Legasthenie ist kein Hindernis, gut schreiben zu lernen
Etwa 1980 berichtete Christa Mewes bei einem Vortrag während meines Diplomstudiums an der unin Eichstätt von einer Schülerin, die bei ihr in Therapie war und ihr in einem zwei Seiten langen Brief freudig kundtat, dass sie die Mittlere Reife geschafft habe. Der Brief enthilet über 40 Rechtschreibfehler. Frau Mewes wies darauf hin, dass man noch 20 Jahre zuvor mit soviel Rechtschreibfehlern niemals die Mittlere Reife bekommen hätte.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer missfällt mir am meisten, dass wir immer nur so tun, als sei Legasthenie eine plötzlich aufgetauchte unerklärliche Volksseuche und Kinderkrankheit. Wir lenken mit immer mehr scheinpädagogischem Brimborium davon ab, dass unsere Lehrer ganz offensichtlich nicht mehr LEHREN können. Ja, LEHREN ist gar nicht mehr vorgesehen und es weiß auch keiner mehr, was das ist. Perfekt vorbereitet UNTERRICHTET wird heut, und wenn der Unterricht angeblich nachweislich richtig ist, dann bleibt ja nur noch übrig, dass der Mensch verkehrt ist. Und da in unserem Schulsystem immer noch der Ober den Unter sticht, ist der Defekte immer nur einzig und allein ganz unten zu finden: der Schüler und ggf. noch die Eltern.
Nach meinen Recherchen ist es - ich sag es einmal nett - sehr gut möglich, dass die schlechten LERNegbnisse der Schüler mit ebenso schlechten (und noch schlechteren LEHRergebnissen direkt korrelieren. Wann wurde denn zuletzt getestet, wie richtig oder überhaupt leserlich der Lehrer schreibt? Wie steht er selbst zum schreiben? Liebt er es oder kotzt es ihn an? Von wem haben die vielen Kinder nur abgeschaut und gelernt, dass Schreiben zum Kotzen ist?
Wie kann man als Profi Schüler über Jahre jeden tag mnit der Einstellung "Ich kanns nicht. Scheiße! Ich lern das nie! Ich bin ein Versager! Ich kanns nicht mehr sehen!....." LERNEN lassen??? Das Gedächtnis speichert das doch alles mit: Das Nichtkönnen, die Scheiße, die ohnmächtige Wut, das Versagen, ..... und dann kann das tatsächlich zu einem psychisch bedingten Nichtmehrsehenkönnen kommen und ein Unglück passieren. So gribfahrlässig kann Pädagogik jeden Tag wirken und kein Profi kümmert sich darum. Wenn wir exakt beobachten und untersuchgen, dann ist doch gar nicht zu üvbersehen, dass da NICHT eine UNFÄHIGKEIT bei den Kindern vorliegt sondern eine HERUNTERGEWIRTSCHAFTETE FÄHIGKEIT. Das ist eindeutig daran zu erkennen, dass - einhergehend mit der Förderung - die Fehler nicht ab sondern zunehmen und die Probleme wachsen und wachsen. Selbst bei Dummheit dürfte es bei einer nicht schädlichen Pädagogik nicht bergab gehen. Das Kennzeichen unserer Pädagogik ist aber seit Jahrzehnten geradezu die Begabungsvernichtung. Seit dem KMK-Beschluss vom April 1978, also über 30 Jahre wird die Legasthenie bei uns amtlich gefördert mit dem Ergebnis, dass wir heute doppelt soviel Fehler schreiben wie damals. Lässt das an Deutlichkeit zu wünschen übrig?
Womit kann man das Problem des richtigen Schreibens lösen, wenn nicht mit den TALENTEN, die der Mensch dafür hat? Wie geht die Pädagogik mit diesen Talenten um? Sie sagt ihnen, wie schlecht sie sind und dass sie defehlt sind und unheilbar und lässt nichts aus, sie in die Flucht zu schlagen. Dann noch einen "Test" zu machen und zu behaupten, das Kind habe die Talente nicht, ist blanker Zynismus.
