Was für eine Essstörung hatte ich?

Allein durch meine jetzige Ausbildung zur Ernährungstherapeutin wird immer wieder über das Thema Essstörung geredet. Bulemie, Anorexie usw. .. und immer wieder beschäftigt mich dann meine damalige Essstörung, denn keiner der Symptome oder Ursachen treffen auf mich zu.
Ich war ungefähr 17 Jahre alt, war bis zu dem Zeitpunkt wirklich mehr als zufrieden mit meinem Körper, wog bei einer Größe von 1, 74m ca. 63-65kg. Ich ging regelmäßig ins Fitnessstudio und war ziemlich durchtrainiert. Ich habe meinen Körper wirklich geliebt. Und dann begann im schleichenden Prozess meine dunkelste Zeit.
Mein Großvater verstarb an Krebs und ich stürzte mich Hals über Kopf in eine Beziehung mit einem Typen. Er gefiel mir wirklich gut, und zu der Zeit tat er mir auch gut, er ließ mich meinen Trauer überwinden, all den Schmerz durch den Verlust eines geliebten Menschen. Doch nach 3-4 Monaten zeigte sich das wahre Gesicht von meinem (Ex-) Freund. Er nahm Drogen, täglich! Und wenn er Alkohol trank wurde er extrem aggressiv. Er brüllte mich an und beleidigte mich aufs übelste, selbst vor seinen Freunden (Woran er sich am nächsten Tag nie erinnerte). Dies zog sich über Monate hinweg bis er handgreiflich wurde. Er schlug mir ins Gesicht, boxte mir in den Bauch/Rücken, schleuderte mich durch etliche Zimmer. Ich redete mir ein das dass die Drogen wären, die ihn zu dem Monster machten. Ich war fest entschlossen dem Menschen zu helfen den ich so sehr geliebt habe, egal was komme, egal wie sehr er mich verletzen würde. Nun waren wir schon ein Jahr zusammen und es wurde immer schlimmer, und von Tag zu Tag wurde ich unglücklicher. Irgendwann bekam ich von meiner und seiner Familie Bemerkungen wie dünn ich sei (ich ging natürlich schon lange nicht mehr ins Studio) und bemerkte dann auch beim Blick in den Spiegel wie dünn ich geworden bin. Ich wagte es mich seid einem Jahr wieder auf die Waage zu stellen, Schock; 51kg. Ich gefiel mir selbst nicht, ich sah nur Haut und Knochen, all meine Rundungen waren verschwunden, ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Ab da bemerkte ich wie sehr ich beschäftigt war mit den Problemen in meiner Beziehung. Ich war zu traurig um zu essen, zu deprimiert, ich hatte teilweise tagelang keinen Appetit und zwang mich dazu etwas zu essen. Ein halbes Jahr später: Immer noch unglücklich, immer noch die selben Probleme, und mittlerweile wog ich 45kg. Von allen Seiten (seine/meine Familie, Freund) hörte ich dumme und teilweise schon gemeine Bemerkungen über mein Gewicht/Körper. Alle dachten ich würde selbst nicht merken wie dünn ich wäre, wie sie müssten mich darauf hinweisen. Aber ich wusste es, ich musste diesen Anblick jedes mal im Spiegel ertragen. Ich fand mich hässlich und unattraktiv. Ich zählte keine Kalorien oder hatte Angst zuzunehmen, ich übergab mich nicht nach dem Essen oder sonstiges. Mir fehlte einfach der Appetit, ich hatte auch definitiv eine Depression. Vor dieser Zeit habe ich es geliebt zu essen, doch da habe ich es gehasst, ich hab entweder nichts runterbekommen vor Trauer/Appetitlosigkeit, war nach 2 Gabeln satt oder mir hat nichts geschmeckt. Den schlimmsten Punkt hatte ich erreicht als ich nur noch 43kg wog. Ich habe mich nicht mehr getraut mich vor meinem Freund auszuziehen da ich wusste das er mich zu dünn findet (was er mir im Drogenrausch immer wieder ins Gesicht schrie). Ich kam (Gott sei dank) zu der Einsicht das es so nicht weiter gehen kann, ich trennte mich von meinen Freund. Ab da habe ich wieder zuhause bei meiner Familie gelebt, ein Jahr lang abgeschottet von der Außenwelt, aus Angst vor blöden Blicken oder Reaktionen zu meinem Körper. In der Zeit lernte ich viele Leute übers Internet kennen und mir ging es von Tag zu Tag besser. Nach einem Jahr war ich wieder ich. Ich freute mich über jeden Gramm den ich zulegte. Heute wieg ich 58kg, und ich möchte mindestens wieder 60kg wiegen! Ich bin glücklicher denn je! Aber eine Frage stelle ich mir bis heute, wie definiert man solch eine Essstörung?

Danke schon mal für all eure Antworten und eure Zeit diesen ewig langen Text zu lesen :D Mfg

Antworten (1)
Henndrick

Hallo Maze,
ich habe deinen Text sehr aufmerksam gelesen und habe mit erschrecken gelesen was du für einen Freund hattest, in so einer Situation wundert es mich nicht wenn in diesen Fall Stressbedingt sich das in der Form so äußert so das du immer mehr abgenommen hast und dir auch der Appetit fehlte. Deine Essstörung war für mich so wie ich das sehe einfach Stressbedingt. Jetzt wo du alles wieder so für dich auf der Reihe hast und dein Gewicht wieder so da ist wie du es dir gewünscht hast und du wieder in den Spiegel schauen magst ist doch Wunderbar. Finde es sehr stark von dir das du das geschafft hast. Das wird dich sicher für die Zukunft auch stärker und selbstbewusster machen. Ich wünsche dir alles gute für die Zukunft.
LG Henndrick

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