Hey Stefan
Ich kann deine Probleme nachempfinden, weil ich eine ähnliche Phase durchgemacht habe. In meiner alten Klasse kam ich einfach überhaupt nicht klar, weil ich 1) ziemlich schüchtern bin (mittlerweile war) und leider schnell das Interesse an anderen Menschen verliere und 2) mich sehr für die Schule engagiere (man ist dann halt schnell der allseits unbeliebte "Streber") und 3) dazu neige, sehr rechthaberisch zu sein. Das Problem ist, wenn man den Anschluss einmal verloren oder überhaupt nicht gefunden hat, ist es zu spät. Es spielt sich alles so ein, dass eine Änderung nur schwer möglich ist. Ich wurde zwar nicht angefeindet, aber einfach ausgeschlossen und musste mir blöde Sprüche gefallen lassen. Ja, man fühlt sich dann einfach scheiße und fragt sich, ob man nicht selbst ganz allein schuld ist.
Für mich war die Lösung, einfach eine Klasse zu überspringen, um mit neuen Leuten zusammenzukommen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass meine Mitschüler nun reifer und damit vernünftiger sind, aber ich habe keine Probleme mehr. Viele Probleme lösen sich wirklich von selbst. Bei "neuen" Menschen fällt es einem auch viel leichter, offen auf sie zuzugehen und sie anzusprechen. Irgendwann muss man merken: Scheiß auf deine Schüchternheit, von selbst kommt keiner auf dich zu, du musst auf die anderen zugehen! Dann klappt es auch: In der neuen Klasse habe ich keine Probleme mehr, und werde angenommen und geschätzt.
Sicherlich ist das schwer, aber ich habe in der Zeit, in der mich alle ignoriert haben, gelernt, mich nicht um die Meinung der anderen Menschen zu kümmern. Ich weiß nicht, ob man dafür ein bestimmter Menschentyp sein muss, aber bei mir hat sich in dieser Deprizeit so viel Trotz angesammelt, dass ich nun ganz unbefangen auf Menschen zu gehen kann, weil ich mich für nichts mehr zu schämen brauche und von anderen einfach VERLANGE, mich so zu nehmen, wie ich bin. Wie man sich selbst nimmt, so nehmen einen auch die anderen.
Ich habe daher folgende Tipps für dich:
1) Versuch, aus deinem Umfeld rauszukommen (Klassen- oder sogar Schulwechsel). Neue Menschen = neue Chancen. Darf ich fragen, auf welcher Schulform du derzeit bist? Wenn du dich z.B. auf dem Gymnasium befindest, entweder eine Klasse wiederholen oder auf die Realschule gehen (wie auch Bizzy93 schon vorgeschlagen hat). Zurück aufs Gymi kannste später immer noch!
2) Such dir außerhalb der Schule Freunde/Bekannte. Wenn du Lust hast, geh in einen Chor (man MUSS überhaupt nicht gut singen können, solange man leise bleibt ;-), wenn du gut mit dem PC umgehen kannst, such dir Gleichgesinnte. Geh einfach raus aus deinen eigenen vier Wänden!
3) Such Kontakt zu einer Kirchengemeinde oder religiösen Gemeinschaft (keine Sekte, die macht dich noch unglücklicher und einsamer!!!). Auch wenn du nicht gläubig bist, findest du dort immer Menschen, die freundlich mit dir umgehen und sich nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen. Lies vielleicht auch in der Bibel (NT): Für mich war es einfach ein unglaubliches seelisches Aufputschmittel, um mehr Selbstbewusstsein zu bekommen (Man ist eben nicht eine Maschine, die nur Leistung bringen muss, und die, so sie das nicht kann, ausrangiert und vernachlässigt wird, sondern immer noch ein Mensch!). Auch andere Philosophien und Glaubensrichtungen sind sicherlich hilfreich, man braucht einfach eine Hoffnung mit Inhalt. Musst ja kein megafrommer Christ oder sowas werden... ;-)
Oder versuche es bei einer Umweltorganisation wie Greenpeace. Du brauchst einfach Menschen, die den Mut haben, eben nicht einfach jeden Trend mitzumachen, sondern "weiter" als die anderen sehen.
4) Man muss nicht unbedingt gute Leistungen bringen, um seinen Platz im Leben zu finden. Wenn du z.B. gut mit dem PC umgehen kannst, überlege dir, wie du dein Hobby nutzen kannst. Geh vielleicht auf eine berufsbildende Schule und beginne deine Ausbildung - das ist keine Schande, denn man muss nicht unbedingt ein Abitur haben!
5) Geduld! Mag sicherlich schwerfallen, aber man bleibt nicht in einer Sackgasse, sondern findet immer einen Ausweg. Ich wollte es zuerst auch nicht glauben, aber es ist so. Man selbst muss allerdings auch etwas dafür tun, seinen "inneren Schweinehund" einmal zu überwinden. Verlieren kannste ja nichts, nur gewinnen!
Viel Erfolg für dich und lass den Selbstmord-Mist auf jeden Fall! Zur Aufmunterung ein Zitat aus einem Lied von "Wir sind Helden": "Du musst nicht überall dazu gehören, aber such, was zu dir gehört!"
Wenn du Fragen hast, frag einfach! Kp, ob das, was mir wirklich geholfen hat, auch dir in dieser Form hilft. Eins aber ist sicher: Dein Leben ist mehr als dass, was andere Leute von dir denken!
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Nochmal zum Selbstmord: Ich bezweifle, dass man, indem man sich umbringt, einfach seine Problemen loswerden kann. So leicht können wir uns nicht aus der Verantwortung ziehen und die Probs, vor denen wir hier fliehen, begegnen uns sicherlich wieder.
Aus einem Gedicht von M. Claudius (An einen Selbstmörder):
Er glaubte sich und seine Not
Zu lösen durch den Tod.
Wie hat er sich betrogen!
Und alles, was ihn hier geschreckt,
Ist mit ihm hingezogen. –
Wie hat er sich betrogen!