Wenn ich in der Ich-kann-Schule dieselben Talente mit Respekt behandle und ihnen mein echtes Interesse an ihrem Können zeige, kommen sie und liefern mir die Ergebnisse, man denen man zuvor dreist behauptet hat, sie seien nie möglich.
Nun, machen wir es kurz! Wir können heute im Grunde nur zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Die erste ist: "Ich kann das nicht, ich muss das nicht, mache es, wer da will!" Damit kann man auf Krankenschein sein Leben leben, solange bis das Krankensystem zusammenbricht und nur bis an die Grenzen, wo man von jemand anderem was braucht. Wenn dem meine verwahrklosten Schreibtalente missfallen, wird ihn nichts hindern können, mir das zu sagen.
Damit kommen wir zu Möglicjhkeit zwei: Wenn es die Pädagogen nicht können, kann man das Problem auch selbst lösen. Man braucht dafür nur eine normale, interessierte beziehung zu seinen Schreibtalenten. Statt debn Kopf in den Sand zu stecken, muss man regelmäßig schauen, wie es ihnen geht, was ihnen fehlt, was ihnen gut tut. Man muss sie trösten, wenn sie traurig sind, ihnen Mut zusprechen, wenn sie mutlos sind, siwe aufrichten, wenn man sie geknickt hat, sie stärken, wenn sie geschwöcht sind, man muss zuverlässig auf ihrer Seite stehen und aufhören, sich für sie zu schämen. Man muss sie herausfordern und sie ermutigen, man muss an sie glauben und ihr zuverlässiger Freund werden. Unter guten Bedingungen entwickelt sich JEDES Talent und sei es noch so schwach. Unsere Talente sind ja ALLE nur für eins auf dieser Welt: ALLES FÜR UNS ZU TUN. Wenn wir sie abstempeln und abschreiben, wird ihr Dasein sinnlos und sie frustrieren sich in uns zu Tode. UND WIR MÜSSEN DAS AUSHALTEN. Und können es doch so leicht ändern! Wir brauchen nur unsere Talente wenigstens selbst nicht mehr wie den letzten Dreck behandeln. Wenn wir ihnen eine erhabene Rolle geben, werden sie erhaben. Und das ist jetzt keine Theorie: Jeder kann das sofort ausprobieren.
Wenn sie Dir also fürs Fehlerschreiben 300 € zahlen, dann schreib die Fehler und streich das Geld ein; sie haben es nicht anders verdient. Aber mach Dich nicht abhängig, es genügt, das gewünschte Theater zu spielen, man muss nicht sein, was man spielt. Für Dich, kannst Du richtig und verkehrt schreiben, wie es Dir gefällt.
Ich denke an an Martin, der mit Deutsch Dauer-6 + einmal Sitzengelassen zu mir in die 4.Klasse kam. In Aufsatz hatte man ihn stets eine Seite ausn dem Lesebuch abschreiben lassen. Bei mir schrieb er seinen Aufsatz, 2 1/2 Seiten. Ich konnte etwa 10 Worte davon entschlüsseln. Martin konnte mir die 2 1/2 Seiten fließend vorlesen. es war ein saustarke Story. Er hatte - unentdeckt - ganz allein ein FUNKTIONIERENDES eigenes Schreibsystem entwickelt. Und dafür bekommt man in unseren "Schulen" eine 6 nach der anderen und wird als Versager ausgebildet!
Ich sage es noch einmal: Wenn sonst keiner mit Deinen Talenten umgehen kann, dann gehe DU GUT mit ihnen um! Es geht um Dein Leben und jedes Talent, gerade wenn es sdchwach sein sollte, lechzt ein Leben lang danach, sich zu verwirklichen. Ich habe immer wieder erlebt, dass die Fähigkeiten der Betroffenen, sehr weit über dem liegen, was man ihnen "diagnostiziert" hat. Aber es sind noch nicht ausgewachsene Fähigkeioten, sie brauchen regelmäßig Stärkung und Pflege. Und das, was man für die Sache braucht, steht alles im Duden oder Wahrig. Wenn die Talente motiviert sind, wird es bewältigbar. Ich freue mich auf Deinen Erfolg.
Franz Josef Neffe