Erste Hilfe bei Chef durchgeführt

Hallo ihr lieben,

Ich wende mich heute an euch, da mich das ganze wahnsinnig macht.
Und ich weiß so gar nicht wie ich überhaupt anfangen soll.

Vor 10 Tagen hatte mein Chef einen Herzinfarkt.
Wir hatten eine kurze Besprechung in der mir aufgefallen war, dass mein Chef es besonders eilig hatte, diese zu beenden.
Er war recht kurzatmig und hielt sich leicht krampfend den Oberarm.

Als er in sein Büro ist, bin ich ihm kurzerhand gefolgt.
Er hatte die Tür zu und wollte offensichtlich in Ruhe gelassen werden.
Ich bin trotzdem rein um zu sehen ob alles in Ordnung sei.
Er hat mich angebrüllt, dass ich raus gehen soll und in diesem Moment schaltete sich bei mir das Hirn aus. Alles was danach stattgefunden hat, fand auf einer Gefühlsebene statt, mit der ich für mich nicht umgehen kann.
So wie er das letzte Wort gebrüllt hatte, verschlechterte sich sein Zustand und er krampfte noch mehr und meinte, dass er keine Luft bekommt.

Ich habe mir sofort den nächsten Kollegen geschnappt und habe ihn ins Büro gezogen. Er sollte den Rettungsdienst anrufen.

Kurzerhand habe ich meinen Chef zu mir gezogen und habe mich mit ihm auf den Boden gesetzt. Ich habe mich hinter ihn gesetzt und ihn an mich gelehnt, so dass er es bequem hatte.
Er meinte immer wieder und vor allem total panisch, dass er keine Luft mehr bekommt. Ich habe seine Panik und vor allem das krampfen seines Körpers hautnah mitbekommen.
Wir haben das Fenster aufgemacht. Ich habe ihm die obersten Knöpfe seines Hemdes und sogar den Gürtel und die Hose geöffnet.
Ich habe immer wieder zu ihm gesagt, er solle versuchen langsam zu Atmen und versuchen nicht in Panik zu verfallen. Habe ihm gesagt, dass ich bei ihm bleibe und wir das zusammen durchstehen.

Ich habe noch nie zuvor in so ein weißes, verschwitztes und voller Angst erstarrtes Gesicht gesehen wie in diesen Moment.

Dann passierte es. Es kam zum Herzstillstand. Mein Kollege und ich leiteten sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein.
In diesem Moment überschattete mich eine Angst, wie ich sie noch nie erlebt habe.

Und genau diese Angst, dieses Gefühl will seitdem einfach nicht mehr weichen.
Ich muss ständig daran denken. Nein, ich fühle das immer wieder aufs neue.
Mich macht das verrückt.
Ebenso macht es mich wahnsinnig, dass ich überhaupt nicht weiß wie es ihm geht.
Haben wir richtig gehandelt? Hat sein Gehirn schaden genommen.
Meine Gedanken kreisen nur noch um meinen Chef.

Vor zwei Tagen stand ich vor dem Krankenhauszimmer und war drauf und dran, anzuklopfen. Denn ich wollte unbedingt wissen wie es ihm geht.
Ich habe es nicht getan. Denn auf einmal platzte in mir ein neuer Knoten und mir wurde klar, dass diese Person dahinter immerhin mein Chef ist. Eine Person die immer Distanz zu seinen Mitarbeitern warte.
Mir kam plötzlich, dass ich diese Distanz sehr weit überschritten habe. Ich habe ihm Hemd und Hose geöffnet. Ihn von hinten umarmt, ihm dennSchweiß von der Stirn gewischt und ihn gestreichelt.
Das war mir bis zu diesem Tag gar nicht so bewusst, was ich tat.
Eine neue/weiter Angst überkam mich.
Gefolgt von neuen Fragen. Völlig irrsinnige. Fragen darüber, wie denn eine weitere Zusammenarbeit möglich sein sollte und fragen darüber ob er deshalb sauer ist.

Ich glaube ich habe Angst, ihm gegenüber zu treten.

Kann mir jemand sagen ob diese Achterbahn der Gefühle, Fragen und Sorgen normal ist.

Liebe Grüße und danke fürs Lesen.

Sylvia

Antworten (7)
Chef gerettet

Hallo Sylvia, du hast deinem Chef das Leben gerettet, und damit brauchst du dir kein Vorwurf mehr zu machen, ob du richtig gehandelt hast oder nicht, ihn besuchen sollst oder nicht. Als du ihn gerettet hast, schrie er dich an, und du hast es doch gemacht und richtig gemacht. Besuch ihn einfach, und du wirst sehen, er wird sich freuen, auch wenn er davor jetzt Angst hat

Hallo,

sorry, dass ich mich erst jetzt melde.
Als er noch bei Bewusstsein war habe ich das als Krampfen wahrgenommen.
Vieles was Rose schreibt benannte er auch und/oder habe ich so wahrgenommen.
Lt. seiner Frau, die kurz bei uns in der Abteilung war, war es ein Infarkt.
Es wurde viel gesprochen, aber wie es ihm konkret geht weiß ich leider immer noch nicht.

