3 Wochen KH inkl. Koma. Diagnose: Meningoenzephalitis durch Influenza-Virus
Hallo!
Erstmal gute Besserung an Alle!
In Dez‘18 war ich öfter erkältet, der Arzt schickte mich immer wieder nach Hause, ich soll inhallieren, das hilft. Am 18. Dezember ist mein Partner mit mir zusammen nochmal hin, weil er auch krank wurde. Uns wurde wieder inhallieren und Bronchipret Tropfen verschrieben. Wir dachten uns gut, Tropfen gekauft, inhalliert, bei meinem Freund wurde es besser und mir ging es immer noch nicht gut. Am 20. dann aus dem Bett gewälzt, weil ja noch der Einkauf vor den Feiertagen gemacht werden musste. Nach einer Stunde mit meiner Mutter im Einkaufszentrum dann doch abgebrochen weil ich so schlapp war, dass ich Angst hatte umzufallen. Meine Mutter dachte ich würde nur schauspielern, weil ich keine Lust hatte :D zuhause habe ich mich dann hingelegt und seit dem weiß ich nichts mehr. Wenn mein Freund es mir erzählt, kriege ich immer noch Gänsehaut. Ich habe bis 21. Dez. durchgeschlafen, mein Freund weckte mich und zwang mich was zu essen, dann habe ich wieder geschlafen und das einzige woran ich mich erinnere (oder auch nur weil ich es auf meinem Handy gelesen habe als ich wieder fit war) ist, dass meine Mutter mir gegen Mittag geschrieben hat, dass sie für meine Oma, 81, die aus Polen zur Weihnachten zu uns kam, von der Apotheke Hustensaft extra für Diabietiker holen musste, weil Oma nicht den normalen Hustensaft trinken wollte. Ich habe meiner Mutter daraufhin geschrieben, dass mir immer noch alles wehtut von den Haarwurzeln bis zur Zehenspitzen. Immernoch nichts schlimmes gedacht, sondern einfach nur kleine Grippe die bis Weihnachten wieder weg ist. Dann soll mich mein Freund geweckt haben und wir sind nochmal losgefahren um zwei Pakete von der Post abzuholen. (Eins war ein Weihnachtsgeschenk für unsere 3, 5 jährige Tochter) Auf dem Rückweg wollte ich unbedingt, dass meine Tochter auf meinem Schoß sitzt. Als wir dann in die Tiefgarage runterfuhren, habe ich meine Tochter festgedrückt und habe meinen Freund mit riesengroßen Augen angeguckt und mind. 8 mal gefragt wo wir hinfahren, bevor mein Freund mich dann ernstgenommen hat und gesagt hat, dass wir jetzt zuhause angekommen sind. Ich habe mich wieder hingelegt, irgendwann kam meine Tochter und wollte, dass ich mit ihr und Papa im Wohnzimmer sitze. Bin dann dahin hab mit ihr gekuschelt und dann wieder sie festumklammert vom Fernseher wegedreht und mein Freund zehnmal angeschrien er soll den Film ausmachen, weil unsere Tochter noch zu klein ist. Und dann ging es los. Ich verkrampfte und war bewusstlos meine Tochter immernoch in meinen Armen musste von meinem Freund rausgezerrt werden. Er sofort danach den Notruf gewählt und bis der RTW ankam blieb der vom Notruf am Telefon. Der Notarzt hat sofort gemerkt, dass es irgendwas neurologisches sein musste, weil meine Verkrampfung einfach nicht locker wurde, auch nach dem die Sanitäter mir Mittel reingespritzt haben, die die Verspannung wegmachen sollten. Ab ins KH nach HH Wandsbek, auf Nachfrage von meinem Freund warum denn dahin bekam er die Antwort weil der Krankenhaus in ganz Hamburg die beste neuroligische Abteilung hat. Soweit so gut. Meine Tochter total verängstigt versteckt unter dem Tisch, mein 15-jähriger Bruder der sofort nach dem mein Freund meine Mutter angerufen hat und es ihr erzählt hat, hergefahren ist mit seinen Fahrrad, bei dem zu allem Überfluss ständig die Kette rausgeflogen ist musste den halben Weg das Fahrrad schieben. Er kam