Abgrenzung antisoziale Persönlichkeitsstörung und aggressive Persönlichkeitsstörung

NACH dem ICD ist die Antisoziale Persönlichkeitsstörung (Dissoziale Persönlichkeitsstörung -> ICD-10 F60.2 )
und die Aggressive Persönlichkeitsstörung (reizbare, explosible Persönlichkeitsstörung-> ICD-10 60.30 emotional-instabile Persönlichkeitsstörung vom Impulsiven Typus
anhand der folgenden Kritereien nicht zu unterscheiden.
Rudimentäre DSM-Abgenzung von APS udn BPS im Sinne von manipulativem Verhalten wegen Macht und Profit, materiellem Gewinn contra emotionaler Zuwendung gehen damit auch fehl.
Auch in Frage zu stellen scheint nunmehr die Abgrenzung nach dem vermeintlich wesentlichsten Unterschied zwischen Antisozialer Persönlichkeitsstörung und emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung
( Borderline-Typus oder auch Impulsiver Typus)
wonach der Borderliner sozusagen GlasGefühle hat, die höchst fragil sind.
Es handele sich also beim Borderliner IM GEGENSATZ zur antisozialen Persönlichkeit um einen extrem feinfühligen Menschen, der nur in der Überkompensation die Gefühle anderer, gefühllos anmutend, verletzen kann..
Die antiszoziale Persönlichkeit dagegen sei im Grundwesen gekennzeichnet durch Dickfälligkeit, emotionale Unempfindlichkeit und Gefühlskälte.



Antisoziale Persönlichkeitsstörung
(->ICD-10 F60.2 Dissoziale Persönlichkeitsstörung
DSM-IV 301.7 Antisoziale Persönlichkeitsstörung):

Die antisoziale Persönlichkeit macht sich schon im Kindes- und Jugendalter durch Missachtung von Regeln und Normen (z. B. Schuleschwänzen, Vandalismus, Fortlaufen von zuhause, Stehlen, häufiges Lügen) und der Unfähigkeit aus Erfahrung zu lernen, bemerkbar. Für letzteres ist es wichtig zu wissen, dass APS nicht oder kaum durch körperliche Schmerzen oder Bestrafungen konditionierbar sind. Im Erwachsenalter führen Betroffene ihr Verhalten fort durch nur zeitweiliges Arbeiten, Gesetzesübertretungen, Gereiztheit und körperlich aggressives Verhalten, Nichtbezahlen von Schulden, Rücksichtslosigkeit und Drogenkonsum. Nicht selten landen sie dabei im Gefängnis. Kriminalität ist allerdings nicht notwendig für die Diagnose von APS, denn es gibt auch viele angepasste APs, die beruflich erfolgreich sind. In der Business-Welt kann die APS zum beruflichen Vorteil werden: Laut einer Studie sind Geschäftsführer von großen Unternehmen häufig von der Störung betroffen.[2] Auch darf man nicht den Fehler begehen, bei jedem delinquenten Menschen von einer APS auszugehen. Es gibt viele Gründe für Delinquenz und die APS ist nur einer davon.

Personen mit einer APS sind impulsiv, leicht reizbar und planen nicht voraus. Darüber hinaus zeigen sie keinen Respekt vor der Wahrheit und keine Reue für Missetaten.

Ihre gefühlsmäßigen Beziehungen zu Personen sind so schwach, dass sie sich nicht in Personen hineinversetzen können und keine Schuldgefühle oder Verantwortungsbewusstsein kennen. Dadurch fällt es ihnen schwer, Personen abzugrenzen und auf sie Rücksicht zu nehmen. Dass sie auffällig werden und eine hohe Risikobereitschaft haben, könnte ein Versuch sein, ihre innere Leere auszufüllen. Ihr eigenes Gefühlsrepertoire (besonders das für negative Gefühle) kann beschränkt sein, weswegen sie Gestiken von anderen Personen imitieren. Gefühle anderer hingegen nehmen sie gut wahr und können sie manipulierend ausnutzen, während sie selber außergewöhnlich charmant sind. Sie können aber auch eine spielerische Leichtigkeit ausstrahlen, und bei guter intellektueller Begabung unter Umständen recht geistreich, witzig und unterhaltsam sein.

Dissoziale Störungen lassen sich weiter in drei Subtypen einteilen, über die allerdings wissenschaftliche Kontroversen geführt werden.

Instrumentell-dissoziales Verhalten

Dieser Subtyp ist vor allem auf Geld, materielle Werte sowie Macht aus. Diese Personen haben keinen Leidensdruck, sondern ein übersteigertes Selbstvertrauen und Machtgefühl, und daher keine Veränderungsbereitschaft. Diese Wesensart hat Ähnlichkeit mit dem, was früher Psychopath genannt wurde: kein Einfühlungsvermögen, Schuldgefühl oder Angst, oberflächlicher Charme und Gefühlsregungen, und instabile, wechselnde Beziehungen. Allerdings kann dies manchmal der gesellschaftlichen Norm entsprechen.

Impulsiv-feindseliges Verhalten

Charakteristisch ist eine geringe Handlungskontrolle, die kaum bewusst, sondern fast nur durch Impulsivität beeinflusst wird. Dabei steht materieller Gewinn im Hintergrund. Die gemütsmäßige Beteiligung ist hier hoch; u.a. ist Wut und Ärger fast immer zu finden. Handlungen von anderen werden viel zu häufig negativ, z.B. als Bedrohung oder Provokation gedeutet, und es wird, kombiniert mit geringer Frustrationstoleranz, dementsprechend reagiert. Die Handlungen sind dabei ungeplant.