Ich habe seine Frau direkt gefragt, ob ich und der Kollege der dabei war (ihm geht es ähnlich wie mir) ihn mal besuchen können.
Seine Frau möchte das aber nicht. Sie sagt, er würde sich ohnehin schon Sorgen um mich machen. Außerdem sei das im Moment auch gar nicht erlaubt.

So heißt es halt abwarten ob wir ihn jemals wieder sehen.

@ Leolustig,
das macht man auch nicht von der Leiter abspringen. Für Fehlstellung von Gliedmaßen gibt es in den groben zweiten Möglichkeiten, Luxation (alltagssprachliche Auskugeln oder Verrenken von Gelenken) oder Fraktur (meist offene Fraktur). Das Luxation bei einem Absprung von einer Leiter entsteht ist meist durch Abnutzung des Gelenkbereiches zu sehen, ganz einfach erklärt. Bei einem unglücklichen Absprung von der Leite zieht man sich eher eine Verstauchung vor. Offene Frakturen kommen da eher seltener zu stand, da es an er erheblichen Gewalteinwirkung fehlt. Ursächlich für die Fehlstellung bei deinem Chef (Luxation) wird seine abgenutzten Bänder (mit entsprechendem Gewebe) oder es gab schon eine Vorverletzung in Richtung Luxation.

Leolustig, Führungskräfte sind auch nur Menschen und verletzlich. Meist steckt hinter dominante Führungskraft physische Probleme oder diese wollen ein Wissensmangel verdecken. Es gibt Führungskräfte, die sind dümmer als ihre Mitarbeiter, nur mal als Tipp.

Leolustig, hinter „dominantes“ stecken meist Ängste (z.B. Versagensangst, physischer Druck bis hin zum persönlichen Leitendruckes u.s.w.). Dominantes Verwalten ist meist auf einem physischen Problem zurückzuführen. Meist steckt auch eine physische Erkrankung dahinter. Auch eine schlechte Medikamenteneinstellung kann solche Zustände erzeugen von physischer Angst.

Leolustig, ich bin schon viele Jahre in der Notaufnahme oder Notärztin tätig, was ich da erlebt habe, dass glaub keiner.

Bei Sylvia Beitrag können auch die Symptome „Herzinfarkt“ und Krampfanfall kann auch eine physische Ursache habe. Ihr Chef war nicht bewusstlos und dort muss man auch in Betracht ziehen ICD F44.5 Dissoziative Krampfanfälle. Zu einer Chronifizierung mit persistierenden Lähmungen und Gefühlsstörungen kann es kommen, wenn scheinbar unlösbare Probleme (z.B. bei ungünstigen Abhängigkeitsverhältnissen) vorliegen. Die Störungen können sich beispielsweise in Form von Sinnesausfällen, geistiger Abwesenheit, Lähmungen, Sensibilitätsausfällen oder Krampfanfällen präsentieren, ohne dass Hinweise für eine bekannte somatische oder neurologische Krankheit vorliegen. Ausschließlich Störungen der körperlichen Funktionen, die normalerweise unter willentlicher Kontrolle stehen, sowie der Verlust von sinnlicher Wahrnehmung werden als dissoziative Störungen bezeichnet. Es können da auch Symptome vom Herzinfarkt auftreten.

Liebe Grüße
Rose von Dublin

Ich war bei meinem Chef auch schon einmal Ersthelfer nach dem er mit einer Leiter zu Boden stürzte. Schuld war ich aber nicht, er hätte den Absprung nicht geschafft. Hand und Fuß hatten Fehlstellungen. Ich konnte ihn wie sonst auch beruhigen und kühlen .
Der RTW war schnell da. Seltsam war es aber schon den Wandel von der dominanten Führungskraft zum hilflosen Opfer in Sekundenschnelle mit anzusehen.

LG Leo

@ Leolustig
Schön was von Dir zu hören, wenn ich Zeit habe Helfe ich schon. Leolustig ich helfe dir auch bei deinem Thema weiter. Ich hatte heute ein Beitrag geschrieben zu Sophie. Ich sage nur Hausärzte, ich bezweifle die Diagnose ICD-10 E06.3 da ich vermute das ihr eine Wechselwirkung mit Medikamenten vorliegt oder die Pille das auslöst. Auch die Aussagen zum Blutwerten passen nicht zur Erkrankung. Dort hat wieder mal eine Hausärztin zu einem Kollegen eine Patientin abgeschoben, dass kostet Zeit und macht Arbeit. Ultraschall macht Arbeit, dass erleben wir in der Notaufnahme Tag täglich oder im Krankenhaus. Leolustig, dass ist eins mit den Ursachen das die Notaufnahmen überlastet werden. Ich hatte am Freitag ein Mädchen was 11 Jahre alt war und in Wirklichkeit ein Leistenbruch hatte. Dies hat die Kinderärztin nicht erkannt und bei Nachfrage bei der Kinderärztin wurde mir zur Antwort gegeben, dass Mädchen üblicherweise keine Leistenbrüche haben. Das Kind wurde in die Notaufnahme überwiesen, mit unklaren Bauchmerzen. Dazu kann man nichts mehr sagen.

