Der intensive letzte Augenblick
Liebe Nadine,
es ist schon über drei Jahre seit Deinem Beitrag vom 16.05.13 her. Ich habe großes Mitgefühl für alles, was Du und andere hier über ihre Lieben berichten, die an Leberzirrhose litten und gestorben sind. Hoffentlich hat sich Euer Leben inzwischen positiv gewandelt! Bei Familienangehörigen ist es besonders schrecklich, aber auch, dass jetzt ein sehr lieber Freund von mir die Diagnose Leberzirrhose bekommen hat, nimmt mich sehr mit.
Ich suche mir gerade ein bisschen Information in den Foren zusammen und sehe alles, was ich von seinen gesundheitlichen Schwierigkeiten und Operationen der letzten Jahre weiß, hier gespiegelt. Vielen Dank für Eure Beiträge und die in anderen Threads, sie haben mir sehr geholfen, die verschiedenen Symptome zu verstehen. Dass der eigentliche Auslöser für die Probleme mit der Speiseröhre oder sogar mit einem Leistenbruch in der Leberzirrhose liegen kann, hatte ich nicht geahnt.
Antworten möchte ich aber auf etwas ganz anderes, nämlich den für Dich so schrecklichen, minutenlangen Ausdruck in den Augen Deines Vaters, Nadine. Ich glaube, Dein Vater hat sich damit einfach von Dir verabschieden wollen. Er hat sich zwar nicht mehr rühren können, aber diesen Blick in Deine Augen sicher noch sehr bewusst getan. So einen sehr langen, intensiven Blick haben auch mein Vater und ich von meiner Mutter erhalten, bevor sie (an den Folgen einer Lungenentzündung, keine Leberzirrhose) starb - er etwa zwei und ich etwa eineinhalb Tage vor ihrem Todeszeitpunkt, die letzte Sterbephase hatte da schon begonnen. Auch sie konnte sich da schon nicht mehr bewegen und auch nicht mehr sprechen. Sicher kommunizierten wir auch später noch über Blicke und waren uns dabei sehr nah, aber diese besondere Intensität erreichte es nicht mehr, sie war dann schon wie ein Stück in einer anderen Welt.
Seid also nicht befremdet von diesem anhaltenden Abschieds-Augenblick! Alles Liebe und viel Kraft für alle, bei denen der Abschied am Horizont auftaucht! Love, Anja