle Wünsche, Phantasien und homo- und heteroerotische Abweichungen wie andere auch". Aus Unsicherheit gäben die Mediziner jedoch oftmals vor, erotische Empfindungen oder sexuelle Wünsche seien ihnen bei ihrer Berufsausübung fremd.
Das trifft nicht für alle Gynäkologen zu. In Bremen berichteten die Teilnehmer einer Selbsterfahrungsgruppe freimütig, daß ihre Berufswahl auch mit dem Vergnügen an erotischen Empfindungen in der Begegnung mit Patientinnen zu tun gehabt habe .“
Die Schweizer Journalistin Barbara Lukesch („ Die Gynäkologinnen kommen „) in einem Interview mit der Präsidentin des Dachverbands Schweizerischer Patientenstellen Ruth Dual:
Innerhalb der Gynäkologen-Szene kursiert offenbar der Witz, wonach jeder Mann, der Frauenarzt werden will, ein psychiatrisches Gutachten von sich erstellen lassen muss, um seine Unbedenklichkeit zu belegen. Wie bewerten Sie eine solche Aussage?
Dual: Der Spruch ist mit Sicherheit eine Reaktion auf die vielen Fälle von sexueller Gewalt in Gynäkologenpraxen, die eine Katastrophe für die männlichen Vertreter des Berufs darstellen. Wobei sich heute ganz abgesehen von diesen Fällen immer mehr Frauen die Frage stellen, was eigentlich die Motivation eines Mannes ist, der Frauenarzt werden will.
Spielt womöglich nicht allein das Interesse an medizinischen Fragen eine Rolle?
Dual: Dass die Lust an der Macht über Frauen bei einigen eine Rolle spielt und bei anderen auch eine gewisse sexuelle Motiviertheit, darf ja inzwischen offen ausgesprochen werden.
Noch zwei Ärzte vom Fach::
Dr. Bibiana Kalmar, Frauenärztin und Dr. Volker Korbei, Frauenarzt, stellten sich den Fragen der“ Standard at.“, Österreichs Online – Medium für Frauen
dieStandard.at: Was interessiert insbesonders so viele Männer an dem Fach?
Dr.Volker Korbei: Ich persönlich bin ja durch Zufall Frauenarzt geworden, aber ich glaube, es geht hier sehr viel um Macht über Frauen und um Sexualität. Viele Gynäkologen haben ein gestörtes Frauenbild.
dieStandard.at: Das hat dann aber doch wohl sehr viel mit Sexualität zu tun?!
Dr. Bibiana Kalmar: Natürlich! Jeder Arzt, der sagt, Gynäkologie habe nichts mit Sexualität zu tun, sagt damit in etwa: Brot hat nichts mit Ernährung zu tun.
Dr.Volker Korbei (lacht): Es gibt tatsächlich Ärzte, die das behaupten. Aber das sagt sehr viel über deren Persönlichkeitsstruktur aus.“