an und sah mich auf dem Sofa verkrampft mit Schaum aus dem Mund laufend. Der nächste der völlig verängstigt im Schockzustand nix auf die Reihe gebracht hat sondern nur da saß und in die Leere gestarrt hat. Mein Freund dann unseren Nachbar noch bescheid gesagt, der sich darüber aufregte, dass ein RTW vor der Garageneinfahrt steht, sodass er draußen parken muss xD als er aber mitbekam, dass der RTW für mich ist war er innerhalb Sekunden bei uns auf der Terasse, und sah mich dann auch und konnte es seinen Augen nicht glauben. Er sagt immer zu mir, die die es sogar mit den Löwen aufnehmen könnte, lag da so hilflos und erstarrt auf dem Sofa, das war für jeden unvorstellbar. Der RTW nahm mich mit. Mein Freund direkt hinterher mit dem Auto holte auf dem Weg meine Mutter ab, die meiner Oma nichts erzählte und ihr nur sagte, dass sie früher zur Nachtschicht musste, weil irgendeiner wohl einfach abgehauen ist bevor er feierabend hatte. Ab ins KH, ich immernoch verkrampft, mein Freund und meine Mutter wurden ausgefragt über mich, ob ich schwanger sein und wenn ja wen sie retten wollen das Baby oder mich. Meine Mum und mein Freund guckten sie verdutzt an und meinten, natürlich mich. Eine Tochter habe ich schon und ein zweites Baby kann man immer machen, aber mich gibt es nicht ein zweites Mal. Ja dann soll ich immernoch bewusstlos gewesen sein, die Ärzte machten währenddessen die Untersuchungen. MRT, EEG und Lumbalpunktion. Dann kam ich auf die Beobachtungsstation, wo meine Lungenfunktionen den Geist aufgaben und die Ärzte mich ins künstliche Koma versetzten weil ich mit einem Bein schon auf der anderen Seite war. Ab in die Intensivstation. Das war der 22. Dez. am 24. haben sie versucht mich aus dem Koma rauszuholen, was nicht erfolgreich war, aber am 25. es dann doch geklappt hat. 5 Tage meines Lebens, die ausgelöscht waren aus meinem Kopf als würde es mich garnicht geben. Während ich im Koma lag wurde nochmal eine Lumbalpunktion gemacht, die Entzündungswerte stiegen noch mehr an obwohl ich schon Antibiotika bekam. Die Ärzte versetzten meine Familie in Schock und komplette Angst, sie sollen mit allem rechnen, dass ich vielleicht garnicht aufwache aus dem Koma, gelähmt bin oder blind oder dass ich nicht sprechen kann oder niemanden mehr erkenne. Umso mehr war die Freude als sie dann den Anruf bekamen, dass ich wieder wach bin und sie kommen sollen. Und als sie dann reinkamen mit Angst im Gesicht, dass ich sie nicht erkennen würde, haben sie sogar angefangen zu weinen als ich sie breit angrinste und immernoch die Alte war :) und natürlich wollte ich sofort mit nach Hause aber nein ich musste schön im KH bleiben noch paar Tage sagten sie. Ein paar Tage, ja ja, Pustekuchen. Am 27. Dezember durfte ich wieder auf die Beobachtungsstation. Und meinte zu den, nie wieder Intensivstation. Das war der Horror, ich durfte nicht aufstehen nirgendwo hin, ich war noch bisschen neben der Spur, habe mir zwei mal den Blasenkatheter rausgerissen, den Zugang auch, obwohl er angenäht war. Als ich einen neuen ZVK gekriegt habe an meinem Hals der auch angenäht war, wollte ich mir den auch rausreißen, wobei die Krankenschwester mich erwischte und mich richtig zu Sau machte. Sie hätte mich nicht umsonst hier am Leben erhalten damit ich es mit meiner Dummheit beende :O das hat mir zu denken gegeben, seit dem habe ich es nicht mehr angerührt, es sei denn die Medis waren fertig und ich wollte aufstehen dann habe ich die abgemacht. Joa am 30. dann, meine Bettnachbarin durfte nach