Im Beitrag hier von Sylvia kann auch bei ihrem Chef eine Akute chronische Bronchitis vorliegen, aber hier muss es eine Vorgeschichte geben. Man kann dies am Schreibtisch sehr schlecht beurteil. Bis jetzt ist es mir ein Rätzel, warum die Mitarbeiter von ihrem Chef die Hose geöffnet haben. Krampfanfall passt nicht zum Herzinfarkt, da ist was ganz anderes im Argen. Weiterhin wurde auch nicht die Kaltschweißigkeit beschrieben.

Leolustig, Medizin ist das Ausschluss von bestimmten Krankheiten zu tätigen und in der Notaufnahme tappts man vielfach in Dunkel, was wirklich mit den Patienten los ist. Die Symptome von Krankheiten gleichen sich vielfach.

Liebe Grüße
Rose von Dublin

@ Rosen von Dublin

Liebe Rose schön das du hier helfen darfst, du machst das prima. So kann ich wenigstens von dir weiterhin lernen und aus deinem umfangreichen Wissen nutzen ziehen, ich möchte dich nicht aus den Augen verlieren und du darfst dich nicht entmutigen lassen trotz allem Menschen hier im Forum zu helfen.

In deinen Beitrag bin ich immer über den Punkt „Krampfen“ gestöbert, da dies kein klassiges Symptom von Herzinfarkt ist. Ursächlich das Krampfen von deinem Chef ist die mangelhafte Sauerstoffversorgung im Gehirn. Ich könnte Dir dies tiefgreifend medizinisch erklären. Die klassischen Anzeichen eines Herzinfarkts sind Schmerzen in der Brust. Meist strahlen sie in den gesamten Brustkorb bis in den Arm, den Unterkiefer, den Oberbauch und in den Rücken aus. Hinzu kommen ein Engegefühl, heftiger Druck und ein starkes Brennen im Brustkorb. Viele Betroffene beschreiben es, als ob ein Elefant auf ihrer Brust sitzen würde. Die Schmerzen und das Druckgefühl haben die meisten noch nie in dem Ausmaß erlebt. Da ein Herzinfarkt großen Stress für den Körper bedeutet werden vermehrt Stresshormone freigesetzt, die bewirken, dass man zu schwitzen beginnt und die Haut blass und kühl wird. Man spricht hier von ‚kaltschweißig‘. Die betroffene Person kann noch einige unspezifische Symptome zeigen, wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und generelles Unwohlsein. Diese etwas weniger bedrohlich wirkenden Anzeichen werden häufig unterschätzt und herabgespielt. Dabei sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass besonders Frauen, die gerade einen Herzinfarkt erleiden, eher diese unspezifischen Zeichen zeigen und man keinesfalls einen Herzinfarkt übergehen sollte.

Ich habe Medizin studiert und mein Fachgebiet sind Anästhesie, Notfalls Medizin und Unfallmedizin.

Deine Beschreibung deutet eher auf LE oder LAE. Durch einen Blutpfropfen (Blutgerinnsel), den sogenannten Thrombus (dann wird sie auch Lungenthrombembolie, pulmonale Thromboembolie oder Pulmonalarterienthrombembolie genannt), seltener durch Gasbläschen, beispielsweise bei durch Fett (Fettembolie) verursacht. Wegen des erhöhten Pumpwiderstandes im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertonie) wird die rechte Herzkammer stärker belastet (Cor pulmonale), was zu einer Herzinsuffizienz führen kann. Es kann auch zum Verschluss von Herzkranzgefäßen kommen.

Was wirklich vorliegt kann man nur in der Notaufnahme sehen schon allein am Blutbild und weiteren Diagnostik. Krampfanzeichen sind meist ein Zeichen auf Thrombembolie. Die Diagnostik ist nicht so einfach, wenn man die Vorerkrankung nicht kennt und die Patienten sind meist nicht in der Lage dieses einen Mitzuteilen.

Sylvia, in diesen Fall kannst du, wenn die ersten Anzeichen auftreten, sofort 112 wählen und genau die Symptome schildern und einen Notarzt/-in mit anfordern. Den Patienten in die stabile Seitenlage legen (Sitzen sehr ungünstig). Nichts zu trinken geben, dass die Patienten meist nicht schlucken können.

Ursächlich dafür ist in den meisten Fällen, verschleppte Krankheiten wie Erkältungen, Bluthochdruck bedingt durch Stress, Schlafrückmusstörungen und Überforderung. Meist spielt das ganze Arbeitsumfeld eine Rolle. Es gibt auch solche Fälle wo Medikamentenmissbrauch oder Drogenmissbrauch vorliegt, meist Leistungssteigender Mittel, das man im Arbeitsumfeld besteht und durchhält.

Sylvia, dass du in Panik gefallen bist ist was ganz Normales. Für mich ist dies Alltag. Bei erster Hilfe gibt es keine Dinanzen mehr, es kommt nur darauf an, dass die erste Hilfemaßnahmen eingeleitet werden.

Liebe Grüße
Rose von Dublin

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