Ängstlich-aggressives Verhalten

Die dritte Gruppe ist vor allem im forensischen Bereich auffällig. Hier findet man oft deprimierte, schüchterne und ängstliche Personen, die in Extremsituationen Gewaltausbrüche produzieren, die die anderen beiden Subtypen übertreffen können. Außerhalb ihrer Ausbrüche sind die meisten beherrschte und sonst weniger auffallende Menschen. Posttraumatische Erlebnisse finden sich hier am häufigsten.

Des weiteren können hier auch Mischtypen auftreten.



Aggressive Persönlichkeitsstörung

(reizbare, explosible Persönlichkeitsstörung-> ICD-10 60.30 emotional-instabile Persönlichkeitsstörung vom Impulsiven Typus, auch Aggressive Persönlichkeitsstörung genannt)

Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, Impulse auszuagieren ohne Berücksichtigung von Konsequenzen, und wechselnder, launenhafter Stimmung. Die Fähigkeit, vorauszuplanen ist gering und Ausbrüche intensiven Ärgers können zu oft gewalttätigem und explosivem Verhalten führen; dieses Verhalten wird leicht ausgelöst, wenn impulsive Handlungen von anderen kritisiert oder behindert werden.
Zwei Erscheinungsformen dieser Persönlichkeitsstörung können näher beschrieben werden, bei beiden finden sich Impulsivität und mangelnde Selbstkontrolle. Folgende Merkmale müssen erfüllt sein:

F 60.30 - emotional instabile Persönlichkeitsstörung impulsiver Typus
Die wesentlichen Charakterzüge sind:
- emotionale Instabilität, leichte Erregbarkeit
- mangelnde Impulskontrolle und Affektsteuerung
- Neigung zu gewalttätigem und bedrohlichem Verhalten
- unbesonnene und kurzschlüssig aggressive Reaktionen, insbesondere bei Kritik und Zurückweisung durch andere


IDEEN für eine Abgrenzung?

Antworten (4)
F 60.30

Hallo, ich bin weiblich, habe die F 60.30 und kann sehr wohl diese Diagnose von den restlichen, besonders " dissoziale PS " unterscheiden. Ich finde es teils völlig lächerlich, wie hier höchst theoretisch Diagnosen erläutert werden, und die Leute, die diese Diagnosen haben, nicht zu Wort kommen um sie ggf. besser zu erläutern. Mfg

DSM contra ICD

Im DSM gibt es die aggressive Persönlichkeitsstörung an sich nicht.
Auch nicht als Subtyp der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung, sondern dort entspräche die ICD-10- mäßige aggressive Persönlichkeitsstörung als Untertypus der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung nämlich der intermittierend, explosiblen Störung.

Wegen der Ich-Dystonie bei der solitär auftretenden, genannten Impulskontrollstörung und damit der Reue nach Missetaten wird diese dabei von der Antisozialen Persönlicheitsstörung unterschieden und diese damit dann ausgeschlossen..

Nur ist die Ich-Dystonie auch so eine fragwürdige Sache, da auch bei APS Reue oft als Mittel zum Zweck zu finden ist.

Wann also ist REUE sozusagen wahrhaftig, wann werden Missetaten wirklich als nicht dem eigenen Wesen zugehörig gesehen ??

Autonomie/Abhängigkeitskonflikt contra ZUNEIGUNG/ABLEHNUNGSkonflikt

Wenn also bei der leichten Reizbarkeit, der mangelnden Impulskontrolle und beim aggressiv-feindseligen Verhalten, dem explosiven Temperemant, den unangmessenen Affektausbrüchen, der Unfähigkeit im voraus zu planen und die Folgen ihres Handelns zu antizipieren keine Unterscheidung möglich ist, dann liegt es doch Nahe Muster in den Motiven zu untersuchen.

Meine Überlegung geht dahin, dass bei der antisozialen PS der zwanghafte Normenverstoß, das zwanghafte abweichende Verhalten sich auf SELBSTBEHAUPTUNG udn WILLENSDURCHSETZUNG gründet im Sinne eines neurotischen ZUGEHÖRIGKEIT/Abgrenzung bzw Autonomie / Abhängigkeitskonflikts.
DAS WESEN bein der aggressiven PS indes ist stärker geprägt durch das Bedürfnis nach Bestätigung des Selbstwertes und Zuneigung im Sinne eines neurotischen ZUNEIGUNG/ABLEHNUNGSkonfliktes..
Eine etwaige, gegebenfalls auftretende Diskrepanz zwischen Verhalten und den geltenden sozialen Normen (WESEN DER antisozialen PS) ist hier bei der aggressiven PS dann kein Selbstzweck, sondern eher ein indirekter Reflex..

Hat Jemand dazu IDEEN?

MOTIV WILLE bei antisozialer PS contra MOTIV SELBSTWERTTSCHUTZ bei der aggressiven PS

Leider finden sich weder in den DSM noch in den ICD-Kriterien Unterscheidungen hinichtlich der MUSTER bezüglich der Motive bzw Motivbündel für unangemessene Impulsivität und aggressive Affektausbrüche.
Kann man verallgemeinern, dass bei der antisozialen PS der Wille zur Macht bzw die Willensdurchsetzung im Motiv für unangemessene Affektausbrüche wesentlicher ist, während bei bei der aggressiven PS Ablehnung, Liebesentzug, emotionale Kränkung das Selbstbild, den Selbstwert stärker erschüttert, so dass dies, also der SELBSTWERTTSCHUTZ, wesentlicher für unangemessene Affektausbrüche ist?

Antwort schreiben

Du schreibst diese Antwort nur als Gast. Melde dich an, wenn du bereits ein Profil hast oder werde jetzt Mitglied der paradisi-Community: Kostenlos registrieren

Mehr Beiträge zum Thema