Hause schön dachte ich mir und ich? Ich durfte schon nicht mit meiner Familie Weihnachten feiern lass mich doch zumindest mit den Silvester feiern.. nöö warum denn ich muss noch da bleiben. Aber ich durfte auf eine normale Station verlegt werden wo ich ganz aufstehen durfte und sogar rausgehen konnte!! Juhuuu!!! Aber davor musste ich noch ein letztes Mal Antibiotikum kriegen. Gut solange ich danach wieder machen konnte was ich wollte alles gut. Dann kam meine Mama und brachte mein Leben in Trümmer und Asche. Sie wollte es mir nicht erzählen aber musste sonst würde ich am 1. Januar um 0 Uhr meine Oma anrufen wollen um ihr zum 82. Geburtstag zu gratullieren und nebenbei Frohes Neues zu wünschen. Also als ich am 21. ins KH gebracht wurde und meine Mutter meine Oma nicht verängstigen wollte, dass ich im KH bin hat sie doch erzählt sie muss früher zur Arbeit. Meine Oma meinte ok kein Problem sie kommt zurecht. War auch grad am Abendbrot essen und Nachrichten gucken. Als meine Mutter dann morgens von der Nachtschicht nach Hause kam, war Oma noch am schlafen, Mama dachte sich nichts dabei, hat sich Kaffee gemacht hat noch bisschen gesessen. Aber Oma stand immernoch nicht auf. Dabei hat sie abends noch alles hinter sich aufgeräumt den Fernseher ausgemacht und alle Lichter. Ist dann ins Bett. Meine Mutter ging ins Schlafzimmer, Oma schläft. Sie geht ans Bett ran und sagt Mama steh auf, keine Reaktion. Sie fässt sie an, Oma ist eiskalt und atmet nicht mehr :‘( ich wollte es nicht wahr haben. Meine Mutter sagte Gott hat einen Austausch gemacht er hat Oma mitgenommen und mich am Leben gelassen. Und ich denke meine Oma wusste, dass ich es nicht schaffen würde und hat sich angeboten anstatt mich und dann nahm Gott sie an meiner Stelle. Am 22. starb meine Oma genau an dem Tag wo ich ins Koma versetzt worden bin. Der Silvester ist für mich gelaufen. Ich durfte nicht nach Hause und Oma war nicht mehr da. Meine Mutter fragte die Krankenschwestern auf der Station ob sie mir Gesellschaft leisten dürfte am Silvester, dadurch dass es keine freien Betten gab durfte ich auf der privaten Station hausen :)) sie meinten natürlich ja und so kam meine Mama am Silvester zu mir und wir haben Gesellschaftspiele gespielt und Musik gehört. Am 02. und 3. Januar sollte ich neuropsychologische Tests machen die dann feststellen würden ob ich irgendwelche Schäden davon getragen habe und am 03. wurde noch einmal eine Lumbalpunktion gemacht, und ich durfte am selben Tag noch nach Hause!!! Die Entzündungswerte sind abgestiegen und würden weiter stetig absteigen meinten die Ärzte. Ich solle mich jetzt jedes Jahr gegen Grippe impfen weil ich anfälliger geworden bin durch die Meningoenzephalitis. Aber sonst soll ich wieder ganz gesund werden. Seit dem KH habe ich täglich Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und bin ständig übermüdet und oft schnell gereizt. Meine Konzentration lässt zu Wünschen übrig und mein Freund sagt auch ich bin anders geworden. Mein Hausarzt meinte, das kommt wieder alles aber braucht seine Zeit. Trotzdem habe ich Angst, dass ich wieder eine Meningitis oder Enzephalitis kriege, die vielleicht nicht so gut verläuft und ich es diesmal nicht schaffe. Vorallem seit dem ich wieder schwanger bin ist die Angst noch größer :/ aber mein Freund und meine Tochter geben mir jeden Tag aufs Neue Mut und Hoffnung... ich hoffe für uns alle Betroffenen, dass wir irgendwannn unser altes Leben zurück kriegen!
Alles Liebe und Gute für euch und schöne Osterfeiertage!