Manchmal geht es nicht anders
Ich weiß, dass dies ein sehr schwieriges und emotionsbeladenes Thema ist. Denn an sich braucht die Natur in der Tat keine Hilfe durch den Menschen, das regelt sich alles von ganz allein, auch wenn es manchmal sehr lange dauern kann. Doch ich als Förster erachte es durchaus für legitim, nach großflächigen Waldbränden Gebiete wieder aufzuforsten oder gefährdeten Arten zu helfen (Igelrettung usw). Umstrittener wird das Ganze allerdings bei der Jagd und Hege des Wildes – ein vieldiskutiertes Thema in der Öffentlichkeit. Der Wolf mit seinen speziell angepassten Supersinnen übt als natürlicher Prädator auf seine Beutetiere freilich eine vollkommen andere Art der Selektion aus als der Mensch mit seiner Bejagung. Andererseits kann es aber auch unverantwortlich sein, manche Tiere am Leben zu lassen. Nehmen wir das Beispiel der Rehe. Im Sommer werden diese Tiere oft von gewissen Fliegen, den Rachendasseln, umschwirrt, welche ihnen im Vorbeifliegen schlupfreife Eier in die Nüstern spritzen. Die auskriechenden Maden wandern bis in den Schlund- und Rachenbereich der Rehe hinauf, wo sie sich festsetzen und Entzündungen verursachen. Sie ernähren sich von den Wundsekreten und bleiben zunächst noch unauffällig. Das Reh als Wirt bekommt so eine Art Schnupfen, wird aber dabei nur mäßig geschwächt und hat recht gute Chancen, sich selbst und damit auch die schmarotzenden Maden in seinem Kopf über den Winter zu bringen. Im Frühjahr aber beginnen die Maden beträchtlich an Größe zuzunehmen und werden schließlich monströse drei Zentimeter lang. Wenn ein Reh Dutzende dieser Schmarotzer im Kopf hat, bereitet ihm der Befall freilich furchtbare Qualen, wobei es verzweifelt versucht, die Maden irgendwie durch niesen usw. loszuwerden. Sofern es an dem Madenbefall nicht früher zugrunde geht, gelingt ihm das erst, wenn die Maden bereits verpuppungsreif sind. Am Boden verpuppen sie sich dann und ergeben kurze Zeit später eine neue Fliegengeneration. Auch Hirsche werden von Rachendasseln befallen, verkraften das aber aufgrund ihrer Größe und Robustheit zumeist besser. Um die Verbreitung und Vermehrung dieser abscheulichen Parasiten in Schach zu halten und das Tierleid zu begrenzen, ist es die Pflicht eines jeden Waidmannes, Tiere mit den entsprechenden Symptomen (Niesen, offenes Maul, Unruhe, Abmagerung…) abzuschießen und die Maden umgehend zu vernichten. Ein weiteres Beispiel ist die Tollwut, welche im ganzen Bundesgebiet inzwischen als ausgerottet gilt - ein großartiger Erfolg, wie ich finde. In die Kreisläufe der Natur einzugreifen mag durchaus weiterhin umstritten sein, in einigen Fällen ist es jedoch unumgänglich.